Wird die Gesundheit wegrationalisiert?
Veranstaltung aus der Reihe "Ethik in der Medizin"
Jena (08.03.99) Wenn Ärzte ihre Praxen schließen und auf der Straße demonstrieren, so muß sie ein ungewöhnlich schwerer Konflikt belasten. Ein Teil dieses Grundkonfliktes der Gesundheitspolitik lautet schlicht und dramatisch: Zu wenig Geld für den - zu hohen ? - Bedarf, meint Prof. Dr. Dietfried Jorke. Der Mediziner und Ehrensenator der Universität Jena leitet am 20. März eine Tagung zum Thema "Humane Krankenversorgung oder Beitragsstabilität". Wie dramatisch ist die Situation für die Patienten und ihre Ärzte? Welche Faktoren beeinflussen sie, und welche Folgen sind zu erwarten? Diese Fragen sollen während der öffentlichen Veranstaltung ab 9.30 Uhr im Hörsaal 24 des Uni-Hauptgebäudes (Fürstengraben 1) behandelt und diskutiert werden.
Die Veranstalter - die Akademie für ärztliche Fort- und Weiterbildung der Landesärztekammer Thüringen, das Collegium Europaeum Jenense und die Medizinische Fakultät der Jenaer Universität - laden alle Interessierten zur Teilnahme ein. Es besteht die Möglichkeit, unterstreicht Prof. Jorke, "die eigene Meinung in die Generaldebatte im Anschluß an die Vorträge einzubringen".
Die Rationalisierung im Gesundheitswesen läuft schon. Welche Grundrechte des Patienten (Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit) und des Arztes (Berufsfreiheit) werden vielleicht verletzt? Hält sich der Arzt aus wirtschaftlichen Gründen nicht an die medizinischen Standards, so verletzt er die Sorgfaltspflicht und geht ein hohes Haftungsrisiko ein. Und wem soll er verknappte Leistung vorenthalten? Solche Probleme wird der Jenaer Jurist Prof. Dr. Peter M. Huber erörtern.
Der Ökonom Prof. Dr. Peter Oberender (Universität Bayreuth) wird sich mit den Faktoren der verteilungspolitischen Konflikte befassen und die Möglichkeiten einer Steuerung durch den Markt untersuchen. Auch die Bedeutung der Rationalisierung und ihr schleichender Umschlag in Rationierung gehört zu seinem Thema.
Dem Ethiker stellt sich die Frage, ob ein Menschenleben "ein ökonomisches Gut" ist, ob man Menschen "bewerten" kann. Gibt es eine ethische Theorie der Verteilungsgerechtigkeit, oder folgt die Rationierung einem merkantilistischem Nützlichkeitsdenken, wird der Jenaer Philosoph Prof. Dr. Klaus-M. Kodalle beleuchten.
Schließlich wird der Mediziner Prof. Dr. Christoph Fuchs (Bundesärztekammer) die Fragen nach den Folgen stellen. In welchen Gewissenskonflikt geraten die Ärzte und welche Wahl- und Entscheidungsmöglichkeiten bleiben dem mündigen Patienten? Muß er der Ressourcenverteilung (nach Zahlungsfähigkeit, sozialem Wert, Alter) zukünftig mißtrauen? Wie kann angesichts dieser Probleme der Arzt in Zukunft noch die Verantwortung tragen?
Der Studientag - aus der Veranstaltungsreihe "Ethik in der Medizin" - soll Hinweise geben, welche Lösungswege denkbar sind, damit Patienten und Ärzte in Zukunft nicht mehr auf der Straße gehen müssen.
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Axel Burchardt M. A.
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931041
Fax: 03641/931042
e-mail: hab@sokrates.Verwaltung.uni-jena.de
Criteria of this press release:
Economics / business administration, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications
German
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