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05/11/2005 11:07

Erklärung des Hochschulrats der Universität Augsburg zu den Empfehlungen der Kommission "Wissenschaftsland Bayern 2020"

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    In seiner gestrigen Sitzung hat der Hochschulrat der Universität Augsburg die nachfolgend abgedruckte Erklärung zu den Empfehlungen der Kommission "Wissenschaftsland Bayern 2020" abgegeben:

    Die Universität Augsburg hat in ihrer ersten Stellungnahme am 5. April 2005 zu den Empfehlungen der Kommission "Wissenschaftsland Bayern 2020" ein klares "Ja" zum Wettbewerb abgegeben.

    Stärken und Schwächen, Schwerpunkte und Profilbildungen unserer Universität wurden auf der heutigen Sitzung des Hochschulrates vor dem Hintergrund dieser Empfehlungen der Kommission nochmals überprüft.

    Dabei ergab sich den Gremien der Universität der Eindruck, dass die Kommission die besondere Lage unserer Universität als sogenannte junge Hochschule nicht ausreichend gewürdigt hat. So lässt sich zum Beispiel eine straff geführte auf sieben Fakultäten beschränkte Uni nicht so einfach mit den großen alten, alle Bereiche (inklusive Medizin) abdeckenden Münchner Uni-Riesen vergleichen.

    Die Analyse der vergleichbaren Fakten zeigt zum Beispiel auch, dass die Uni Augsburg die knappste finanzielle Ausstattung aller Hochschulen durch den Staat in Bayern erhalten hat. 2005 sind es 57 Millionen Euro staatliche Mittel für Augsburg. Mit 150 Professoren und knapp 15.000 Studenten ergaben sich daraus 3.800 Euro pro Student, die niedrigste Verhältniszahl aller bayerischen Universitäten, und logischerweise bei 103 Studenten pro Professor die zahlenmäßig schlechteste Betreuungsrelation aller bayerischen Universitäten. Auch im Sinne unserer regionalen Bedeutung und Verantwortung für den Regierungsbezirk Schwaben zeigt sich eine klare Unterfinanzierung: die 57 Millionen Euro der staatlichen Zuweisung für die Uni Augsburg bedeuten für den Regierungsbezirk Schwaben 3 % aller staatlichen Mittel, aber als entsprechende Unterstützung für 9 % aller Studenten in Bayern.

    In einer Würdigung der sparsamen Haushaltsführung (sowieso einer den Schwaben nachgesagten Eigenschaft) zeigt es darum die objektive Leistungsbilanz der Uni Augsburg in einem viel günstigeren Licht, als es von der Öffentlichkeit bis jetzt wahrgenommen worden war.

    Aber die Anerkennung der Universität Augsburg muss sich natürlich auch auf wissenschaftliche Exzellenz beziehen, und hier hat die Mittelstraß-Kommission leider ebenfalls eine einseitige, Augsburg benachteiligende, Bewertung im Ranking vorgenommen, nämlich nach "total publication", d. h. nach der "absoluten" Anzahl der Publikationen, die Wissenschaftler und Universitäten weltweit veröffentlichen. Dieses CEST-Ranking der "Champions League" erfasst 683 Hochschulen, die Universität Augsburg nimmt dabei weltweit den Platz 547 ein. Wenn man aber die dazugehörige zweite Tabelle der selben Untersuchung heranzieht, nämlich die Tabelle, die die wissenschaftliche Auswertung der Publikationen misst - welche die Mittelstraß-Kommission nicht verwendet hat -, so bietet sich ein völlig anderes Bild. Auf Grund der Kennzahl der Häufigkeit der Zitierungen steht die Universität Augsburg nämlich weltweit auf Platz 121 - ist also Zweitbeste der Bayerischen Universitäten.

    In der Überprüfung der wissenschaftlichen Exzellenz hat die Mittelstraß-Kommission weder die überproportionale Anzahl der von der Uni Augsburg betreuten bayernweiten Elitestudiengänge erwähnt, noch die Beteiligung an DFG-Sonderforschungsbereichen zur Kenntnis genommen, noch die internationalen Spitzen-Rankings in verschiedenen Bereichen der Wirtschaftswissenschaften erwähnt.

