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06/11/1999 09:22

Tierschutz-Forschungspreis des Bundesgesundheitsministeriums

Dr. Ellen Katz Kommunikation und Medien
Universitätsklinikum Tübingen

    Am 21. Juli 1999 wird Dr. Dorothea I. Siegel-Axel von der Abteilung Kardiologie der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen (Ärztlicher Direktor Prof. Ludger Seipel) in Berlin mit dem Forschungspreis 1998 zur "Förderung von methodischen Arbeiten mit dem Ziel der Einschränkung und des Ersatzes von Tierversuchen" ausgezeichnet. Der Preis, der im Rahmen des Symposiums anläßlich des 10-jährigen Jubiläums der ZEBET (Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch) von Gesundheitsministerin Fischer persönlich übergeben wird, ist mit 30 000 Mark dotiert.

    Die prämierte Arbeit, die in der von Prof. Karl R. Karsch geleiteten Arteriosklerose-Forschungsgruppe in der Kardiologie der Uniklinik Tübingen entstand, beschäftigt sich mit dem Einsatz verschiedener Zellkulturmodelle, die in den letzten Jahren zur Erforschung grundlegender Prozesse bei der Arteriosklerose- und Restenose-Entstehung (siehe Seite 2), sowie deren Beeinflußbarkeit durch Medikamente eingesetzt wurden.

    Herz- und Kreislauferkrankungen, die zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen, stellen nach wie vor die Haupttodesursachen in den westlichen Industrienationen dar. Die Grunderkrankung, die sog. Arteriosklerose, ist eine Erkrankung, die nicht nur die Herzkranzgefäße und Hirnarterien befällt, sondern auch die unteren Extremitäten. Dramatisch ist jedoch vor allem der Herzinfarkt, dessen Gesamtmortalität in den ersten vier Wochen noch immer ca. 45 % beträgt. Auch nach erfolgreicher Eröffnung eines verschlossenen Herzkranzgefäßes durch die Ballon-Angioplastie kommt es bei 30-40 % der Patienten innerhalb von sechs Monaten wiederholt zu Gefäßwandveränderungen, der sog. Restenose, was einen erneuten Eingriff nötig macht.

    Zur Erforschung der Prozesse, die zur Entstehung der Arteriosklerose und Restenose führen, sowie zur Etablierung therapeutischer Konzepte mit dem Ziel der Prävention oder Behandlung dieser Vorgänge, wurden bis vor wenigen Jahren vor allem Tierversuche eingesetzt. Besonders die Austestung antiatherosklerotischer bzw. antiproliferativer Pharmaka wurde an Tieren durchgeführt, um aus einem breiten Konzentrationsbereich die wirksame Dosis herauszufinden. In den sich daran anschließenden Patientenstudien stellte sich jedoch in nahezu allen Fällen heraus, daß eine Übertragung positiver Ergebnisse von Nagetieren auf den Menschen aufgrund ihrer unterschiedlichen Physiologie und Pathophysiologie zu keinem Erfolg beim Menschen führt. Zu bedenken ist dabei auch die völlig unterschiedliche Lebensführung, da beispielweise ein Kaninchen in Natur kein Fett bzw. Cho-lesterin über die Nahrung aufnimmt oder virale bzw. bakterielle Erreger (Cytomegalievirus, Chlamydien), wie sie zur Zeit für die Arteriosklero-seentstehung verantwortlich gemacht werden, wirtsspezifisch sind und daher ausschließlich an der betroffenen Spezies selbst studiert werden können. Außerdem wird eine neue Stenose beim Tier häufig an einem gesunden Gefäß erzeugt, während sich die Restenose beim Menschen nach Intervention mit einem Ballonkatheter an einem über Jahrzehnte arteriosklerotisch veränderten Koronargefäß abspielt.

    Dr. Siegel-Axel: "Aus diesen Gründen wurde bereits vor über 10 Jahren das Transfilter-Co-Kulturmodell entwickelt, das für den Einsatz humaner arterieller Gefäßwandzellen und Blutzellen weiter etabliert werden konnte. Mithilfe dieses Modells konnten wir den Aufbau einer arteriellen Gefäßwand imitieren und fettreiche bzw. zellreiche Plaques erzeugen, die atherosklerotischen bzw. restenotischen Veränderungen beim Menschen ähnlich sind." Die Zellen wurden dazu aus "Gefäßresten" des Menschen isoliert. Axel weiter: "Dabei stellte sich heraus, daß sich dieses System sehr gut für das Vortesten von Medikamenten eignet, die das Wachstum der Gefäßwandzellen beeinflussen." Die übermäßige Vermehrung glatter Muskelzellen ist wesentlich für die Restenosebildung verantwortlich, so daß die Wachstumshemmung dieser Zellen einen vielversprechenden therapeutischen Ansatz bietet. Axel: "Wir haben inzwischen zahlreiche verschiedene Substanzklassen an diesem Modell ausgetestet und konnten in der Zellkultur die jeweils wirksamen Konzentrationsbereiche ermitteln, die auch beim Menschen erfolgversprechend sein könnten. Da es sich um ein Modell mit humanen Zellen handelt, ist die Umsetzung für die direkte Behandlung am Patienten deutlich vereinfacht. Überdies führt diese Entwicklung zu einer Reduktion unnötiger Tierversuche."

    Die 34jährige Wissenschaftlerin, deren beruflicher Werdegang 1985 mit dem Studium der Pharmazie in Tübingen begann, promovierte unter Prof. Eberhard L. Betz, am Physiologischen Institut der Universität Tübingen, von dem wesentliche Arbeiten zur Entwicklung des Transfilter-Co-Kultursystems ausgingen. Heute leitet sie ein Zellkultur- und molekularbiologische Forschungslabor in der Kardiologie der Medizinischen Uniklinik Tübingen.

    Ansprechpartner für nähere Informationen:
    Universitätsklinikum Tübingen
    Medizinische Klinik, Abt. Kardiologie
    Dr. rer. nat. Dorothea Ilse Siegel-Axel
    Tel. 0 70 71 / 29-8 73 38, Fax 29-8 31 69
    e-mail: daaxel@med.uni-tuebingen.de


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

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