Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin fordert Strukturreform in klinischer Forschung - Sechs-Punkte-Katalog vorgelegt
Wiesbaden - In ihrem aktuellen Positionspapier identifiziert die deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) die zentralen Probleme der Nachwuchsförderung in der klinischen Forschung: Fehlende Perspektiven für Jungforscher, Bürokratie und mangelnde Förderinstrumente. Zur Lösung fordert die Gesellschaft weitgehende Reformen und den Umbau des bisherigen Finanzierungssystems. Um international wettbewerbsfähig sein zu können, müssten 10 Prozent der Akademikerstellen einer Universitätsklinik für die Forschung verwendet werden. Gleichzeitig fordert die DGIM, die Karrierechancen für angehende Mediziner in der Forschung deutlich zu verbessern. Dies soll durch einen Wissenschaftstarifvertrag, engere Kooperation zwischen Forschungseinrichtungen und längerfristige Planbarkeit von Forschungsmitteln geschehen.
Wer als Mediziner in Deutschland in der medizinischen Forschung tätig ist oder eine Laufbahn in der Wissenschaft anstrebt und die Altersgrenze von 35 Jahren erreicht hat, steht vor großen Problemen: Stipendien und Förderprogramme von Drittmittelgebern wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) sind in dieser Altersklasse begrenzt. Einzige Möglichkeit wäre in diesem Fall eine Festanstellung. In Zeiten knapper Kassen meiden Universitätsklinika diesen Weg jedoch. Als Alternative bleibt Nachwuchsforschern oft nur die stark auf klinische Arbeit konzentrierte Oberarzttätigkeit.
Diese Entwicklung sieht die DGIM mit großer Sorge. Daher warnt die DGIM-Kommission "Klinische Forschung - Nachwuchsförderung" unter Leitung von Professor Dr. med. Jürgen Schölmerich aus Regensburg in ihrem Positionspapier davor, dass der klinischen Forschung dadurch Wissenschaftler verloren gingen, die dringend gebraucht würden. "Für wissenschaftliche Einrichtungen muss es wichtig sein, hochqualifizierten Wissenschaftlern frühzeitig attraktive Perspektiven einer längerfristigen Forschungstätigkeit bieten zu können", erklärt Professor Schölmerich.
Als Ausweg schlägt die DGIM einen Sechs-Punkte-Plan vor: In ihm fordert die Kommission, dass zehn Prozent der Akademikerstellen einer Universitätsklinik der Forschung zur Verfügung stehen müssen. Heute finden sich oft Mischpositionen, die Forschungstätigkeit neben den klinischen Aufgaben erschweren. Zudem sollten Bürokratie und Kündigungsschutzregeln abgebaut und zusätzliche Stellen durch "Overheads" zu Drittmittelprojekten finanziert werden. Die DGIM fordert auch die Einrichtung eines Wissenschaftstarifvertrags und befürwortet - wie bereits in den USA praktiziert - die Idee einer leistungsorientierten Besoldung durch Vergabe von zusätzliche "Grants" für besondere Leistungen.
Gleichzeitig regt die Kommission an, Altersgrenzen und Befristungsregeln zu lockern und spezielle Wissenschaftlerstellen zu schaffen, auf denen selbständig und größtenteils eigenverantwortlich geforscht werden könne. Dazu solle auch die Zusammenarbeit mit grundlagenorientierten Instituten wie den Max-Planck-Instituten gestärkt werden. Wegen der zeitlichen Begrenzung betrachtet die DGIM in diesem Zusammenhang die bereits eingeführte Juniorprofessur als wenig hilfreich.
In vielen Punkten ihres Forderungskatalogs stimmt die DGIM mit der Auffassung der Wissenschaftsräte und der Vereinigung Interdisziplinärer Zentren für klinische Forschung, ACRC, überein. Beide Gremien hatten kürzlich ebenso wie die DGIM Empfehlungen zu diesem Thema veröffentlicht. Dies zeigt nach Ansicht der DGIM die Dringlichkeit der anstehenden Reformen.
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Criteria of this press release:
Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Teaching / education
transregional, national
Science policy, Transfer of Science or Research
German
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