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10/05/2004 10:39

Individuelle Entwicklung steuern, um Katastrophen vorzubeugen

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Zentrum für Angewandte Entwicklungswissenschaft (CADS) der Universität Jena startet mit Tagung vom 9.-12. Oktober

    Jena (05.10.04) Spätestens nach dem Erfurter Schulmassaker und weiteren ähnlichen Katastrophen wurde deutlich, dass mehr Kraft in die Prävention investiert werden muss. Solche Maßnahmen entwickeln, die auf den Erkenntnissen über die Ursachen beruhen, und damit Präventionsprogramme effektiver gestalten, will das Zentrum für Angewandte Entwicklungswissenschaft (CADS) an der Universität Jena. CADS wird offiziell mit einer internationalen Expertentagung vom 9.-12. Oktober in Weimar eröffnet. Die erste von zunächst fünf geplanten Konferenzen, die von der DFG und der Universität unterstützt wird, beschäftigt sich mit "Positiver Entwicklung: Individuen, Gemeinschaften und Sozialpolitik verbinden". Mehr als 20 Wissenschaftler aus dem In- und Ausland werden dieses Thema ausgehend von der Psychologie, Soziologie und den Angewandten Entwicklungswissenschaften beleuchten und mit Politikern, Stiftungen, Praktikern, Studierenden und Schülern diskutieren.

    Bereits der Tagungstitel beschreibt das Programm des interdisziplinären Jenaer "Centers for Applied Developmental Science" (CADS), das Prof. Rainer K. Silbereisen seit dem letzten Jahr aufbaut. Am Zentrum, das in dieser Form "in Deutschland einmalig" ist, wird Grundlagen- ebenso wie angewandte Forschung betrieben. Aber immer sollen die Ergebnisse ohne Umwege in die praktische Anwendung überführt werden.

    Drogenprophylaxe ebenso wie AIDS-Prävention

    "Wir wollen dabei helfen, dass jedermann und -frau mehr als bisher zum Chef der eigenen Entwicklung wird", nennt der Entwicklungspsychologe von der Uni Jena als Ziel. So gehören zu den Themen, die von CADS-Mitarbeitern behandelt werden ebenso Gründungsberatung wie Studien der Folgen von Einwanderung und demographischem Wandel sowie zahlreiche weitere Untersuchungen zu den Herausforderungen nach den sozialen und politischen Umwälzungen in Europa. Einen Schwerpunkt der praktischen Maßnahmen bilden Lebenskompetenz-Programme, v. a. für Jugendliche. Dabei gibt es keine Standardlösung, die - einmal gefunden - weltweit anwendbar ist. "Die Life Skills-Programme haben bei Alkohol- und Drogenprophylaxe in Deutschland guten, aber noch nicht umfassenden Erfolg, schon bei Antirauchkampagnen für Jugendliche greifen sie oft nicht ausreichend", weiß Silbereisen. Demnach muss der Erfolg der Programme weiter erhöht und vor allem die Anwendung der Programme und ihr Erfolg begutachtet werden. Dies ist eine Anforderung, die CADS leisten will und kann. Das, was in Deutschland funktioniert, lässt sich allerdings nicht Eins zu Eins ins Ausland übertragen. In Indien etwa, nennt Silbereisen ein Beispiel, müssen solche Life Skills-Programme den Jugendlichen helfen, im Slum zu überleben. "Wie mache ich aus Nichts Geld?" lautet die Frage, bei deren Beantwortung die Lebenskompetenzprogramme helfen müssen. In Botswana ist jeder Dritte der 15- bis 45-Jährigen HIV positiv. "Die Kinder wissen zwar, dass sie ein Kondom beim Sex benutzen sollten, doch das ist dort oft nicht mit der Mannesehre vereinbar", hat der Jenaer Psychologe erlebt. Die AIDS-Prävention muss hier ansetzen und den Jungen ins Bewusstsein bringen, "dass sie auch mit Kondom ein Mann sind", sagt Silbereisen. Der Entwicklungspsychologe ist bei solchen Problemen als Experte weltweit gefragt. Er nimmt die strapaziösen Reisen gerne auf sich, "da ich aus den Lösungsansätzen anderer Länder auch Erfahrungen nach Jena mitbringe, die wir bei der Entwicklung unserer Präventionsprogramme nutzen".

    Internationaler Know-how-Transfer

    Daher ist das Jenaer Kompetenzzentrum auch stark international ausgerichtet. Im CADS-Aufsichtsrat sitzen derzeit drei Koryphäen aus den USA, Österreich und Deutschland. In Vorbereitung ist außerdem ein Doktorandenprogramm mit den USA, das einen permanenten Austausch von Studenten und Wissenschaftlern ermöglichen soll, um immer wieder neue Ideen nach Jena und CADS-Know-how in die USA zu transferieren.

    (Geburtstags-)Wünsche an die Politik

    "Wir legen jetzt einen fliegenden Start hin", sagt Silbereisen über die Konferenz, während der er seinen 60. Geburtstag begeht. Der größte Wunsch des Jenaer Psychologen ist es dabei, dass die Unterstützung für CADS aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft weiterhin so intensiv bleibt. Die Politik, so wünscht sich Silbereisen nicht nur zum Geburtstag, sollte noch etwas stärker die Zusammenarbeit suchen und auch die Ergebnisse einsetzen. "Wir freuen uns, dass wir in Thüringen bereits an vielen Schulen unsere ersten Life Skills-Programme mit Erfolg präsentieren und anbieten können". Darin sieht Silbereisen bereits eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Arbeit des Jenaer Kompetenzzentrums.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Rainer K. Silbereisen
    Institut für Psychologie der Universität Jena
    Am Steiger 3/Haus 1, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945201
    Fax: 03641 / 945202
    E-Mail: Rainer.Silbereisen@uni-jena.de


    More information:

    http://www2.uni-jena.de/svw/devpsy/cads/confwork/conf01.php


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Organisational matters, Scientific conferences
    German


     

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