Professor (em.) Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Bunge ist tot. Er starb im Alter von 75 Jahren am vergangenen Sonntag, den 28. November. In den letzten Jahren, seit seiner Emeritierung im Jahre 1997, hatte Professor Bunge seine wissenschaftliche Heimat am Institut für Physik und Physikalische Technologien der TU Clausthal gefunden, wo er sich sehr wohl fühlte, und führte überdies am HASYLAB in Hamburg ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziertes Projekt durch. So ereilte ihn der Tod mitten in produktiver, wissenschaftlicher Arbeit.
Seinen 75. Geburtstag am 29. Juli hatte Bunge im Kreis von über einhundert befreundeten, fachlich verbundenen Wissenschaftlern an der Universität Metz in Frankreich mit einem Fachkolloquium begangen. Am 10. November wurde im kleineren Kreis im Institut für Physik und Physikalische Technologien der TU Clausthal mit Leibniz-Preisträger Prof. Dr. Dierk Raabe, Jg. 1965, vom Düsseldorfer Max-Planck-Institut für Eisenforschung als Vortragendem das Ereignis nachgefeiert - sichtbarer Ausdruck der Tatsache, dass sein Fachgebiet, die Texturforschung, auch für die heutige Wissenschaftlergeneration - in Anverwandlung neuer Fragen - ein Feld für herausragende, kreative Köpfe ist.
Professor Bunge wurde 1929 in Zerbst bei Dessau geboren. Nach dem Abitur im Jahre 1946 absolvierte er zunächst eine Feinmechanikerlehre. 1947 nahm er das Physikstudium an der Martin-Luther-Universität in Halle auf. Seit der Promotion im Jahr 1955 war die Kristalltextur vielkristalliner Werkstoffe sein Forschungsgebiet.
Zunächst arbeitete Hans-Joachim Bunge am Institut für Kristallstrukturforschung der Deutschen Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin und widmete sich Untersuchungsmethoden zur Bestimmung der Textur, so insbesondere der Beugung von Röntgenstrahlen am Vielkristall (1955 - 1968). 1968 kehrte er an das Zentralinstitut für Festkörperphysik und Werkstoffwissenschaften der Deutschen Akademie der Wissenschaften nach Dresden zurück. Die vielversprechende Karriere als Wissenschaftler in der DDR wurde abrupt beendet, als er mit seiner Frau Helga und dem Sohn Hans-Peter 1974 durch Flucht der staatlichen Indoktrination zu entrinnen suchte. Der Versuch scheiterte. Sie wurden über ein Jahr getrennt voneinander inhaftiert. 1975 wurden die Familie Bunge von der Bundesregierung als politische Häftlinge freigekauft. Von 1975 bis 1976 ermöglichte ihm ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft Forschungsaufenthalte bei Prof. Dr. G. Wassermann in Clausthal und bei Prof. Dr. R. Wenk in Berkeley in Kalifornien. 1976 wurde Dr. Bunge als Nachfolger von Prof. Dr. G. Wassermann als Professor und Institutsdirektor an das Institut für Metallkunde und Metallphysik der TU Clausthal berufen.
1969 veröffentlichte Bunge das grundlegende Werk "Mathematische Methoden der Texturanalyse", das in Fachkreisen noch heute als die "Bibel" dieses Arbeitsgebietes gilt. Bunge war Autor oder Herausgeber von weiteren zehn Büchern über quantitative Texturanalyse und anisotrope Materialeigenschaften. Er hat nahezu 500 Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften und Tagungsbänden veröffentlicht. Die TU Clausthal trauert um den Menschen und großen Wissenschaftler Hans-Joachim Bunge.
Vor wenigen Tagen: Prof. (em.) Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Bunge mit seiner Frau Helga und Prof. Dr. W ...
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Vor wenigen Tagen: Prof. (em.) Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Bunge mit seiner Frau Helga und Prof. Dr. W ...
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