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06/28/1996 00:00

Neue Implantate gegen "Loch im Kopf"

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Bochum, 28.06.1996 Nr. 118

    Mit Computer und Fraese gegen kaputte Schaedel

    Hoechste Implantat-Praezision fuer Gesichts- und Kopfchirurgie

    Innovationspreis '96 fuer erfolgreiche Arzt/Ingenieur-Kooperation

    Praezise Implantate fuer kaputte Schaedel koennen heute schon vor der Operation angefertigt werden. Moeglich macht's eine neue Technik: Per Computertomographie wird der geschaedigte Bereich genau erfasst, der Rechner liefert ein dreidimensionales Modell; dieses dient einer computergesteuerten Fraesmaschine als Konstruktionsvorlage fuer das Titan-Implantat. Fuer das neuartige Verfahren, das langwierige Operationen ueberfluessig macht, Infektionsgefahren verringert und dazu auch Kosten sparen hilft, erhielten PD Dr. med. Dr. med. dent. Harald Eufinger (RUB, Universitaetsklinik fuer Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie - Plastische Operationen - am Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer) und Dipl.-Ing. Michael Wehmoeller (Produktionssysteme und Prozessleittechnik, Fakultaet fuer Maschinenbau der RUB) am 26. Juni 1996 im Technologiezentrum Ruhr den mit DM 20 000 dotierten Innovationspreis des Foerdervereins Technologietransfer Bochum e.V. Den Preis ueberreichte NRW-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement.

    Bislang unzufriedene Situation

    Implantate, um das 'Loch im Kopf' (,Kontinuitaetsdefekte"), die 'Delle in der Stirn' (,Konturdefekte") und andere z.B. aus Unfaellen verbliebene Schaeden zu rekonstruieren, werden immer noch unmittelbar waehrend der Operation hergestellt und angepasst. Dabei arbeitet der Chirurg auf einem kleinen, nicht durch Operationstuecher abgedecken und bei Kopfoperationen ausserdem sehr blutreichen Ausschnitt. Das erschwert ihm die Herstellung und Anpassung des Implantats, ausserdem muss er wegen fehlender Daten auf die mutmassliche Kontur z.B. des Schaedels schliessen. Er muss zudem noch formbare Materialien verwenden und kann nicht z.B. auf Titan zurueckgreifen, das als bestes Knochenersatzmaterial gilt. Die Ergebnisse dieser Operationen sind daher unter langfristigen Erfolgsgesichtspunkten weder fuer die Patienten noch fuer die Chirurgen zufriedenstellend, vor allem, weil die Implantate mit einfachen handwerklichen Methoden hergestellt werden und sich daher nur annaehernd, nicht aber ideal an die Knochenform anpassen lassen.

    Neues Verfahren erleichtert Operation fuer Patient und Chirurgen

    Hier bietet das neue Verfahren der Bochumer AErzte und Ingenieure Abhife. Nachdem die Verletzung des Patienten abgeheilt ist, kann die Partie, die rekonstruiert werden soll, computertomographisch genau erfasst, berechnet werden. So kann bereits im Vorfeld der Operation das Implantat hergestellt werden. Das wiederum erweitert die Wahlmoeglichkeit von Implantatmaterial, z.B. ist auch Titan verwendbar. Fuer den Patienten verkuerzt sich zudem die Liegezeit, weil z.B. kein Knochen aus der Rippe geschnitten werden muss fuer die Herstellung von Implantaten. Das traegt nicht zuletzt auch dazu bei, auf Dauer Kosten im Gesundheitswesen zu sparen.

    In Zukunft auch bei Mundhoehlenkrebs

    Das Verfahren ist bislang 30mal in Kliniken in Magdeburg, Bremen, Hannover und dem Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer eingesetzt worden. Geplant ist fuer die nahe Zukunft der Einsatz von Implantaten bei Patienten mit Mundhoehlenkrebs, der chirurgisch besonders anspruchsvolle Eingriffe mit der Rekonstruktion ganzer Unterkieferteile erfordert. Ausserdem sind passgenaue Implantate auch fuer Patienten mit hochgradig abgebauten Unterkieferknochen vorgesehen, von dem viele Menschen nach fruehzeitigem Zahnverlust betroffen sind.

    Erfolgreiche Zusammenarbeit von AErzten und Ingenieuren

    Das ausgezeichnete Verfahren ist Ergebnis erfolgreicher Kooperation von Medizinern und Ingenieuren der RUB; beteiligt sind die Universitaetskliniken fuer Mund- , Kiefer- und Gesichtschirurgie - Plastische Operationen - (Prof. Dr. Dr. Egbert Machtens) sowie fuer Radiologie und Nuklearmedizin (Prof. Dr. med. Lothar Heuser) am Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer und der Lehrstuhl fuer Produktionssysteme und Prozessleittechnik der Fakultaet fuer Maschinenbau der RUB (Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Massberg). Eigens fuer die kommerzielle Verwertung der Technik wurde die Cranio Construct Gesellschaft (Dipl.-Ing. Dieter Kruse) gegruendet.

    Innovationspreis sorgt fuer Impulse am Standort ,Mittleres Ruhrgebiet"

    Mit der Ausschreibung des Innovationspreises durch den Foerderverein Technologietransfer Bochum e.V., der von 45 Unternehmen der Region ,Mittleres Ruhrgebiet" getragen wird, soll ein Anreiz geschaffen werden, Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die technologisch anspruchsvoll und innovativ sind sowie Impulse fuer den Wirtschaftsstandort ,Mittleres Ruhrgebiet" geben. Von den 25 Vorschlaegen fuer den Innovationspreis wurden anlaesslich der Preisvergabe 13 Projekte, darunter fuenf aus der RUB, in einer Ausstellung praesentiert. Schirmherr des Innovationspreises ist NRW- Wirtschaftsminister Wolfgang Clement.

    Weitere Informationen

    Informationen: PD Dr. Dr. Harald Eufinger, Tel.: 0234/2993500; Dipl.-Ing. Michael Wehmoeller, Tel. 9708200/224


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    Criteria of this press release:
    Materials sciences, Mechanical engineering, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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