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03/09/1998 00:00

Neue Wege in der Medizin

Petra Giegerich Kommunikation und Presse
Johannes Gutenberg-Universität Mainz

    PRESSE-INFORMATION MEDIZIN/ WISSENSCHAFT/ FORSCHUNG/ AKTUELL

    Neue Wege in der Medizin: 1. humanmedizinisches Simulationszentrum in Mainz

    Dr. Sabine Bergmann-Pohl, parl. Staatssekretaerin im Bundesministerium fuer Gesundheit, besucht die Klinik fuer Anaesthesiologie im Klinikum der Johannes Gutenberg-Universitaet am 12. Maerz 1998 (ab 10.30 Uhr)

    Neue Formen der Wissensgewinnung in der medizinischen Forschung, neue Formen des Trainings von Medizinern in Notfaellen, aber auch aktuelle Probleme der medizinischen Hochschulen und der Forschungspolitik, das sind einige der Themen, die die Staatssekretaerin Dr. Sabine Bergmann-Pohl vom BMG am 12.Maerz 1998 extra nach Mainz fuehren. Neben weiteren Vertretern aus Bonner Kreisen wird sich der zustaendige Landesminister fuer Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung (Prof. Dr. Juergen Zoellner) an diesem Tag das Projekt eines interdisziplinaeren Zentrums fuer den Einsatz von Simulationstechniken in der medizinischen Forschung vorstellen lassen.

    Diese Idee, neue Forschungs- und Technologiefelder im Bereich der Anaesthesie zusammenzufuehren, entstand in der Arbeitsgruppe fuer Aufzeichnungs-, Informations- und Dokumentationssysteme in der Anaesthesie (AIDA) unter Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Heinrichs in der anaesthesiologischen Klinik der Universitaetskliniken Mainz (Direktor: Prof. Dr. Dr. Wolfgang Dick). Mit dieser neuen faecheruebergreifenden Sichtweise medizinischer Grundlagenforschung soll die oft starre Trennung zwischen Medizin und klassischen Naturwissenschaften ueberwunden werden.

    Zur Vorfuehrung und Gespraechen mit Frau Bergmann-Pohl werden denn auch Vertreter mehrerer Fraunhofer-Institute, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, ebenso wie medizinische und nichtmedizinische Vertreter anderer Fakultaeten erwartet, denn der Einsatz von Simulation fordert z.B. auch die Bereiche Informatik, Physik, Mathematik und Maschinenbau. Neben diesen Teilnehmern aus Forschung und Lehre finden sich dazu Vertreter der Geraete- und Pharmaindustrie ein, die bereits Mittel und eine Grundausruestung an Medizintechnik, wie sie im OP und auf Intensivstationen noetig sind, fuer die neu bezogenen Raeumlichkeiten beisteuerten. So werden immer die neuesten Geraete zur Verfuegung stehen, deren Evaluierungsergebnisse der Weiterentwicklung dienen sollen.

    Nicht nur im europaeischen Ausland besteht Interesse an einer Zusammenarbeit mit Mainz: Bereits seit laengerer Zeit bestehen enge Verbindungen zur Universitaet von Florida und der Gruppe von Prof. J.S. Gravenstein aus Gainesville, Florida, USA. Deren von der Firma METI hergestellter Patientensimulator fuehrte bereits Ende November 1997 auf dem internationalen Kongress der Deutschen Interdisziplinaeren Gesellschaft fuer Intensivmedizin (DIVI) zur Vorfuehrung der weltweit ersten Intensivsimulation durch Prof. Heinrichs Arbeitsgruppe.

    Sinn und Zweck dieser Form der "Mensch-Simulation" ist es beispielsweise, den Mediziner, aehnlich dem Piloten in seinem heute unverzichtbaren Simulatortraining, mit praxisnahen UEbungen auch psychisch auf eher seltene aber notwendigerweise auch zu beherrschende Funktionsstoerungen vorzubereiten und komplexe Algorithmen realitaetsnah zu trainieren. AEhnlich dem Flugverkehr gehen z.B. Narkosezwischenfaelle zu ca. 60% auf menschliches Versagen zurueck. Weitere 20% sind letzten Endes bedienungsbedingte Geraetefehler, die sich durch Verbesserungen der Mensch-Maschine-Benutzerschnittstelle minimieren lassen. Daher gab es bereits auf dem Hamburger Kongress ein solch unerwartetes Interesse sowohl unter Fachvertretern als auch im Laienpublikum.

    Inzwischen sind Sponsoren gefunden, die die Finanzierung der "Keimzelle Simulator" durch Drittmittel sicherstellen. Durch Kursangebote, vor allem fuer Mediziner, will Prof. Heinrichs die noetigen Stellen fuer die erste Zeit aus eigener Kraft finanzieren. Auch die beiden Landesministerien sagten bereits ihre Unterstuetzung zu. Der rheinland-pfaelzische Landtag folgte ueberdies bereits am 30.1.98 einem Antrag der CDU-Fraktion einstimmig (unter Enthaltung der Fraktion B90/Gruene) und will aktiv zur Foerderung des "Projektes Simulationszentrum" beitragen (Drucksache 13/2525 vom 22.1.1998).

