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10/19/1995 00:00

Ausbau von Schlafzentren gefordert

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 19.10.1995 Nr. 177

    Schlafstoerungen erhoehen Unfallrisiken

    2,7 Mio Deutsche sind schlafmittelsuechtig

    DGSM fordert Ausbau von Schlafzentren in Deutschland

    Auf ihrer Jahrestagung 1995 an der Ruhr-Universitaet Bochum (Schwerpunktthema "Leistung und Schlaf") hat der Vorstand der Deutschen Gesellschaft fuer Schlafforschung und Schlafmedizin, (DGSM, Prof. Dr. Dr. Joerg Hermann Peter, Marburg, Vorsitzender der DGSM, Prof. Dr. Marianne E. Schlaefke, Bochum, Geschaeftsfuehrende Vorsitzende, Dr. med. Geert Mayer, Treysa, Schatzmeister u. Schriftfuehrer) heute folgende Presseerklaerung abgegeben:

    Mehr als 10 Prozent der Bevoelkerung leiden unter Schlaf- Wachstoerungen, die dringend behandlungsbeduerftig sind, weil sie unbehandelt nicht nur subjektives Leiden bedeuten, sondern auch Tagesschlaefrigkeit mit Unfallgefahr am Arbeitsplatz und im Strassenverkehr, vor allem aber ein erhoehtes Risiko fuer Bluthochdruck und damit fuer Schlaganfall und Herzinfarkt zur Folge haben. Davon betroffen sind in erster Linie die 800.000 Schlafapnoe-Patienten mit naechtlichem Atemstillstand. 2.7 Millionen Schlafgestoerte nehmen regelmaessig Schlafmittel ein, und ein grosser Teil von ihnen muss als medikamentenabhaengig bezeichnet werden. 25.000 Patienten sind von der Narkolepsie betroffen. Nur ein Bruchteil dieser Schlafstoerungen sind bislang diagnostiziert und behandelt.

    Waehrend bei Gesunden der Schlaf Grundlage fuer Wohlbefinden und Lei- stungsfaehigkeit am Tage ist, gilt dies fuer Patienten mit Schlafstoerungen nicht. Gestoerter Schlaf ist eng gekoppelt an die grossen Volkskrankheiten wie Fettleibigkeit, an wichtige Herz-Kreislauf-Erkrankungen und an Depressionen. Dies konnte in den letzten Jahren die wissenschaftlich orientierte Schlafmedizin belegen, die auch darauf hinwies, dass viele organische Erkrankungen zu Schlafstoerungen fuehren. Fachgerecht behandelt werden medizinisch relevante Schlafstoerungen wie die Schlafapnoe mit den neuesten schlafmedizinischen Methoden nur in den spezialisierten schlafmedizinischen Zentren.

    Die DGSM sieht deshalb ihre Aufgabe darin, schlafgestoerten Patienten eine an den heutigen internationalen Massstaeben ausgerichtete adaequate medizinische Versorgung in solchen Zentren zu gewaehrleisten. Folgekrankheiten werden hierdurch reduziert und viele Arbeitsunfaehigkeiten oder gar Berentungen werden ueberfluessig, was erhebliche Einsparungen im Sozialversicherungswesen zur Folge hat. Die DGSM hat es sich zum Ziel gesetzt, die Erforschung der mit den Funktionen von Schlafen und Wachen zusammenhaengenden Erkrankungen voranzubringen und zugleich fuer eine Umsetzung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu sorgen. Entsprechend dem breiten Aufgabengebiet der Schlafmedizin ist der Vorstand der DGSM interdisziplinaer zusammengesetzt. Der Vorstand misst den Massnahmen der Qualitaetssicherung einschliesslich der Fort- und Weiterbildung auf dem schlafmedizinischen Gebiet hoechste Bedeutung zu. Die Akkreditierung von inzwischen 57 schlafmedizinischen Zentren in Deutschland stellt nur einen ersten wichtigen Schritt in diese Richtung dar. Der Vorstand der DGSM hat sich intensiv um eine Verbesserung der Erloeslage schlafmedizinischer Zentren bemueht. Die Bemuehungen um die Einfuehrung bundesweiter Fallpauschalen, bzw. Sonderentgelte waren leider erfolglos, die Bundesregierung lehnt generell weitere Regelungen dieser Art im Bereich der nicht-invasiven Verfahren ab. Stattdessen muessen jetzt auf Laenderebene mit den jeweiligen Landespflegesatzausschuessen Regelungen getroffen werden, die sich entweder auf Sonderentgelte oder auf die Finanzierung von Modellvorhaben o.ae. beziehen.

    Die unversorgten Schlafpatienten in Deutschland belasten nach Erkenntnissen der DGSM die Gesundheitsbudgets in Milliardenhoehe. Die Defizite in der schlafmedizinischen Differentialdiagnostik koennen nur durch Ausbau hinreichend qualifizierter und ausgestatteter schlafmedizinischer Zentren behoben werden. Wer es ernst meint mit den Reformen im Gesundheitswesen, der muss gerade auch unter oekonomischen Aspekten der Vermeidung direkter Kosten den Ausbau der schlafmedizinischen Zentren foerdern.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    No categories were selected
    German


     

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