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04/21/1999 09:35

Frühe Wälder aus farnähnlichen Bäumen

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Frühe Wälder aus farnähnlichen Bäumen

    Neue Forschungsergebnisse mit Tübinger Beteiligung in 'Nature'

    Eine großwüchsige Pflanze mit farnähnlichen Wedeln und dem Namen Archaeopteris war der früheste bekannte, moderne Baum. Archaeopteris bildete bis zu seinem Aussterben am Übergang vom Devon zum Karbon vor rund 355 Millionen Jahren den Hauptbestand in den frühesten Wäldern. Ein Forscherteam aus Frankreich, den USA und um den Tübinger Paläontologen Prof. Jobst Wendt konnte nach der Untersuchung von 370 Millionen Jahre alten Überresten von Archaeopteris aus Marokko nun weitere Einzelheiten über die frühen Bäume zu Tage bringen. Die Forschungsergebnisse werden morgen in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift 'Nature' (Vol. 398, 22. April 1999) veröffentlicht.

    Prof. Wendt und sein Team entdeckten vor einigen Jahren im östlichen Anti-Atlas Überreste eines urzeitlichen Waldes, die wahrscheinlich dorthin angeschwemmt und eingesunken in einem ehemaligen Flachmeer konserviert wurden. Dies ist die größte Fundstelle anatomisch erhaltener Teile von Stämmen, Ästen und Wurzeln von Archaeopteris. Prof. Wendt und sein Team haben in diesem Teil Nordafrikas verschiedene Aspekte der Ablagerung und der Schichtenabfolge des Gesteins im Paläozoikum untersucht. Dadurch ließen sich auch die pflanzlichen Fossilien datieren.

    Archaeopteris war jedoch nicht nur ein stattlicher Baum der frühesten Wälder, sondern ist für die Paläobotanik auch aus einem anderen Grund interessant: Wie die heutigen Farne gehörte Archaeopteris noch zu den Sporenpflanzen, zeigte aber auch einige Merkmale, die sonst nur bei den frühen Samenpflanzen zu finden sind. Zu dieser großen Gruppe, die sich in der Evolution der Pflanzen weitgehend durchgesetzt hat, gehören etwa 97 Prozent der heutigen Pflanzenarten. Auch unsere Wälder werden von Samenpflanzen gebildet. Besonders aufschlußreich für die Forschungen der Paläobotaniker war ein fünf Meter langer Stammabschnitt von Archaeopteris von der marokkanischen Fundstelle, an dem sich Wachstum und Architektur des Baumes studieren lassen.

    Wie die bis zu neun Meter hohen Bäume mit einem Stammdurchmesser von bis zu einem halben Meter im Detail ausgesehen haben und unter welchen Bedingungen sie wuchsen, müssen die Forscher jedoch mühsam rekonstruieren. Nach neuesten Erkenntnissen war Archaeopteris die erste Pflanze, die annähernd die Form unserer heutigen Bäume besaß. Die Stämme zeigten ähnlich wie bei modernen Bäumen ein sekundäres Dickenwachstum. Außerdem bildeten die untersuchten Archaeopteris-Pflanzen neben kurzlebigen Zweigen an der Spitze des Stammes auch eine in der Evolution neue Art von Organen: Sie hatten seitlich langlebige Zweige. Dieses Verzweigungssystem kommt dem der frühen Samenpflanzen nahe. Die Zweige konnten auch, wie bei modernen Bäumen, verstärkt werden, um eine größere Last zu tragen. Die neuen Wuchsformen erlaubten den Pflanzen ein längeres Leben und eine bessere Ausnutzung des Raumes. Die Wissenschaftler vermuten, daß in Archaeopteris damit bereits einige neue Errungenschaften angelegt waren, die sich später in den Samenpflanzen weiterentwickelten. Durch diese Vorteile gegenüber anderen Pflanzen ließe sich auch erklären, warum die Archaeopteris-Arten in den Wäldern des späten Devons vorherrschten.
    In der weiteren Evolution wurden auch sie von den noch besser an die herrschenden Umweltbedingungen angepaßten Samenpflanzen überholt.

    Wir bitten um die Einhaltung der Sperrfrist von 'Nature': 21. April 1999,
    20 Uhr.

    Nähere Informationen:

    Prof. Jobst Wendt
    Institut und Museum für Geologie und Paläontologie
    Sigwartstraße 10
    72076 Tübingen
    Tel. 0 70 71/2 97 30 65
    Fax 0 70 71/29 69 90

    Prof. Wendt ist aufgrund einer Iran-Reise erst ab dem 1. Mai 1999 zu erreichen.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Geosciences, Information technology
    transregional, national
    Research results
    German


     

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