Traditionell wurden Feuerwerke eingesetzt, um die bösen Geister des Vorjahres zu verscheuchen. Heute gehören sie, wenn auch umstritten, für viele so zu Silvester, wie der Tannenbaum zu Weihnachten. Im Interview erläutert Prof. Dr. Jens Soentgen vom Wissenschaftszentrum Umwelt der Universität Augsburg, woraus Feuerwerke bestehen und welche Rolle Salpeter dabei spielt.
Was steckt in den Feuerwerkskörpern?
Neben der Zündschnur und der Ummantelung aus Papier bestehen Feuerwerkskörper aus Schwarzpulver, einer Mischung aus Kohle, Schwefel und Salpeter. Die wichtigste Zutat ist dabei Salpeter, lat. sal petrae, also Salz der Steine, der beispielweise an feuchten Mauern oder in Höhlen ausblüht. Genauer ist Salpeter ein Nitrat und kommt als Natrium-, Kalium- oder Calciumnitrat in der Natur vor. In der Natur findet man meist Calciumnitrat, der wurde dann durch Kochen mit Holzasche in Kaliumnitrat (KNO3) umgewandelt. Kaliumnitrat ist besser für Schießpulver, weil es kein Wasser anzieht.
Die verschiedenen Farben erhalten Feuerwerkskörper durch Beimischungen.
Mischt man Kupfer bei, wird die sichtbare Explosion grünlich oder bläulich, für Ziegelrot nimmt man Calcium. Wenn es so richtig blitzt, wurde meist Aluminiumpulver beigemischt.
Wie wurde Salpeter hergestellt?
Salpeter herzustellen war bis ins 19. Jahrhundert ein eigener Berufsstand, der der Salpeterer. Man ging gern zu Bauern und nahm sich Erde aus ihren Ställen, die durch die Ausscheidungen der Tiere sehr salpeterreich war. Die hat man dann mit Holzasche stundenlang gekocht und dann gefiltert und wie Brühe geklärt. Diese Lösung ließ man im Anschluss kristallisieren. Das war eine große Kunst, denn nur mit sehr reinem Salpeter funktioniert das Schwarzpulver.
Wie funktioniert der Salpeter im Feuerwerkskörper?
Im Salpeter steckt Stickstoff, vor allem aber Sauerstoff, dieser ist wichtig dafür, dass überhaupt eine Flamme entstehen kann. Das Salz versorgt die Kohle und den Schwefel mit diesem Sauerstoff, wobei literweise Gase entstehen, die entweichen wollen. Das geschieht dann mit einer Explosion.
Welche historische Bedeutung hatte Schwarzpulver abgesehen vom Feuerwerk?
Der englische Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der als Prophet der modernen Naturwissenschaft gilt, betonte im frühen 17. Jahrhundert die enorme Bedeutung des Schwarzpulvers als eine von drei bahnbrechenden Erfindungen – zusammen mit dem Kompass und dem Buchdruck. Schwarzpulver und die damit betriebenen Feuerwaffen veränderten die Welt grundlegend, verschoben militärische Macht und führten zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen, zum Beispiel, weil der Forscher John Mayow bei Experimenten mit Salpeter den Sauerstoff entdeckte.
Bacon selbst verehrte Salpeter so sehr, dass er riet, ihn zu essen, um besonders lange zu leben. So aß er jeden Morgen einen Teelöffel Salpeter, was seiner Gesundheit nicht zuträglich war, sondern zu einer allgemeinen Schwächung führte, weil Salpeter eben kein Superfood ist, wie Bacon dachte. Das Zeug ist giftig. Bacon wurde deshalb mit seiner Kur auch nicht alt, wie er eigentlich vorhatte, er starb mit knapp 65 Jahren an einer leichten Erkältung im April 1626.
Wo findet sich dieser Stoff noch sonst noch?
Manche Leute haben ihn im Keller. Dort kommt er allerdings nicht in großen Kristallen vor, sondern hat eine wattige Konsistenz. Außerdem wird synthetisch hergestellter Salpeter in Düngemitteln und auch in Kühlpads eingesetzt.
Über den Forscher:
Jens Soentgen, geboren 1967 in Bensberg, studierte Chemie und promovierte dann in Philosophie, mit einer Arbeit über den Stoffbegriff. Lehraufträge führten ihn anschließend an verschiedene Universitäten in der Bundesrepublik. Mehrfach war er in Brasilien als Gastdozent für Philosophie tätig. Seit 2002 ist er Wissenschaftlicher Leiter des Wissenschaftszentrums Umwelt der Universität Augsburg. Seit 2016 ist Jens Soentgen Adjunct Professor of Philosophy an der Memorial University in St. John’s, Kanada (Neufundland). Seine Arbeiten zum Salpeter sind unter anderem in dem Sammelband "N – Stickstoff, ein Element schreibt Weltgeschichte" publiziert, den er zusammen mit dem Chemiker Gerhard Ertl herausgegeben hat.
Prof. Dr. Jens Soentgen
Leiter Wissenschaftszentrum Umwelt der Universität Augsburg
Telefon: +49 821 598 – 3560
E-Mail: jens.soentgen@wzu.uni-augsburg.de
Ertl, Gerhard, and Jens Soentgen. 2015. “Einleitung.” In N: Stickstoff - ein
Element schreibt Weltgeschichte, edited by Gerhard Ertl and Jens Soentgen,
11–17. München: oekom.
Prof. Dr. Jens Soentgen - Der Chemiker und Philosoph ist Leiter des Wissenschaftszentrums Umwelt der ...
Source: Fotostelle
Copyright: Universität Augsburg
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Chemistry, Social studies
transregional, national
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