    Im Lichte dieser Faktoren sieht sich die Universität Augsburg darum nach wie vor als eine junge, schlanke Uni, die in den Überlegungen des Leitungsgremiums und des Senats zu den geforderten Profilverschärfungen in der bayerischen Hochschullandschaft zu dem Ergebnis kam, keine ganzen Bereiche abgeben zu können, ohne die Gesamtidentität der Hochschule zu gefährden.

    Dabei hatten die diversen Neufokussierungen mancher Fakultäten der Uni als Konsequenz der internen Debatten zu verschärftem Profil bereits seit einiger Zeit Einheiten in Richtung von Departments und Schools wie eine ganze Reihe transdisziplinärer wie auch transuniversitärer Clusterbildungen hervorgebracht, und damit die diversen Anregungen der Kommission und der Staatsregierung zum Teil vorweggenommen.

    Darum sieht die Universität Augsburg in Übereinstimmung mit dem Bayerischen Wissenschaftsministerium weiterhin eher die Chancen für die Zukunft, solange in diesem Umstrukturierungsprozess fair miteinander umgegangen wird.

    Augsburgs Zukunft liegt also nicht unbedingt in München, wie vielfach unwissentlich gefordert wird, aber Augsburgs Zukunft muss natürlich durch Strukturplanung, international achtbare Erfolge in der Forschung und erhöhte Geldmitteleinwerbung sichergestellt werden. Nur das macht die Universität zu einer Stätte exzellenter Ausbildung und Forschung. Wenn uns das allein nicht gelingen sollte, müssen wir selbstverständlich über Kooperationen (in welcher Form auch immer) verstärkt nachdenken, aber wie gesagt, auf gleicher Augenhöhe angesichts der wirklichen Wettbewerbsvergleiche innerhalb der aufgezeigten bayerischen Universitätsstrukturen.

    Zum Schluss möchten wir angesichts der von der Kommission spezifisch erwähnten geisteswissenschaftlichen Fakultäten nochmals kurz festhalten, dass

    o erstens eine moderne Universität ohne geisteswissenschaftlichen Bezug sich nicht erfolgreich entwickeln kann;

    o zweitens die Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät sowohl nationale Alleinstellungsmerkmale aufweist (Institut für Kanada-Studien), an einem DFG-Sonderforschungsbereich beteiligt ist, ausgezeichnete Drittmitteleinwerbungen verzeichnet, und durch das bereits im Endstadium konzipierte Kompetenzzentrum für Lehr- und Lernforschung die Lehrerbildung zur strategischen Bedeutung für Bayern (Dr. Spaenle, MdL) gemacht hat;

    o dass drittens die Katholisch-Theologische Fakultät nicht nur in jüngster Vergangenheit wichtige neue Akzente der Profilbildung gesetzt hat (u. a. ein neuer Stiftungslehrstuhl für Theologie des geistlichen Lebens), sondern durch eine Kooperation mit der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benediktbeuren (Diözese Augsburg) profilmäßig verschärft werden könnte;

    o dass viertens der Hochschulrat in der Erörterung über die Zukunft des Augsburger Bereichs der Musikhochschule Augsburg-Nürnberg in der Verschmelzung mit der Uni die Chance der Bildung eines Schwerpunktes für Musik und Kunst empfindet;

    o und dass fünftens die bekannten und von der Mittelstraß-Kommission zum Teil gewürdigten renommierten Lehrstühle der Juristischen Fakultät, der Mathematisch- Naturwissenschaftlichen Fakultät, der Fakultät für Angewandte Informatik und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät allesamt in der geforderten Ausarbeitung eines Optimierungskonzeptes die angedachten neuen innovativen Einheiten, wie Schools, Zentren, Campusse fakultätsüberschreitend, wie schon länger erfolgreich praktiziert, eingesetzt werden können - so das Staatsministerium die entsprechenden dafür notwendigen neuen Stellen bestätigen kann.

    Leitungsgremium, Hochschulrat und Kuratorium gehen mit gutem Willen an die kommenden Aufgaben heran mit dem Ziel, die Universität Augsburg zum Wohle ihrer Studenten, zum Nutzen ihrer Professorenschaft und in der Unterstützung der Region Bayerisch-Schwaben in eine attraktive und gesicherte Zukunft zu führen.

    Kurt F. Viermetz
    Vorsitzender des Hochschulrats der Universität Augsburg


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    regional
    Science policy
    German


     

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