Die sowjetische Führung hat sich früher als bisher bekannt zu einer engen Kooperation mit Nazideutschland entschieden, um Waffen und Maschinen für die Aufrüstung der Roten Armee zu erhalten. Gemäß einem bisher unbekannten Politbürobeschluß wurde die sowjetische Rüstungsindustrie bereits im Januar 1939 angewiesen, ihre Wünsche im Falle eines Kredits von deutscher Seite vorzulegen. Die Planungen wurden vom sowjetischen Diktator Josef Stalin persönlich in die Wege geleitet. Dies beweisen handschriftliche Notizen Stalins, die jetzt im russischen Präsidentenarchiv aufgefunden und in der neuesten Ausgabe der von der Katholischen Universität Eichstätt herausgegebenen Zeitschrift Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte (Böhlau-Verlag) veröffentlicht werden. Auf zwei Blättern listete Stalin auf, welche Waren die UdSSR dem Deutschen Reich anzubieten hatte und welche Moskau dafür im Gegenzug erhalten wollte. Nach den Forschungen des russischen Historikers Lev Besymenski, der dafür als einer der ersten Wissenschaftler die Stalin-Akten im ansonsten streng abgeschirmten Präsidentenarchiv einsehen konnte, sah Stalin in der ökonomischen Zusammenarbeit mit dem industriell fortgeschrittenen Deutschland die Basis für das sogenannte "Mikojan-Projekt", ein nach dem sowjetischen Außenhandelskommissar benanntes gigantisches Rüstungsprogramm.
In den im Westen erstmals veröffentlichten Aufzeichnungen, die zu den wenigen erhaltenen handschriftlichen Notizen des Diktators gehören, führt Stalin Rohstoffe wie Erdöl, Eisenerz, Chrom, Kupfer sowie Getreide und Baumwolle als Waren auf, die man an Berlin liefern könne. Im Gegenzug wollte die UdSSR Flugzeuge, einen Kreuzer, aber auch Magnesium "für die Flugzeugindustrie", wie Stalin ausdrücklich hinzufügte. Die Unterlagen belegen, daß sich Stalin frühzeitig mit der Möglichkeit eines Paktes mit Hitler beschäftigte und in einem deutsch-sowjetischen Bündnis eine ideale Ergänzung der beiden Volkswirtschaften sah, während öffentlich mit den Westmächten über eine gemeinsame Strategie gegen Hitler verhandelt wurde. Die deutsch-sowjetische Annäherung mündete im August 1939 in den Nichtangriffspakt, der Osteuropa unter den beiden Diktatoren aufteilte und Hitlers Feldzug gegen Polen erleichterte.
Der vollständige Aufsatz zu Stalins Plänen ist im neuesten Heft der vom Zentralinstitut für Mittel- und Osteuropastudien (ZIMOS) der Katholischen Universität Eichstätt herausgegebenen wissenschaftlichen Zeitschrift Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte enthalten, die im Böhlau Verlag erscheint. Das ZIMOS wurde 1994 gegründet und beschäftigt sich mit der Zeitgeschichte und den aktuellen Transformationsprozessen in Osteuropa.
Achtung: Fotos der Stalin-Notizen sind als Dateien beim ZIMOS erhältlich.
Forum für osteuropäische Ideen- und
Zeitgeschichte
ISSN 1433-4887
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Theodor-Heuss-Str. 76
51149 Köln
Tel.: 02203/307021
Fax.: 02203/307349
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Zentralinstitut für Mittel- und Osteuro-pastudien (ZIMOS)
Katholische Universität Eichstätt
Ostenstraße 27
D-85072 Eichstätt
Tel.: 08421/931717
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Criteria of this press release:
History / archaeology, Law, Politics
transregional, national
Research projects, Scientific Publications
German
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