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11/04/2004 13:29

Wege zur Integration, Seelische Traumatisierung und Sturzkrankheit - Symposium in Hamburg

Jens Oliver Bonnet Konzernbereich Unternehmenskommunikation/Pressestelle
LBK Hamburg GmbH

    Rund 300 Experten für die Behandlung älterer Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet treffen sich am 5. und 6. November 2004 auf dem 4. Hamburger Symposium "Aktuelle Konzepte der Altersmedizin" in Norderstedt, um über aktuelle gesundheitspolitische und medizinische Themen zu diskutieren.

    Die Schwerpunkte liegen auf den Behandlungsmöglichkeiten für seelisch traumatisierte Patienten und Patienten mit Sturzkrankheiten. Daneben stehen Diagnostik und Therapie von Gangstörungen, Schlaganfall, Schwindel und Inkontinenz sowie Erfahrungen sexualisierter Gewalt, Demenz, Depressionen und Suizidalität auf der Tagesordnung. Wichtiger Bestandteil der Diskussionen werden auch die aktuellen Entwicklungen im Gesundheits- und Sozialsystems sein. "Der fortschreitende Umbau verlangt nach einer neuen Kultur der Verständigung und des Austauschs über Fachgebiete und Berufsgruppen hinweg", sagt PD Dr. Werner Hofmann, Leitender Arzt der Abteilung Geriatrie im Klinikum Nord, der neben dem Chefarzt für Gerontopsychiatrie, Dr. Claus Wächtler, die wissenschaftliche Leitung des jährlichen Symposiums übernommen hat.

    Neben den Vorträgen und Workshops für das Fachpublikum sind drei öffentliche Veranstaltungen vorgesehen:

    - Freitag, 5. November, 18.30 bis 19.30 Uhr: Podiumsdiskussion "Wege zur Integrierten Versorgung" (kostenfrei)

    - Sonnabend, 6. November, 9.15 bis 10.45 Uhr, Gesprächsrunde für Senioren und Angehörige "Sind Stürze im Alter vermeidbar?" und von 11.15 bis 12.45 Uhr, Gesprächsrunde für Senioren und Angehörige "Leben mit Demenz - was heißt das?" (Eintritt jeweils 5 EUR).

    - Sonnabend, 6. November, 13.15 bis 14.30 Uhr, Expertentreffen "Referenten stehen Rede und Antwort" (kostenfrei).

    Alle Veranstaltungen finden statt in der

    TriBühne Norderstedt, Rathausallee 50, 22846 Norderstedt.

    Am Sonnabend ab 15 Uhr findet zudem eine Führung durch das Zentrum für Ältere im Klinikum Nord - Ochsenzoll (Treffpunkt: Haus 15) statt. Das Zentrum für Ältere im Klinikum Nord wurde im Jahr 2000 eröffnet. Die Abteilung für Geriatrie mit den Schwerpunkten Schlaganfall und Erkrankungen des Bewegungsapparates und die Abteilung für Gerontopsychiatrie mit ihren speziellen Angeboten bei Demenz, Depression und Sucht schlossen sich hier zu einem interdisziplinären Team zusammen. Damit stellt das Zentrum für Ältere eine umfassende Versorgung für ältere Patienten sicher, bei denen sich somatische und psychische Erkrankungen häufig überschneiden. Neben der stationären Behandlung umfassen die Therapieangebote im Zentrum für Ältere eine Memory-Clinic, die geriatrische Tagesklinik und die gerontopsychiatrische Tagesklinik.

    Schwerpunktthemen des 4. Hamburger Symposiums
    "Aktuelle Konzepte der Altersmedizin"

    Gesundheitspolitik

    Integrierte Versorgung -
    Chance für ein zukunftsfähiges "Markenprodukt" altersmedizinischer Vollversorgung?

    Ist es sinnvoll und möglich, speziell für ältere Menschen, die wiederholt verschiedene Einrichtungen des Gesundheitswesens in Anspruch nehmen, eine "Marke" altersmedizinischer Versorgung in einem integrierten Versorgungsnetz zu schaffen? Ältere Patienten verursachen häufig hohe und anhaltende Behandlungs-, Erhaltungs- und Folgekosten für Therapie und Pflege. Ohne gut aufeinander abgestimmte Versorgungspfade kommt es zu unerwünschten Wiederaufnahmen in die Akutbehandlung des Krankenhauses. Kann die Integrierte Versorgung gerade dort, wo im jetzigen Gesundheitssystem die größten Schwächen bestehen, nämlich in der Fragmentierung der Sektoren, die größten Erfolge versprechen?

    Nach anfänglicher Goldgräberstimmung für produktbezogene IV-Verträge scheint nun ein "Gärungsprozess" für kassenübergreifende Konzepte regionaler Versorgungsverbünde zu entstehen. Dies wäre dann kein auf eine Indikation, sondern ein auf eine Population, in diesem Fall auf die Gruppe der Älteren, bezogenes Konzept. Das Motto des 4. Hamburger Symposiums "Aktuelle Konzepte der Altersmedizin" lautet daher "Wege zur Integration". Neben medizinischen Schwerpunktthemen steht diese wichtige gesundheitspolitische Frage im Mittelpunkt.

