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03/08/1999 15:56

IWH-Wirtschaft im Wandel 3/1999

Ingrid Dede Bereich Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Wirtschaftsforschung Halle

    Der Volltext mit Abbildungen und Tabellen zu den einzelnen Beiträgen steht im Internet unter http://www.iwh.uni-halle.de

    Ostdeutschlands Wirtschaft zwischen Expansion und Schrumpfung

    Auch neun Jahre nach dem Fall der Mauer setzte sich der strukturelle Wandel der ostdeutschen Wirtschaft mit hohem Tempo fort. Im vergangenen Jahr konnte die ostdeutsche Industrie ihre Wertschöpfung insgesamt um gut zwölf Prozent ausweiten, während das Baugewerbe einen Rückgang um nahezu neun Prozent hinnehmen mußte. Noch stärker zeigt sich der strukturelle Wandel auf der Ebene der Wirtschaftszweige. So konnten die Bereiche Herstellung von Kraftwagen und Kraftwa-genteilen sowie Herstellung von Büromaschinen, Datenverarbeitungsgeräten und -einrichtungen ihre Produktion im Jahr 1998 um nahezu 50 Prozent erhöhen, während das Bekleidungsgewerbe eine Produktionseinbuße von 15 Prozent verkraften mußte.
    Ostdeutschland wird also nach wie vor durch das Nebeneinander von Expansion und Schrumpfung, Erfolg und Mißerfolg geprägt. Eine Durchschnittsbetrachtung, wie sie etwa die Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts von 2,1 Prozent für das Jahr 1998 vermittelt, verdeckt den immensen strukturellen Wandel. Vor dem Hintergrund der Differenzierung überrascht es auch kaum, daß positive neben negativen Urteilen über die ostdeutsche Wirtschaft zu finden sind. Die Suche nach stabilen Strukturen der ostdeutschen Wirtschaft setzt sich fort.

    Bestimmungsfaktoren der Überstunden in der westdeutschen Industrie
    In der aktuellen arbeitsmarktpolitischen Diskussion wird verschiedentlich vorgeschlagen, durch Maßnahmen der Arbeitsumverteilung einen höheren Beschäftigungsstand zu erreichen. Jüngere Untersuchungen haben jedoch gezeigt, daß die Variante einer Verkürzung der tariflichen Wochenarbeitszeit keinen merklichen Einfluß auf die Höhe der Beschäftigung haben muß. Das bei einer generellen Arbeitszeitverkürzung rechnerisch verteilbare Arbeitsvolumen kann offenbar durch eine Reihe von Faktoren reduziert werden, die zum Beispiel in sinkenden Betriebsnutzungszeiten, Produktivitätsgewinnen und in einem Aufbau von Überstunden bestehen können. Welchen Anteil eine Ausdehnung der Überstunden in diesem Anpassungsprozeß haben dürfte, wird im Rahmen des vorliegenden Beitrags auf der Grundlage panelökonometrischer Verfahren untersucht.
    Die Analyse macht zunächst deutlich, daß das geleistete Überstundenvolumen in der westdeutschen Industrie maßgeblich durch Einflüsse bestimmt wird, die nur begrenzt von den Unternehmen steuerbar sind. Hierzu zählen das konjunkturelle Umfeld, die Kosten des Faktors Arbeit, die Heterogenität des verfügbaren Humankapitals und die tariflich vereinbarte Arbeitszeit. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, daß das bei einer Arbeitszeitverkürzung potentiell frei werdende Arbeitsvolumen zu etwa 20 Prozent durch einen Aufbau von Überstunden reduziert wird.
    Christian Dreger (cdr@iwh.uni-halle.de)
    Hans-Ulrich Brautzsch (brt@iwh.uni-halle.de)


