idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/12/2005 10:57

Chemikalienpolitik auf dem Prüfstand

Bernd Müller Pressestelle
Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI)

    Die Neuregelung des europäischen Chemikalienrechts wird kontrovers diskutiert. Das Fraunhofer ISI hat jetzt die Folgen der REACH-Verordnung bewertet.

    Über 100.000 chemische Stoffe werden in Europa in unzähligen Mixturen genutzt - vom Waschmitteltensid bis zum Lösungsmittel in Lacken. Das zehn Jahre alte Chemikalienrecht hatte zum Ziel, zumindest die in großen Mengen hergestellten Stoffe systematisch zu testen - doch nur für etwa 30 Stoffe ist dies auch gelungen. Die Europäischen Kommission plant deshalb eine Neuregelung des Chemikalienrechts und hat im Oktober 2003 unter der Bezeichnung REACH (Registration, Evaluation and Authorisation of Chemicals) einen Verordnungsentwurf vorgelegt. Er sieht eine Umkehr der Beweislast vor: Während bisher die Behörden nachweisen mussten, dass Stoffe schädliche Auswirkungen haben, soll künftig die Industrie den Nachweis erbringen, dass die angebotenen Chemikalien sicher sind. Über die Neuregelung wird heftig gestritten. Während sie den Umweltverbänden nicht weit genug geht, läuft die Chemische Industrie Sturm dagegen. Sie befürchtet eine Kostenlawine und Nachteile im internationalen Wettbewerb.
    Das Fraunhofer ISI hat jetzt gemeinsam mit Ökopol (Hamburg) für das Bundesumweltministerium die Kosten und den Nutzen von REACH exemplarisch für die zwei Produktketten Farben und Lacke sowie Wasch- und Reinigungsmittel untersucht. Danach könnten sich die Marktpreise für manche Stoffe in Farben und Lacken um bis zu 20 Prozent erhöhen, bei einigen Spezialtensiden in Reinigungsmitteln könnten sie sich sogar verdoppeln. Solche Preisschübe sind aber nur bei Stoffen mit kleinem Produktionsvolumen zu erwarten. Für Massenprodukte liegen die Preiserhöhungen durch REACH höchstens bei Bruchteilen von Prozenten.
    Eine Kritik an REACH lautet, dass Stoffe vom Markt genommen würden, wenn der Hersteller die Registrierungskosten nicht an den Markt weitergeben könne. Es zeigte sich aber, dass die Hersteller der Fertigprodukte schon bisher laufend alte Stoffe ersetzen müssen, weil diese nicht mehr wirtschaftlich waren oder weil die Produktion aus gesetzlichen Gründen eingestellt werden musste. Die Suche nach Ersatzprodukten und neuen Mischungen ist ein normaler Vorgang, mit dem innovative Firmen gut zurecht kommen.
    Die Wirkungen von REACH auf die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Chemiehersteller sind durch das verbesserte Wissensmanagement und mehr Transparenz bei der Chemikaleinnutzung positiv. "Europäische Unternehmen werden dank REACH zu Pionieren eines modernen Chemikalienmanagements", verspricht ISI-Projektleiterin Katrin Ostertag.
    Von REACH werden alle Wertschöpfungsstufen der Wirtschaft betroffen: die Stoffhersteller, die Hersteller chemischer Zubereitungen, alle übrigen Industriesektoren und das Handwerk. Das Fraunhofer ISI unterstützt Unternehmen bei der Vorbereitung auf die Verordnung und ihre Umsetzung.

    Kontakt:
    Dr. Gerhard Angerer
    Telefon: (0721) 6809 - 117
    E-Mail: g.angerer@isi.fraunhofer.de

    Die Presseinformationen des Fraunhofer ISI finden Sie auch im Internet unter www.isi.fraunhofer.de/pr/presse.htm.

    Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI untersucht Marktchancen technischer Entwicklungen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinären Forschungsgruppen konzentrieren sich auf neue Technologien, Industrie- und Serviceinnovationen, Energiepolitik und nachhaltiges Wirtschaften sowie auf die Dynamik regionaler Märkte und die Innovationspolitik.


    More information:

    http://www.umweltbundesamt.de/reach/forschung.htm - Die vollständige Studie und weitere Infos zu REACH


    Images

    Wirkungsmodell von REACH
    Wirkungsmodell von REACH

    None


    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Economics / business administration, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Wirkungsmodell von REACH


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).