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02/03/2005 13:03

Paradigmenwechsel für die antike Religionsgeschichte

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Erfurt/ Toulouse/ Padua. Mit einer Forschungsreihe in der Villa Vigoni (Lago di Como) hat das Französisch-deutsch-italienische Verbundsvorhaben zu "Orientalischen Religionen in der griechisch-antiken Welt" seine erste Arbeitphase abgeschlossen. Zugleich bildete die Veranstaltung den Auftakt einer Reihe von Konferenzen, die unterschiedliche nationale Forschungstraditionen in den beteiligten Kulturwissenschaften zusammenführen sollen.

    Im Ergebnis der vorgestellten Forschungen und Diskussionen werde man den Begriff "orientalische Religionen" aufgeben, informiert der deutsche Projektkoordinator Prof. Dr. Jörg Rüpke. Dafür seien unterschiedliche Befunde verantwortlich. "Angesichts von Hunderten von Monographien über religiöse Phänomene in der Antike, die sich mit Gottheiten aus dem Ostmittelmeerraum verbinden, ist die Bedeutung von religiöser Diffusion unstrittig", so der Erfurter Religionswissenschaftler. Die Sichtung unterschiedlicher Quellenbestände - Inschriften, Gemmen, literarische Texte - zeige aber, in welch verschiedenen Zusammenhängen solche Gottheiten oder religiöse Praktiken erschienen. Das reiche von Kulten von Immigrantengruppen über Intellektuellenreligionen bis zur Instrumentalisierung durch den römischen Imperialismus. Die Konzentration auf "orientalische Religionen" schließe aber den Blick auf vergleichbare Phänomene - keltische Gruppen, griechische Mysterien, Neo-Pythagoräer - aus. Deshalb sei ein "Paradigmenwechsel für die antike Religionsgeschichte" erforderlich.

    Archäologische Detailuntersuchungen würden die hohe Integration neuer Kulte oder gar die Aufnahme teilweise gar nicht als exotisch wahrgenommener Gottheiten in lokale Gebets-, Opfer- und Bankettpraktiken unterstreichen. "In der Auswahl der Opfertiere der Verbindungen mit Festessen, vielfach auch der architektonischen Gestaltung der Heiligtümer ist eine Isolierung der von Gottheiten östlicher Herkunft wie Mithras, Isis oder Kybele nicht sinnvoll. Das Ausmaß der Integration von Judentum und Christentum zu untersuchen gehört zu den ausstehenden Forschungsaufgaben", so Rüpke.

    "Besonders aufschlussreich war auch der Blick in die Wissenschaftsgeschichte. "Orientalische Religionen" greifen nicht nur auf ältere europäische Orientbilder zurück. Um 1900 haben sie einen neuen Blick auf das Christentum als Gefühls- und Gemeinschaftsreligion. Das konnte- mit wechselnden Fronten konfessioneller Polemik- als Zielvorstellung oder Feindbild emphatisch aufgenommen werden. Zugleich bot es eine Erklärung für den Untergang des Heidentums (Franz Cumont). Auch hier zwingen die empirischen Befunde heute zu einem Paradigmenwechsel", stellt Rüpke fest.

    Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Maison des Sciences de l?homme und der deutsch-italienischen Wissenschaftsstiftung Villa Vigoni finanzierte Pilotprojekt, das für Deutschland an der Universität Erfurt koordiniert wird, setzt sich ebenso die frühzeitige Herstellung europäischer Kontakte junger Wissenschaftler wie die Förderung von Französisch, Italienisch und Deutsch als Wissenschaftssprachen zum Ziel. "Wie gut die Mehrsprachigkeit funktionierte, hat alle Beteiligten überrascht", merkt Rüpke an.

    Weitere Informationen/ Kontakt: Prof. Dr. Jörg Rüpke 0361-737-4141
    joerg.ruepke@uni-erfurt.de


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Philosophy / ethics, Religion
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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