    Dieser ungewoehnliche und bisher einmalige Ansatz fuehrt daher die Staatssekretaerin Dr. Sabine Bergmann-Pohl, selbst AErztin, extra von Berlin einen Tag lang in die Anaesthesie der Unikliniken Mainz, um sich direkt vor Ort Einblick zu verschaffen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten werden neue Ideen gebraucht, um das Land als Forschungsstandort auch im naechsten Jahrtausend zu sichern. Bei dieser Gelegenheit will die Staatssekretaerin sich auch ein Bild ueber die brennenden Probleme der medizinischen Fakultaeten machen und mit den Verantwortlichen ueber die geplante Neufassung der Approbationsordnung sprechen.

    Die Mainzer Idee erschliesst der klinischen Medizin neue Betaetigungsfelder und zeigt, dass deutsche Universitaeten in der Lage sind, sowohl Spitzenforschung zu leisten als auch praxisnah zu arbeiten. An Hochschulen schlummernde Potentiale koennen also in diesem Fall nicht an mangelndem Interesse, sondern nur an mangelnder Foerderung scheitern.

    Wissenschaftliche Publikationen werden bei Bedarf von Prof. Dr. Wolfgang Heinrichs gerne zur Verfuegung gestellt, Tel.: 06131-17-0, Fax: 06131-17-6649.

    ABLAUF

    - 10.30 Uhr Ankunft der Staatssekretaerin Dr. S. Bergmann-Pohl und Mitarbeiter in der anaesthesiologischen Klinik der Universitaetskliniken Mainz Begruessung im Institut fuer Anaesthesiologie durch Prof. Dr. med. Dr. h.c. Wolfgang Dick

    Ort: Bibliothek der Klinik fuer Anaesthesie, Universitaetskliniken Mainz, Bau 505, 2. Etage, Raum 2431

    Erklaerung des Simulationsprojektes und Demonstration durch Herrn Prof. Wolfgang Heinrichs in Anwesenheit der Presse: "Mediziner trainieren mit dem Intensivsimulator."

    - 12.00 Uhr Pressegespraeche

    - 12.30 Uhr gemeinsames Mittagessen mit der Moeglichkeit zum Meinungsaustausch

    - ca. 14.30 Uhr Abreise

    Teilnehmer:

    Universitaetskliniken Mainz:

    - AErztlicher Direktor: Univ.-Prof. Dr. Manfred Thelen

    - Stellv. AErztl. Direktor: Univ.-Prof. Dr. Dr. Wolfgang Dick

    - Dekan des Fachbereichs Medizin Prof. Dr. S.O. Hoffmann

    - Verwaltungsdirektor Thomas Mueller-Bellingrodt, Prof. Dr. Wolfgang Heinrichs

    - CDU-Fraktion im Landtag RPL: Dr. Josef Rosenbauer, Dr. Walter Altherr, Helga Hammer, Gerd Schreiner, Marlies Kohnle-Gros

    - Ministerium fuer Bildung, Wissenshaft und Weiterbildung StaMin: Prof. Dr. Juergen Zoellner

    - StaSekr: Doris Ahnen

    - Kooperationspartner und moegliche Sponsoren: Dipl. Ing. Matthias Wappler, Gruppenleiter Virtual Reality, Fraunhofer IPA; Dipl. Ing. Ralf Breining, Fraunhofer IAO; Dr. Jens Neugebauer, Fraunhofer-Institut; Thomas Binnenboese, Fraunhofer-Institut; Prof. Dr. Beckmann, Institut fuer Physik der Universitaet Mainz, AG "Nichtlineare Dynamik"; Prof. H. Goettler, Institut fuer Informatik der Universitaet Mainz, Arbeitsgruppe "Praktische Informatik"; Fa. Zeneca (Dr. Bauer); Fa. Glaxo Welcome (Dr. Speck-Hergenroeder); Fa. Janssen (Herr Bodemeier); Fa. Fresenius (Herr Dr. Dehn); Fa. Abbott (Dr. Schoen); Fa. Hewlett Packard (Herr Eckart, Herr Saalfeld); Fa. Pharmacia Upjohn (NN); Fa. Draeger (Herr Dr. Zarske, Herr Richter)

    (Stand: 5. Maerz 1998)

    FAX- RUECKANTWORT SIMULATIONSZENTRUM

    Besuch Staatssekretaerin Dr. Bergmann-Pohl, BMG

    Fax: 06131-17-6649

    An obiger Vorstellung nehme ich teil: Ja Nein, bitte senden Sie mir nur die Pressemappe (enthaelt weiteres Hintergrundmaterial ueber die Universitaetskliniken Mainz)

    Redakteur: ______________________ Redaktion: ______________________

    Adresse: ______________________ Telefon: ______________________ Fax: ______________________ Email: ______________________

    Ich arbeite fuer: Print Rundfunk Fernsehen

    Wir moechten ein Interview/Hintergrundgespraech mit/ zum Thema:

    Wir benoetigen folgendes Material/folgende Bedingungen:

    Bitte senden Sie mir vorab die Pressemappe zu. Bitte rufen Sie mich zurueck.

