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03/13/2005 14:42

Mythen und Legenden in der Geschichte

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Ein neuer Band der "Schriften der Philosophischen Fakultäten der Universität Augsburg" mit 13 Beiträgen zur Konstruktion und Dekonstruktion von Geschichtsmythen und - legenden
    ---

    Die Historizität der "Päpstin" Johanna lasse sich zwar unschwer widerlegen, den Genuss an dem, was - von HistorikerInnen und SchriftstellerInnen - über sie geschrieben wurde, brauche man sich davon aber ja nicht verderben zu lassen, meint der Mediävist Bernhard Schimmelpfennig und verweist damit - vereinfachend - auf die Zweischneidigkeit der Rolle, die Mythen und Legenden in der Geschichte spielen. Dieser Rolle widmet sich ein jüngst in den "Schriften der Philosophischen Fakultäten der Universität Augsburg" als Nummer 64 erschienener Sammelband. Herausgegeben von Volker Dotterweich umfasst er 13 Beiträge - vornehmlich von Historikern der Universität Augsburg -, die sich thematisch um die drei Schwerpunkte "Krieg und Frieden, "Mittelalterliche Legenden" sowie "Nationale Mythen" gruppieren und deren zeitlicher Bogen sich von den kriegerischen Mythen im alten Griechenland bis zu den "Denkmalstürzen" im osteuropäischen Transformationsprozess spannt.

    Vornehmlich in Zeiten krisenhafter gesellschaftlicher Prozesse besteht ein breites Bedürfnis nach möglichst einfachen Erklärungen für komplexe politische, soziale und ökonomische Zusammenhänge, das in der emotionalen Hinwendung zu stereotypen, legendären oder mythischen Vorstellungen, Bildern und Deutungen aus der Geschichte Befriedigung sucht: "Die Wissenschaft ist zu kalt für uns. Wir ziehen Mythen und Legenden vor", hat der ehemalige sowjetische Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, Valentin Falin, einmal gesagt.

    GEWÄCHSE HISTORISCHER SCHATTENWINKEL UND POSITIVE ELEMENTE DER ERINNERUNGSKULTUR

    Insofern gehört es zwingend und traditionell zum Selbstverständnis der modernen Geschichtswissenschaft, die von Karl Dietrich Bracher und Hans-Peter Schwarz so genannten "historischen Schattenwinkel" zu erhellen, in denen sich Geschichtsmythen und -legenden einnisten. Aus dieser Aufgabe bezieht die Geschichtswissenschaft zu einem guten Teil ihre Legitimation. In jüngster Zeit haben Historiker aber auch gelernt, mythische Erzählungen durchaus auch als reale gesellschaftliche und politische Phänomene zu begreifen, als einen positiven Bestandteil der Erinnerungskultur, die als "Wahrheit höherer Ordnung ... nicht einfach nur stimmt, sondern darüber hinaus auch noch normative Ansprüche stellt und formative Kraft besitzt" (Jan Assmann).

    Beide Aspekte - die Konstruktion und die Dekonstruktion von Geschichtsmythen und Geschichtslegenden - sind Gegenstand der 13 chronologisch geordneten, teils illustrierten Beiträge dieses Sammelbandes:

    o Gunther Gottlieb: Kriegerische Mythen im alten Griechenland - das Beispiel Athen im 5. Jahrhundert v. Chr.
    o Veit Rosenberger: Die "furchtsbaren Gallier". Überlegungen zur Gallierfurcht und zur zweiten Gründung Roms
    o Bernhard Schimmelpfennig: Die Päpstin Johanna - Realität oder Legende?
    o Rolf Kießling: "Wer ettwas sucht, der sucht es offt an viel stetten, da es nit ist" - Stadtgründungslegenden schwäbischer Reichsstädte im Spätmittelalter
    o Sabine Doering-Manteuffel: Das Einhorn. Von der Arche Noah zum Fantasy-Roman
    o Johannes Burkhardt: Kriegsgrund Mythos? Bilder und Überlegungen zum Zusammenhang von historischer Gedächtniskultur und Frieden in der Neuzeit
    o Wolfgang E. J. Weber: Konstruktion und De(kon)struktion. Der Bismarck-Mythos in der deutschen Geschichte
    o Günther Kronenbitter: Waffenbrüder. Der Koalitionskrieg der Mittelmächte 1914-1918 und das Selbstbild zweier Militäreliten
    o Andreas Wirsching: "Augusterlebnis" 1914 und "Dolchstoß" 1918 - zwei Versionen derselben Legende?
    o Volker Dotterweich: Von der "Brunnen-" zur "Rassenvergiftung". Transformation und Trivialisierung einer antijüdischen Legende - zum Beispiel A. Dinter und H. St. Chamberlain
    o Walther L. Bernecker: Franco - "Retter der spanischen Neutralität" im Zweiten Weltkrieg?
    o Karl Filser: "Wenn Vergangenheit sich nicht fügt ...". Nationale Mythen im Geschichtsunterricht?
    o Theo Stammen: "Denkmalsturz" - Politische Mythen im Transformationsprozess
    _________________________________

    VOLKER DOTTERWEICH (HG.), MYTHEN UND LEGENDEN IN DER GESCHICHTE (= SCHRIFTEN DER PHILOSOPHISCHEN FAKULTÄTEN DER UNIVERSITÄT AUGSBURG, NR. 64, HISTORISCH-SOZIALWISSENSCHAFTLICHE REIHE), ERNST VÖGEL, MÜNCHEN 2004, 304 SEITEN, 14 ABBILDUNGEN, 26 EURO, ISBN 3-89650-128-3
    _________________________________

    KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:
    Dr. Volker Dotterweich, T 0821/598-5552, volker.dotterweich@phil.uni-augsburg.de

    ZU DEN SCHRIFTEN DER PHILOSOPHISCHEN FAKULTÄTEN DER UNIVERSITÄT AUGSBURG:
    http://www.philhist.uni-augsburg.de/fakultaet/publikationsreihen/spf.html


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology
    transregional, national
    Scientific Publications
    German


     

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