idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/12/2005 09:20

Wie die Pflanzenzelle weiß, wo sie ihre Wurzel bilden muss

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Ein ganzes Protein-Netzwerk regelt die Hormonverteilung - Veröffentlichung in 'Nature'

    Wie ein Mensch entwickelt sich auch eine Pflanze aus einer einzigen Zelle. Damit die sich teilt, die Zellen sich strecken, der wachsende Zellklumpen nach oben einen Stängel und Blätter, nach unten aber eine Wurzel bildet, muss das Pflanzenhormon Auxin die Regie übernehmen. Forscher gehen davon aus, dass über die Lenkung der Auxinströme die Pflanze ihre Gestalt annimmt und geregelt wird, in welche Richtung und in welchem Ausmaß sie wächst. Doch wie werden wiederum die Auxinströme gelenkt? Das hat Dr. Jirí Friml vom Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP) an der Universität Tübingen in Zusammenarbeit mit Kollegen an den Universitäten Utrecht und Freiburg bei der Wurzelbildung an der Modellpflanze der Genetiker und Molekularbiologen, der Ackerschmalwand, genauer untersucht. Die Forschungsergebnisse wurden in dem Fachjournal Nature veröffentlicht (Nature, Band 433, Seite 39-44, vom 6. Januar 2005).

    Das Hormon Auxin spielt bei so vielen Prozessen der Musterbildung und Wachstumssteuerung in der Ackerschmalwandpflanze, lateinisch Arabidopsis thaliana, eine Rolle, dass seine Verteilung fein reguliert werden muss. Schon in der ersten Zelle einer neuen Pflanze entscheidet die Auxinverteilung, wo "oben" und wo "unten" ist, wo welche Organe angelegt werden. Das Hormon bewegt sich nicht von allein an die richtigen Stellen, sondern es wird über so genannte PIN-Proteine gelenkt. Von den PIN-Proteinen beziehungsweise den PIN-Genen, die ihre Bauanleitungen enthalten, gibt es eine Reihe unterschiedlicher Typen, die von den Wissenschaftlern durchnummeriert wurden. Die PIN-Proteine sitzen in der Zellmembran und ähneln anderen Proteinen, die für Transporte in die Zelle hinein und aus ihr heraus zuständig sind. Die verschiedenen PIN-Proteintypen sind in den Zellen unterschiedlich verteilt: zum Beispiel findet sich PIN1 unten, PIN2 oben und PIN3 seitlich. Sie sorgen dafür, dass das Auxin nur in einer Richtung weitertransportiert wird und sich an bestimmten Stellen konzentriert.

    In ihren aktuellen Untersuchungen zur Ausbildung der Wurzel haben die Wissenschaftler ein ganzes Netzwerk an PIN-Proteinen entdeckt, das die Auxinströme lenkt. Fünf verschiedene PIN-Proteine sorgen gemeinsam dafür, dass sich im unteren Wurzelbereich ein Auxinmaximum ausbildet und dadurch die Zellteilung und -streckung während des Auswachsens der Pflanzenwurzel steuern. Außerdem regeln die PIN-Proteine die Aktivität der so genannten PLT-Gene, die für die Bildung von Stammzellen in der Wurzel wichtig sind. Denn in der auswachsenden Wurzel muss sich kontrolliert ein Teil der Zellen spezialisieren, ein anderer Teil, die Stammzellen, muss längerfristig unspezialisiert und teilungsfähig bleiben. Die PLT-Gene wiederum werden gebraucht, um die PIN-Gene ablesen und in Proteine umsetzen zu können. Mit den sich gegenseitig kontrollierenden PIN- und PLT-Genen, die gemeinsam den gerichteten Auxintransport bewerkstelligen und die Musterbildung in der jungen Wurzel bewirken, haben die Forscher ein interaktives Regelungsnetzwerk für diese komplizierten Vorgänge ausgemacht. Damit sind sie der grundlegenden Erforschung der Entwicklung und Gestaltbildung bei Pflanzen, die in vielen Details noch immer rätselhaft ist, wieder einen Schritt näher gekommen.

    Nähere Informationen:

    Dr. Jirí Friml
    Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP)
    Auf der Morgenstelle 3
    72076 Tübingen
    Tel. 0 70 71/2 97 88 87
    Fax 0 70 71/29 32 87
    E-Mail jiri.friml@zmbp.uni-tuebingen.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).