Korn-Osiris-Figur im hochauflösenden Computertomographen
Die Stadt Abydos spielt in der altägyptischen Religion eine bedeutende Rolle. Dort steht der Tempel Seti I, der Osiris geweiht ist. Zu Ehren des Gottes der Unterwelt fanden in Abydos vor rund 4000 Jahren bis zum Einfall der Christen kultische Festlichkeiten statt, zu denen religiöse Pilger Opfergaben mitbrachten. Sehr beliebte Opfergaben waren in dieser Zeit so genannte Korn-Osiris-Figuren. Die aus Lehm geformten und mit Körnern bespickten Körper wurden in Bitumen und Leinen gewickelt und in einen ca. 50 cm großen Sarg aus Holz gebettet. An der Kultstätte sollten die Körner, so der altägyptische Glaube, keimen und sprießen, der Sonne entgegen wachsen. Mit dem Aufgang der Saat in der Figur verbanden die Ägypter ihre Auferstehung nach dem Tod. Von diesen Korn-Osiris-Figuren, die es einst in großer Zahl gegeben hat, existieren nur noch 54 Exemplare. Eines davon hat das Ägyptologische Institut der Universität Tübingen aus einem Privatbestand aufgekauft und es an die Fachhochschule Aalen gebracht, um die Figur samt Sarg computertomographisch zu durchleuchten.
Die Ägyptologin Dr. Ulrike Fritz wollte in Erfahrung bringen, aus wie vielen Schichten die Umwicklung der Tübinger Korn-Osiris-Figur besteht und ob die Körner tatsächlich gekeimt haben. Der Computertomograph im Gießereilabor der FH Aalen hätte auch das Vorhandensein einer Gesichtsmaske unter den Binden nachgewiesen - falls sich dort eine befunden hätte. Dr. Irmgard Pfeifer-Schäller von der ARGE Metallguss führte Messungen mit einer Voxelgröße von bis zu 0,061 mm durch. (Ein Voxel ist ein dreidimensionales Pixel, das einen bestimmten Grauwert enthält. Es bezeichnet die kleinste darstellbare Bildeinheit in einem räumlichen Modell.) In dieser Auflösung ist eindeutig zu erkennen, dass die Wicklung der Figur aus drei verschiedenen Schichten besteht. Bemerkenswert ist, dass Kopf und Leib separat gewickelt und anschließend mit drei Metallstiften verbunden wurden. Die computertomographischen Aufnahmen zeigen zudem, dass die Körner - sehr wahrscheinlich Gerste - gequollen sind und vermutlich auch gekeimt haben. Aus den sehr deutlich sichtbaren Jahresringen des Sargs konnten die beiden Wissenschaftlerinnen schließen, dass Boden und Deckel aus einem Baum gezimmert wurden.
Computertomographischer Querschnitt der Korn-Osiris-Figur.
None
Oberflächenscan des Sarges, in dem sich die Korn-Osiris-Figur befindet.
None
Criteria of this press release:
Geosciences, Mechanical engineering
transregional, national
Research results
German
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