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10/26/2004 16:28

Wo der Phantom-Hintern piepst und falsches Blut fließt

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Die Medizinische Fakultät der Uni Würzburg hat die praktische Ausbildung ihrer Studierenden weiter verbessert: In einem neu eingerichteten Lernstudio, dem "Skills Lab", können die angehenden Mediziner ab dem 5. Semester (1. Klinisches Semester) grundlegende Untersuchungs- und Behandlungstechniken einüben - zum Beispiel das Legen von Kanülen für Infusionen, das Abhören von Lunge und Herz oder die Ultraschalluntersuchung innerer Organe.

    Immer wieder wird beklagt, dass deutsche Medizinstudenten zu theorielastig ausgebildet werden und viel zu spät mit der Praxis in Berührung kommen. Das wollen die Würzburger Uni-Mediziner mit ihrem Lernstudio ändern. In den neu eingerichteten Räumen in der ehemaligen Urologie stehen unter anderem realitätsnahe "Phantom-Patienten" und Multimedia-Lehrprogramme zur Verfügung. 50.000 Euro hat die Fakultät investiert, um ihre Studierenden frühzeitig mit den praktischen Aufgaben eines Arztes vertraut zu machen.

    An teils computergesteuerten Patientenmodellen, so genannten Phantomen, können die Studierenden Lunge und Herz abhören. Künstliche Arme dienen dazu, den Einstich mit der Injektionsnadel oder das Abnehmen von Blut zu üben. Die Phantome sind lebensecht gestaltet. Wenn es etwa darum geht, dem Modell eine Kanüle in die große Halsvene zu schieben, so ist diese mit roter Flüssigkeit gefüllt. Mögliche Fehler erlebt der Student darum realitätsnah mit: Unter Umständen fließt im Lernstudio Blut - wenn auch kein echtes.

    Anderes Beispiel: An einem künstlichen Gesäß trainieren die jungen Mediziner das Setzen einer Spritze direkt in den Muskel. Das ist zum Beispiel bei Impfungen nötig. Treffen sie dabei die falsche Stelle, reagiert der Phantom-Hintern mit lautem Piepsen. Stechen sie richtig, bleibt er still - direkte Erfolgskontrolle nennt man das. Nach diesem Prinzip funktioniert auch eine Ganzkörper-Puppe, an der sich Notfalleinsätze üben lassen, unter anderem Wiederbelebungsmaßnahmen wie Beatmung.

    Doch die Studenten üben nicht nur an künstlichen Menschenteilen, sondern auch mit echten Personen: Da sie die Übungen im Lernstudio in Gruppen absolvieren, können sie an ihren Kommilitonen zum Beispiel Lungenfunktionstests durchführen oder ihnen ein EKG abnehmen. "Von Student zu Student gehen solche Untersuchungen erstmal leichter als wenn man gleich vor einem echten Patienten steht", sagt Studiendekan Professor Matthias Frosch.

    Das Lernstudio auf dem Altgelände des Uniklinikums besteht aus vier Übungsräumen - insgesamt rund 120 Quadratmeter, darin diverse Phantome und Geräte sowie fünf PC's mit Multimedia-Lehrprogrammen zur Patientenuntersuchung. In einem Seminarraum befindet sich eine kleine Bibliothek mit grundlegenden Lehrbüchern im Aufbau.

    Im Lernstudio laufen Kurse, die zur regulären Ausbildung gehören. Es werden aber auch Studierende als Tutoren für ihre Kommilitonen angelernt. Sie sollen es möglich machen, das Studio künftig nicht nur während der Kurse, sondern möglichst den ganzen Tag geöffnet zu halten, wie Studiendekan Frosch ankündigt. Dann können sich die Studierenden auf Eigeninitiative dort treffen und unter Anleitung der Tutoren fleißig üben, üben, üben.


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    Die Medizinstudenten Ulrich Rohsbach (rechts) und Daniel Holzheid demonstrieren im Skills-Lab die Reanimation am Phantom. Foto: Gunnar Bartsch
    Die Medizinstudenten Ulrich Rohsbach (rechts) und Daniel Holzheid demonstrieren im Skills-Lab die Re ...

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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Studies and teaching
    German


     

    Die Medizinstudenten Ulrich Rohsbach (rechts) und Daniel Holzheid demonstrieren im Skills-Lab die Reanimation am Phantom. Foto: Gunnar Bartsch


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