    Vorträge von Dr. Lutz Hoffmann, Hamburg, und Prof. Dr. Ludger Pientka, Bochum, befassen sich mit dieser Frage ebenso wie Vertreter von VdAK, BKK, Hausarztverband, Berufsverband Deutscher Nervenärzte, ein Unternehmensberater, Gesellschaft für integrierte Versorgung und Behörde für Wissenschaft und Gesundheit bei einer Podiumsdiskussion Freitag, den 5. November 2004.

    Samstag, den 6. November 2004, berichten Dr. Thomas Stamm von weit fortgeschrittenen, flächendeckenden Verträgen geriatrischer Einrichtungen in Schleswig-Holstein und Rudolf Greiff als Unternehmensberater, Lübeck, über praktische Vertragsgestaltung.

    Medizin

    Frühere Traumatisierung älterer Menschen und ihre Folgen

    In den vergangenen Jahren setzte in der Bundesrepublik Deutschland sowohl in der Literatur (z.B. G. Grass: "Im Krebsgang", 2002) als auch in der Fachwelt vermehrt eine Auseinandersetzung mit den Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg und deren Folgen ein. Ungezählte damals junge Menschen haben Willkür, Bedrohung durch Bombenabwurf, Vergewaltigung oder schwere Verluste wie Vertreibung aus der Heimat oder den Tod eines Nahestehenden erlebt.

    Die mittlerweile Älteren begegnen uns heute in Arztpraxen, Krankenhäusern oder Pflegeheimen. Spätfolgen der frühen Traumatisierung können Ängste, Unruhezustände oder Depressionen, unter Umständen auch körperliche Erkrankungen sein. Das Alter mit den zunehmenden Einschränkungen und Abhängigkeiten reaktiviert die lange zurückliegenden Ereignisse. So berichtete uns kürzlich eine 78-jährige Frau, dass sie damals, bei Kriegsende, in russische Gefangenschaft verschleppt worden sei. Sie habe unsägliches Leid an sich und ihren Leidensgenossinnen erlebt: "Die Pflegesituation, das Abhängigsein im Alter: Das erinnert mich an das Schreckliche. Das will man doch nicht mehr erleben. Das macht mir Angst!"

    Auch das Erlebnis extremer Stress-Belastung und ständiger Todesnähe prägt Holocaust-Opfer bis heute. Prof. Dr. Hans Lauter aus München, einer unser Referenten, schrieb dazu: "Bei vielen Holocaustopfern tritt gegen Ende ihres Lebens ein Zusammenbruch bisheriger Bewältigungs- und Abwehrmechanismen zutage, der durch eine Aktualisierung von Todeserfahrungen gekennzeichnet ist."

    Prof. Dr. Hartmut Radebold (Kassel), der ebenfalls auf unserem Symposium spricht, rät den ärztlichen Kollegen, in der Begegnung mit betroffenen Älteren "historisch zu denken" (2004) - was heißt: vor dem Hintergrund eines Verständnisses für die (Lebens-)Geschichte die vielfältige psycho-somatische Symptomatik als mögliche Folge einer psychischen Traumatisierung zu erkennen und die Betroffenen auf entsprechende Zusammenhänge anzusprechen.

    Die Tagung wird Einblicke in die seelische Traumatisierung der heute Älteren vermitteln und Konzepte zum Erkennen und zur Therapie bereithalten.

    Sturz und Sturzkrankheit ist eines der geriatrischen Schwerpunktthemen beim 4. Hamburger Symposium "Aktuelle Konzepte der Altersmedizin". Die Folgen von Stürzen sind nicht nur für den betroffenen älteren Menschen gravierend, z. B. wenn er eine Schenkelhalsfraktur erleidet, oder wenn er aus bloßer Angst vor einem erneuten Sturz seine körperliche Beweglichkeit einschränkt. Volkswirtschaftlich stellen Stürze einen sehr beträchtlichen Kostenfaktor im Gesundheitswesen dar. Der Fachbuchautor Siegfried Huhn aus Berlin stellt hier den aktuellen pflegerische Expertenstandard (DNQP) erstmals vor. Prof. Dr. Peter Vieregge aus Lemgo berichtet über gestörte regulative Mechanismen des Gehens, die zu Stürzen führen. Und Prof. Dr. Roland Hardt aus Trier zeigt die Zusammenhänge zwischen Schwindel, Sturz und Synkope (Sturz mit Bewusstlosigkeit) auf. Insgesamt wird auf der Veranstaltung ein Update der im Laufe der vergangenen zehn Jahre gut gesicherten Erkenntnisse zur Sturzprävention und zur Vermeidung der Folgen gegeben.


    More information:

    http://www.lbk-hh.de/html/aktuell/veranst/lbkv/index_1196.php


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
    German


     

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