Team der Universitätsmedizin Magdeburg erzielt anhaltenden Therapieerfolg bei seltener Autoimmunerkrankung
Starke Bauchschmerzen vor mehr als 10 Jahren waren der Anfang einer langen Krankheitsgeschichte eines Patienten. Über Jahre hinweg litt er an einer seltenen Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem gesunde Organe angreift und zu einem irreversiblen Verlust der Organfunktion führen kann. Ein interdisziplinäres Team der Universitätsmedizin Magdeburg hat nun einen neuen Behandlungsweg beschritten: Mit einer CAR-T-Zelltherapie gelang es, die Erkrankung langfristig unter Kontrolle bringen und dem Patienten ein großes Stück Lebensqualität zurückzugeben. Über den Fall berichtet das Team im renommierten Journal of Hepatology.
Der Patient hatte eine IgG4-assoziierte Erkrankung. Dabei handelt es sich um eine sehr seltene, chronisch-entzündliche Systemerkrankung, die verschiedene Organe betreffen kann. Vereinfacht gesagt, erkennt das Immunsystem bestimmte körpereigene Strukturen fälschlicherweise als „fremd“ und greift sie an. Die Folge sind Entzündungen und Narben im Gewebe, die die Funktion von Organen dauerhaft einschränken können. In diesem Fall waren unter anderem die Gallengänge, die Lunge, die Bauchspeicheldrüse und die großen Bauchgefäße betroffen.
Über mehr als zehn Jahre wurde der Patient vom Team der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie mit konventionellen Therapien stabilisiert. Trotzdem schritt die Erkrankung langsam weiter voran.
Ein neuer Weg: ein „lebendiges Medikament“
In dieser schwierigen Situation entschied sich das Behandlungsteam gemeinsam mit Prof. Dimitrios Mougiakakos, Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie, und dem Patienten für einen innovativen, experimentellen Ansatz: den Einsatz einer CAR-T-Zelltherapie. Dabei handelt es sich um eine Art „lebendiges Medikament“. Dem Patienten werden eigene Abwehrzellen entnommen und im Labor so verändert, dass sie krankheitsverursachende Zellen gezielt erkennen und ausschalten können. Mit dieser hochspezialisierten Zelltherapie wurden in Magdeburg in den vergangenen Jahren bereits mehrere Patientinnen und Patienten mit schwer behandelbaren Autoimmunerkrankungen unter der Leitung von Prof. Mougiakakos erfolgreich behandelt – national wie international mit großer Beachtung.
Ein Jahr nach der Therapie zeigt sich ein stabiles Ergebnis: Der Patient hat keine aktiven Entzündungszeichen mehr und benötigt keine dauerhaften Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems. Seine Lebensqualität hat sich deutlich verbessert. Er konnte sogar erstmals seit Jahren wieder längere Reisen unternehmen – etwas, das lange undenkbar schien.
Ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung war zudem modernste Bildgebung. Mithilfe spezieller hochempfindlicher funktioneller Verfahren konnte Prof. Dr. Michael C. Kreißl, Chefarzt der Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Magdeburg, die Rückbildung der Entzündungsaktivität objektiv belegen. „Der Therapieerfolg ließ sich nicht nur klinisch sondern auch bildgebend eindeutig nachvollziehen“, so Kreißl. „Das zeigt die hohe Expertise am Standort Magdeburg.“
Warum dieser Fall wichtig ist
„Ein solcher Verlauf ist in dieser schwer behandelbaren Situation außergewöhnlich“, sagt Prof. Verena Keitel-Anselmino, Direktorin der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie. „Mit konventionellen Therapien hätten wir dieses Ausmaß und diese Nachhaltigkeit der Krankheitskontrolle zum damaligen Zeitpunkt nicht erreichen können. Diese Arbeit hat das Potenzial, die zukünftige Behandlung solcher Patientinnen und Patienten grundlegend zu verändern.“
Weltweit gibt es bislang nur einen weiteren Bericht aus China über den Einsatz von CAR-T-Zellen bei IgG4-assoziierten Erkrankungen. Der nun veröffentlichte Fall liefert daher wichtige Hinweise, ersetzt jedoch keine größeren klinischen Studien. Die Forschenden betonen, dass noch offen ist, bei wie vielen Patientinnen und Patienten diese Therapie wirksam ist, welche Risiken bestehen und wie dauerhaft der Effekt ausfällt.
Zudem sind CAR-T-Zelltherapien komplex und kostenintensiv. Sie werden derzeit vor allem bei bestimmten Krebserkrankungen eingesetzt. Ob und für wen sie künftig auch bei Autoimmunerkrankungen infrage kommen, müssen weitere Untersuchungen zeigen.
Prof. Mougiakakos fasst zusammen: „Dieser Fall zeigt, was möglich ist, wenn verschiedene Fachrichtungen eng zusammenarbeiten. Ärztinnen und Ärzte und Forschende aus der Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie, Gastroenterologie, Nuklearmedizin, Radiologie, Pathologie und Pneumologie haben ihr Wissen gebündelt. Das unterstreicht die Stärke unseres Standorts – insbesondere im Kontext des neu gegründeten Magdeburger Zentrums für Zell- und Immuntherapien MAZI, das ich leiten darf.“
Fotos: Portraitaufnahmen von Prof. Dr. med. Verena Keitel-Anselmino, Direktorin der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, und Prof. Dr. med. Dimitrios Mougiakakos, Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie. Fotografin: Sarah Kossmann/UMMD
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Prof. Dr. med. Verena Keitel-Anselmino
Email: verena.keitel-anselmino@med.ovgu.de
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Prof. Dr. med. Dimitrios Mougiakakos
Email: dimitrios.mougiakakos@med.ovgu.de
Tel: +49 391 67 13266
CAR T-cell therapy induces remission in multiorgan IgG4-related disease with hepatobiliary involvement; Journal of Hepatology; 2025 Dec 8; DOI: https://doi.org/10.1016/j.jhep.2025.11.027
Prof. Dr. med. Verena Keitel-Anselmino, Direktorin der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und ...
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Copyright: Universitätsmedizin Magdeburg
Prof. Dr. med. Dimitrios Mougiakakos, Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapi ...
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Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, all interested persons
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Miscellaneous scientific news/publications, Scientific Publications
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