Für viele Studierende in Deutschland beginnt in diesen Tagen das Wintersemester 2004/2005 alles andere als optimal, weil sie sich in vielen Universitätsstädten einer akuten Wohnungsnot gegenüber sehen. Günstige Unterkünfte sind auf dem privaten Wohnungsmarkt kaum zu haben, und für die rund zwei Millionen Studierenden gibt es lediglich 220.000 Wohnheimplätze. Kritisch sei die Situation insbesondere an vielen Orten in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen, aber auch in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, erläutert Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks (DSW). Nach seiner Einschätzung fehlen bundesweit mindestens 20.000 Wohnheimplätze.
Die Studentenwerke versuchen auch in diesem Jahr mit viel Phantasie und Improvisationsvermögen, über ihre bereits belegten Wohnheimplätze hinaus, Studierende unterzubringen. Meyer auf der Heyde nennt als Beispiele Notunterkünfte wie Wohncontainer oder Matratzenlager. Vielerorts hätten die Studentenwerke über die lokalen Medien Kampagnen lanciert, um private Vermieter dazu zu bewegen, Wohnungen oder Zimmer an Studierende zu vermieten. Wie Meyer auf der Heyde weiter ausführt, betrage die Wartezeit auf einen Wohnheimplatz an einigen Orten über ein Jahr: "In München standen bei Semesterbeginn 8.000 Studienanfängern nur 700 Wohnheimplätze zur Verfügung. Auf der Warteliste stehen rund 2.000 Studierende."
Dramatisch sei die Lage im besonderen für Studierende, die von der Zentralen Vergabestelle für Studienplätze erst vor kurzem einen Studienplatz zugewiesen bekamen, für Nachrücker und ausländische Studierende. "Wir werben mit internationalen Kampagnen ausländische Gaststudierende an, um den Hochschulstandort Deutschland aufzuwerten, können ihnen aber nicht ausreichend bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen. Das ist kontraproduktiv", sagt Meyer auf der Heyde. "Wer die Internationalisierung unserer Hochschulen wirklich will, muss sich auch um die entsprechende soziale Infrastruktur bemühen." Der DSW-Generalsekretär sieht in einem neuen bundesweiten Studentenwohnraum-Förderprogramm von Bund und Ländern die einzige Lösung, die zu jedem Semesterbeginn wiederkehrende studentische Wohnungsnot dauerhaft in den Griff zu bekommen.
Meyer auf der Heyde betont allerdings, dass die Wohnsituation für Studierende regional extrem unterschiedlich sei. Es herrsche nicht überall Wohnungsnot. Gerade in den östlichen Bundesländern sei die Lage vielerorts entspannt; so beispielsweise in Berlin, Dresden und Leipzig.
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