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Melanie Steffens zur Professorin für Psychologie an der Universität Jena ernannt
Jena (10.02.05) Es ist sehr viel mehr Information verfügbar, als zu einem bestimmten Zeitpunkt abgerufen werden kann. Was wie ein Credo unserer gut vernetzten Informationsgesellschaft klingt, ist eine Aussage, die Prof. Dr. Melanie Steffens über unser Gedächtnis trifft. "In unserem Unterbewusstsein schlummern Informationen, die sich nicht durch gezieltes Nachfragen aktivieren lassen", erklärt die neue Professorin für Psychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Implizites Gedächtnis nennen die Psychologen diese Informationen, die wir nicht gezielt abrufen können.
Die Gedächtnisforschung ist ein klassisches Gebiet der Psychologie. Doch bis in die 80er Jahre beschäftigte man sich vorwiegend mit der bewussten Gedächtnisleistung, ließ Probanden endlose Listen von Silben lernen. "Aber 90 Prozent der Erinnerungsprozesse laufen automatisch ab", erklärt Prof. Steffens. Und das ist auch sinnvoll, denn die gerichtete Aufmerksamkeit ist eine knappe Ressource, mit der wir haushalten müssen. "Deswegen ist auch nicht einzusehen, warum man sich lange Zeit nur mit der Erforschung dieses kleinen Ausschnittes unseres Erinnerungsverhaltens beschäftigt hat", sagt die neue Jenaer Kognitionspsychologin.
Sie hat sich bereits auf dem Weg zur Promotion (1998) an der Universität Trier mit der Messung von unbewussten Erinnerungen beschäftigt. Die aktuelle Herausforderung für die Wissenschaftlerin, die in Monschau (in der Eifel) aufgewachsen ist, besteht darin, geeignete experimentelle Methoden zu entwickeln, mit denen man versteckten Assoziationen auf die Spur kommen kann. Das Rüstzeug dazu erwarb sie sich bei ihrem Studium an der Universität Bonn und als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Trier, wo sie nicht nur promovierte, sondern auch 2004 ihre Habilitation abgeschlossen hat.
Zu ihren methodologischen Werkzeugen gehören u. a. so genannte Reaktionszeitverfahren. Dabei werden Probanden mit Begriffspaaren konfrontiert und es wird überprüft, wie schnell sie sie zuordnen können. "Verschiedene Personengruppen bewältigen bestimmte Aufgaben schneller", erklärt Melanie Steffens. Warum das so ist, lässt sich herausfinden, indem man die Messmethode Stück für Stück variiert.
Dank der neuen, verfeinerten Methoden schafft die Gedächtnisforscherin den Brückenschlag von der Allgemeinen zur Sozialpsychologie. So hofft sie herauszufinden, wie sich bestimmte Vorurteile - z. B. gegenüber Ausländern, aber auch gegen sexuelle Minderheiten oder das andere Geschlecht - in unseren Köpfen festsetzen. "Es ist die Frage, ob es sich dabei in Wirklichkeit um automatische Prozesse handelt, die wir nicht steuern können", zweifelt die Psychologin.
Sie hat bereits ihre Fühler ausgestreckt zur Jenaer DFG-Forschergruppe, die sich mit sozialer Diskriminierung auseinandersetzt. Auch mit der Professur für Intervention sind gemeinsame Projekte zu Fragen des veränderten Selbstbildes nach traumatischen Erfahrungen geplant. Neben den bereits genannten Forschungsaktivitäten ist sie in ein geplantes DFG-Projekt zu "False memories" eingebunden. Darin soll es um die Prozesse gehen, die falschen Erinnerungen bei Kindern zugrunde liegen. Forschungsaufenthalte führten Melanie Steffens an die University of Reading in Großbritannien und an die Yale University, USA.
Nachdem sie Ende 2004 nach Jena umgezogen ist, sucht die Triathletin nun einen Verein, dem sie sich anschließen kann. Zum Laufen kam sie aus Liebe zur Bewegung, nach Jena "wegen des guten Rufes des psychologischen Instituts".
Kontakt:
Prof. Dr. Melanie Steffens
Institut für Psychologie der Universität Jena
Am Steiger 3 (Haus 1), 07743 Jena
Tel.: 03641 / 945111
E-Mail: Melanie.Steffens@uni-jena.de
Die neue Jenaer Psychologin Prof. Dr. Melanie Steffens.
Foto: Scheere/FSU-Fotozentrum
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Criteria of this press release:
Psychology
transregional, national
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German
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