    Fuer Belegexemplare waeren wir sehr dankbar!

    Was leistet ein Simulationszentrum?

    Verfahren der Simulation werden bereits seit Jahren erfolgreich sowohl auf vielen Gebieten in Wissenschaft und Forschung als auch in der Industrie angewendet. Gerade die Nachbildung komplexer dynamischer Prozesse durch Simulation ermoeglicht auf die Wirklichkeit uebertragbare Erkenntnisse, die sonst nicht, oder nur unter unvertretbar hoeherem Aufwand, zu gewinnen waeren. Lediglich in der Humanmedizin war bisher der Einsatz von Simulationstechniken, allein ob der komplexen biologischen Wirklichkeit menschlichen Lebens, eher unzureichend.

    Ein Zentrum kann die Aufgabe leisten, zwischen medizinischen und nichtmedizinischen Disziplinen neue Forschungsfelder zu entwickeln, die letztlich die Gesundheitsversorgung verbessern. Bisher weitgehend unerschlossene Moeglichkeiten bestehen fuer Ausbildung, Training und Forschung im Bereich der Katastrophen- und Notfallsituationen, der Unfallforschung, Ressourcen- und Total Quality Management, Ergonomie und Prozessoptimierung. Auch der Einsatz von Simulationstechniken im Bereich der Geraeteentwicklung, Geraeteueberpruefung oder zur Realisierung von Autorensystemen ist denkbar.

    Wie koennen Medizingeraete sicherer und benutzerfreundlicher gemacht werden? Wie koennen Simulationen das reale Experiment, z.B. Tierversuche, ersetzen? sind Fragen, die beantwortet werden sollen.

    Warum gerade der Anfang im Bereich der Anaesthesiologie und Intensivmedizin?

    1. Intensivmedizin stellt bekanntermassen eine unter anderem technisch-mechanistische Disziplin dar, die sich den Vitalfunktionen (z.B. Atmung, Kreislauf) widmet. Diese sind der Simulation relativ leicht zugaenglich.

    2. Die Intensivmedizin ist per se interdisziplinaer: Weder kann eine Einrichtung allein und ohne konsiliarische Unterstuetzung Intensivmedizin betreiben, noch ist die Intensivmedizin ein eigenstaendiges medizinisches Fach. Vielmehr wird sie sowohl von Anaesthesisten als auch Internisten, Chirurgen und Paediatern mit eigenen Stationen mit und zur Unterstuetzung aller uebrigen Kliniken getragen.

    3. Massnahmen zur Erfassung, Untersuchung, Aufarbeitung und Vermeidung von Zwischenfaellen sind ueblich und, im Vergleich zu anderen klinischen Disziplinen, bereits weitestgehend standardisiert. Es existieren Algorithmen zu deren Erkennung und Bekaempfung.

    4. Die Intensivtherapie ist wegen der Verknuepfbarkeit mit anderen klinischen Fachgebieten ebenso wie der theoretischen Disziplinen (z.B. der Physiologie) besonders geeignet. Dazu koennen benachbarte Naturwissenschaften (z.B. Biologie), aber auch Mathematik und Informatik ebenso wie die Psychologie, leicht eingebunden werden.

    5. Ob der Anwendung komplexer Medizintechnik ist hier der Kontakt zur Industrie traditionell sehr gut: Innovative verbesserte Geraete entstehen bislang meist aus dem langwierigen Dialog des Anwenders (Arzt, Schwester) mit dem Hersteller, der diese Informationen zur Weiterentwicklung verwendet. Bei immer komplexeren Geraeten wird beispielsweise die Benutzerergonomie entscheidend fuer die Sicherheit der Technik und der Behandlung sein.

    6. Nur eine Universitaetsklinik bietet die medizinisch-interdisziplinaere Vielfalt, mit der sinnvolle Simulationsanwendung und -entwicklung einhergehen muss. Ebenso besteht auch nur hier wie an keiner anderen Einrichtung ein quasi natuerlicher Kontakt zu anderen Hochschulinstituten mit Interesse an Nutzung und/oder Entwicklung von Simulationen. Um dieses, die Medizin wahrscheinlich ebenso wie bereits andere Bereiche revolutionierende Gebiet, adaequat betreiben zu koennen, wird ein interdisziplinaeres Zentrum benoetigt, in dem die Aktivitaeten gebuendelt und koordiniert werden koennen.


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    Criteria of this press release:
    Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics
    transregional, national
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    German


     

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