Informatiker der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben dabei geholfen, Goethes gesammelte Briefe in einem neuen Datenbanksystem am Goethe- und Schiller-Archiv (GSA) in Weimar zu erfassen und der Wissenschaft zugänglich zu machen.
Jenaer Datenbank-Experten kooperieren mit Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv
Jena (10.03.99) Goethes Postbote hatte viel zu tun. Der berühmte Dichter hat eine Vielzahl von Briefen geschrieben - und noch viel mehr Post erhalten. Heute sind etwa 15.000 von ihm geschriebene oder diktierte Briefe bekannt, die an verschiedenen Orten in aller Welt aufbewahrt werden. Unter Mithilfe von Informatikern der Friedrich-Schiller-Universität Jena sind jetzt Goethes gesammelte Briefe in einem neuen Datenbanksystem am Goethe- und Schiller-Archiv (GSA) in Weimar erfaßt worden.
Im Goethe- und Schiller-Archiv, wo wesentliche Teile von Goethes Nachlaß aufbewahrt werden, ordnet man nicht nur die hier aufbewahrten Briefe und macht sie der Wissenschaft zugänglich, sondern recherchiert auch nach erhaltenen Goethe-Briefen in aller Welt. Das so kontinuierlich entstehende Verzeichnis oder Repertorium soll künftig Informationen zu sämtlichen bekannten Briefen Goethes zusammenführen.
Eine solche Aufgabe können heutzutage nur geeignete Datenbanken lösen: Die Briefe müssen einheitlich beschrieben und klassifiziert werden, Verweise zwischen den Briefen müssen nachverfolgt werden können, und nicht zuletzt ist es ein Zeit-, Mengen- und Effizienzproblem, Beschreibungsinformation von rund 15.000 Briefen geeignet zu verwalten. Am Goethe- und Schiller-Archiv bediente man sich bisher des Datenhaltungssystems "allegro", das eine sehr flexible Datendarstellung erlaubt, aber manches an richtiger Datenbankfunktionalität vermissen läßt, erklärt der Jenaer Datenbank-Experte Prof. Dr. Klaus Küspert.
In einer gemeinsamen Aktion zwischen dem GSA, dem EDV-Dezernat der Stiftung Weimarer Klassik und Küsperts Lehrstuhl für Datenbanken und Informationssysteme an der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurde deshalb vor gut einem Jahr damit begonnen, die Datenhaltung für das im Aufbau befindliche Goethe-Briefrepertorium auf ein "richtiges" Datenbanksystem umzustellen. Der Jenaer Informatikstudent Alexander Böhm bearbeitete diese Aufgabe in seiner Diplomarbeit. In vier Schritten stellte er die Anwendung um und optimierte das Archiv-Datenbanksystem: Böhm entwarf ausgehend vom vorliegenden allegro-Bestand und seinem Modell zunächst ein neutrales Datenmodell. Dies bildete er auf das Datenbanksystem "Oracle" ab. Im dritten Schritt transformierte er die vorhandenen über 15.000 Datensätze (Briefbeschreibungen) von allegro nach Oracle. Außerdem erstellte der Diplomand unter der Entwicklungsumgebung "Delphi" eine Anwendung, damit die Daten in nun neuer (Datenbank-)Umgebung weiter gepflegt, ergänzt und ausgewertet werden können.
Böhms Diplomarbeit ist vor kurzem erfolgreich abgeschlossen worden. Sie stellt nicht nur eine neue, datenbankbasierte Grundlage für das Goethe-Briefrepertorium bereit, sondern hat darüber hinaus wesentlich zur besseren Dokumentation des Datenbestands beigetragen und bei der Bereinigung fehlerhafter alter Daten geholfen. Außerdem hat sich die erworbene Qualifikation unmittelbar positiv für Alexander Böhm ausgewirkt: Ihm wurde noch während der Durchführung der Diplomarbeit eine Stelle in einem informationstechnologischen Beratungsunternehmen angeboten, die er nach Abschluß der Arbeit und erworbenem Grad eines Diplom-Informatikers nun angetreten hat.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Klaus Küspert
Institut für Informatik der Universität Jena, 07740 Jena
Tel.: 03641/946360; Fax: 03641/946302
e-mail: kuespert@informatik.uni-jena.de
Diplom-Wirtschaftsmathematikerin Uta Grießbach
Stiftung Weimarer Klassik, EDV-Dezernat
Postfach 2012, 99401 Weimar
Tel.: 03643/545172; Fax: 03643/545119
e-mail: griessbach@weimar-klassik.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Axel Burchardt M. A.
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931041
Fax: 03641/931042
e-mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Criteria of this press release:
Information technology, Social studies
transregional, national
Research results
German
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