    Importgehalt des privaten Konsums in Deutschland in den 90er Jahren

    Die Kaufkraft der privaten Haushalte ist ein wesentliches Element der Binnenkonjunktur. Jedoch nicht jede Mark, die für den privaten Verbrauch ausgegeben wird, fließt in die inländische Produktion. Der Importgehalt des privaten Verbrauchs ist weitaus höher als es der Anteil der importierten Güter an der privaten Nachfrage erscheinen läßt. Übersehen wird häufig, daß die Geldausgaben der privaten Haushalte, die für Importe aufgewendet werden, sich nicht nur auf Direktimporte von Konsumgütern richten, sondern auch importierte Vorleistungen für die einheimische Produktion nach sich ziehen. So wurde in der ersten Hälfte der 90er Jahre gut jede zehnte D-Mark in Deutschland für Direktimporte von Konsumgütern aufgewandt. Eine ebenso starke Bedeutung für die Konsumnachfrage haben die direkt und indirekt importierten Vorleistungen für die Produktion von inländischen Konsumgütern und Dienstleistungen. Letztendlich fließt rund ein Viertel der Nachfrage der privaten Haushalte in Waren und Dienstleistungen, deren Produktionsstätten nicht in Deutschland liegen. Etwa drei Viertel der privaten Konsumnachfrage - der bei weitem überwiegende Teil - kommen jedoch den inländischen Produzenten zugute.
    Ruth Grunert (rgr@iwh.uni-halle.de)

    Beschäftigungsentwicklung in Ostdeutschland:
    Räumliche Muster und Hinweise auf einige Determinanten

    Zur Bestimmung regionalpolitischer Maßnahmen ist es wichtig, frühzeitig verläßliche Informationen über Einflußfaktoren auf die wirtschaftliche Entwicklung von Regionen zu erhalten. Eine Untersuchung der räumlichen Beschäftigungsveränderungen in den neuen Bundesländern ergibt, daß sich in den Landkreisen und kreisfreien Städten die Beschäftigung um so besser entwickelt hat, je geringer die Lohnzuwächse waren. Niedrige Lohnsteigerungen dürften sich folglich beschäftigungsfördernd auswirken. Weiterhin haben die kreisfreien Städte an Beschäftigung verloren, die dünn besiedelten Landkreise hingegen Zugewinne verzeichnet. Ein weiteres Ergebnis ist, daß aus der Randlage an den Außengrenzen der neuen Länder nicht automatisch Beschäftigungsverluste oder ein überdurchschnittliches Wachstum der Arbeitslosigkeit resultieren. Folglich kann allein eine Grenzlage auch nicht als Begründung für einen besonderen Förderanspruch gelten.
    Franz Barjak fbk@iwh.uni-halle.de)

