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03/04/1999 12:21

"Künstliche Leber" wird im UKE erprobt

Dr. Marion Schafft Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

    Seit kurzem steht im Universitäts-Krankenhaus Hamburg-Eppendorf (UKE) ein System zur Verfügung, das bei Patienten die Leberfunktion unterstützen soll, wenn das Organ akut ausgefallen ist. Im Rahmen einer internationalen Studie soll geklärt werden, ob das zusätzlich zur intensivmedizinischen Standardtherapie (SIT) angewandte System das Überleben und den Krankheitsverlauf derart schwer Erkrankter positiv beeinflussen kann.

    Die klinische Prüfung erfolgt in Kooperation mit dem US-amerikanischen Unternehmen CIRCE Biomedical Inc., das dieses neuartige Leber-Unterstützungssystem (LAS) entwickelt hat. An der Studie werden sich rund 20 weitere Kliniken aus mehreren Ländern beteiligen; die Gesamtzahl der Patienten soll rund 200 betragen, Laufzeit der Studie ist ein Jahr. Studienleiter in Hamburg ist Privatdozent Dr. Xavier Rogiers, kommissarischer Direktor der UKE-Abteilung für Hepatobiliäre Chirurgie (Transplantationschirurgie). Die Studie wird in enger Kooperation mit der Klinik für Anästhesiologie und der Abteilung für Transfusionsmedizin des UKE durchgeführt.

    Das Leber-Unterstützungssystem besteht aus zwei Kreisläufen. Zunächst wird das Blut der Patienten über einen Venenkatheter in ein bereits technisch etabliertes Plasmapherese-System geleitet. Dort werden alle Blutkörperchen separiert. Das verbleibende Blutplasma gelangt anschließend in ein zweites System, den Leber-Unterstützungskreislauf, in dem das Plasma gefiltert, gewärmt und mit Sauerstoff angereichert wird. Wichtigster Bestandteil sind besonders präparierte, auf Gelkügelchen kultivierte Schweine-Leberzellen, die den biologischen Anteil des Systems darstellen. Ein möglicher Effekt könnte sein, daß diese Zellen das Blut entgiften und es mit wichtigen Enzymen sowie anderen Stoffen, die überlebensnotwendig sind, versorgen. Das so aufbereitete Blutplasma fließt dann wieder - zusammen mit den Blutkörperchen - über den Venenkatheter zu den Patienten zurück.

    Vor der jeweiligen Einzelbehandlung wird die benötigte Menge an tiefgefroren aufbewahrten Zellen aufgetaut und verarbeitet; dabei verwenden die Ärzte für jede Behandlung frische Zellen. Alle 16 bis 72 Stunden soll eine solche LAS-Behandlung bei den Betroffenen durchgeführt werden. Die Behandlungsphase kann bis zu 14 Tage andauern.

    In die Studie werden lediglich Patienten aufgenommen, die an einem akuten Leberversagen leiden - entweder aufgrund eines nicht funktionierenden Lebertransplantats oder bei einem Leberausfall, der häufig durch Hepatitisviren oder Medikamente verursacht wurde.

    Ob das neue System einen zusätzlichen positiven Effekt gegenüber der bisherigen Standard-Intensivtherapie hat, ist noch völlig offen. Es besteht jedoch die Hoffnung, daß damit die riskante Wartezeit bis zu einer notwendigen Transplantation überbrückt werden könnte. In bestimmten Fällen könnte sich die schwer erkrankte Leber unter LAS auch wieder stabilisieren, so daß eine zunächst nötige Verpflanzung überflüssig würde. In einer Voruntersuchung an drei anderen Zentren waren 21 an akutem Leberversagen erkrankte Patienten mit LAS behandelt worden; 19 davon hatten überlebt.

    Bislang sind weltweit 36 Patienten in die klinische Studie eingeschlossen; die Hälfte von ihnen wird mit LAS behandelt, die Kontrollgruppe nur mit der herkömmlichen Standard-Intensivtherapie. Seit Ende Dezember 1998 nimmt das UKE als bisher einziges Zentrum in Deutschland an der Studie teil. Der erste Patient wurde am 22. Februar 1999 mit LAS behandelt; bei ihm war es zu einem akuten Leberversagen mit zunehmendem Leberkoma gekommen. Er erhielt inzwischen eine Spenderleber und konnte vor wenigen Tagen die Intensivstation verlassen.

    Das UKE gehört zu den führenden Lebertransplantationszentren in Deutschland. Im vergangenen Jahr erhielten 73 Patienten eine Spenderleber, davon waren 35 Kinder und 38 Erwachsene. Insgesamt wurde im UKE bislang bei 550 Patienten ein solches Organ transplantiert. Die Ärzte haben sich besonders auf die Leber-Lebendspende von Eltern auf ein erkranktes Kind spezialisiert.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

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