    Gedämpfter Optimismus in der ostdeutschen Industrie für 1999

    Die ostdeutschen Industrieunternehmen können bei leicht sinkenden Preisen auf hohe Umsatzsteigerungen im Jahr 1998 zurückblicken. Besonders gut lief der Export. Das Investitionsgütergewerbe hat seine Stellung im Verarbeitenden Gewerbe ausgebaut. Im Vorjahresvergleich betrug der Umsatzzuwachs laut amtlicher Statistik rund 17 vH, darunter für Exportgüter 60 vH. Der Anteil der Investitionsgüter am Umsatzzuwachs im Verarbeitenden Gewerbe betrug insgesamt 50 vH. Der Exportzuwachs wurde sogar zu drei Vierteln durch Investitionsgüter getragen. Auf Unternehmensebene verlief die Entwicklungsdynamik unterschiedlich, wie die IWH-Umfrage vom Januar zeigt. Fast zwei Drittel aller 300 befragten Industrieunternehmen schlossen das Jahr 1998 mit Umsatzsteigerungen ab. Jedes vierte Unternehmen verwies sogar auf Umsatzsteigerungen von über 10 vH. Darunter wa-ren besonders häufig Produzenten von Investitionsgütern. Allerdings verbuchte auch jedes dritte Unternehmen Umsatzrückgänge, darunter viele Hersteller von Nahrungsgütern.
    Am Ende eines erfolgreichen Jahres hat sich jedoch die Stimmung im ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbe eingetrübt. Seit Herbst 1998 verschlechterten sich die Einschätzungen der Unternehmen zur Geschäftslage. Im Januar fiel der Saldo aus positiven und negativen Meldungen auf einen Skalenwert von 43 Punkten. Gegenüber der vorangegangenen Umfrage im November bedeutet dies einen Rückgang von sieben Punkten, der allerdings auch der Wintersaison zuzuschreiben ist. Für die ungünstigere Bewertung der Geschäftslage sind insbesondere das Vorleistungsgütergewerbe und das Nahrungsgütergewerbe verantwortlich. Im Unterschied dazu bleiben die Urteile der Investitionsgüterhersteller weiterhin günstig. Der Anteil der Unternehmen mit eindeutig positiver Beurteilung der aktuellen Lage nahm hier sogar im Vergleich zum Januar 1998 zu. Das könnte für eine Stabilisierung der Wettbewerbsposition dieser Unternehmen sprechen.
    Alles in allem kann die geschäftliche Lage im Verarbeitenden Gewerbe weiterhin mit gut bewertet werden, denn mehr als sieben von zehn Unternehmen sind zufrieden. Jedes vierte Unternehmen beurteilt die aktuelle Lage eindeutig gut. Allerdings liegt der Saldo um drei Punkte unter dem Stand vor Jahresfrist. Unter Beachtung der Nachfrageabschwächung ist dies ein Hinweis auf eine Verlangsamung des bisherigen Aufwärtstrends.
    Die Geschäftsaussichten haben sich im Januar gegenüber der vorangegangenen Umfrage im November nicht weiter verschlechtert. Es überwiegen die Optimisten, zu denen hier acht von zehn Unternehmen zählen. Besonders die Hersteller von Investitionsgütern sehen sich weiterhin im Aufwind. Gleichwohl liegt der Saldo mit 43 Punkten deutlich unter dem des Vorjahres (58 Punkte).
    Für das Geschäftsjahr 1999 gehen die Unternehmen nach den IWH-Umfrageergebnissen dennoch von einer günstigen Umsatzentwicklung für ostdeutsche Produkte aus. Mit 59 vH setzt die Mehrzahl der Unternehmen auf eine Erhöhung des Umsatzes. Ihr Vorjahresergebnis zumindest stabilisieren wollen 27 vH der Unternehmen, 14 vH erwarten einen Rückgang. Gleichzeitig rechnen die Unternehmen wohl auch mit härteren Absatzbedingungen. Dies zeigt ein Vergleich der Umsatzerwartungen für 1999 mit denen aus der Januar-Umfrage des Vorjahres für das Geschäftsjahr 1998. Im Vorjahr erwarteten 71 vH der Unternehmen eine Steigerung, 24 vH gleich hohe Umsätze und nur 5 vH einen Rückgang. Insbesondere im Bereich der Umsatzsteigerungen von über 10 Prozent wurden die Erwartungen für 1999 deutlich reduziert.
    Insgesamt dürften die Umsätze ostdeutscher Unternehmen in diesem Jahr wiederum zunehmen, wohl aber mit geringeren Steigerungsraten als im vergangenen Jahr. Die Umsatzerwartungen der Investitionsgüterhersteller liegen über denen der Vorleistungsgüterproduzenten. Es wird eine kräftigere Steigerung des Auslandsumsatzes von Investitionsgütern 1999 gegenüber 1998 beabsichtigt. Für die Ausdehnung der Exportgeschäfte mit Vorleistungsgütern werden dagegen deutlich geringere Chancen gesehen.
    Die Unternehmen mit besonders hohen Umsatzerwartungen wollen die Beschäftigtenzahl erhöhen. Die anderen Unternehmen mit Umsatzsteigerungen gehen überwiegend von einer unveränderten Arbeitskräftezahl aus, die Unternehmen mit Umsatzrückgängen werden Personal abbauen. Per saldo würde der Arbeitsplatzabbau soweit kompensiert, daß insgesamt von der aufwärtsgerichteten Entwicklung im Verarbeitenden Gewerbe stabilisierende Arbeitsmarkteffekte zu erwarten sind.
    Doris Gladisch (dgl@iwh.uni-halle.de)
    Bärbel Laschke (lsk@iwh.uni-halle.de)


    More information:

    http://www.iwh.uni-halle.de


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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