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06/16/1999 08:45

IWH-Wirtschaft im Wandel 8/1999

Ingrid Dede Bereich Öffentlichkeitsarbeit
Institut für Wirtschaftsforschung Halle

    Der Volltext mit Abbildungen und Tabellen zu den einzelnen Beiträgen steht im Internet unter http://www.iwh.uni-halle.de

    Konjunktur in der Europäischen Währungsunion
    durchschreitet die Talsohle

    Im Euroraum gibt es Anzeichen für das Ende der konjunkturellen Talfahrt. Nach der Abschwächung der wirtschaftlichen Expansion gegen Ende des vergangenen Jahres, die bis in die ersten Monate dieses Jahres anhielt, zeigt der vom IWH berechnete Indikator, daß die Talsohle erreicht ist. Ausschlaggebend dafür ist vor allem der Anstieg des Vertrauens in der Industrie, wo sich die Produktionserwartungen infolge stärkerer Auftragseingänge zuletzt verbessert haben. Der Rückgang der Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe ist nach den vorliegenden Daten zum Stillstand gekommen. Im Baugewerbe hat sich der positive Trend des Geschäftsklimas seit Jahresbeginn fortgesetzt. Die zugleich leicht rückläufige Verbraucherzuversicht dürfte vor allem Reflex eines sich nur zögerlich kräftigenden Beschäftigungsaufbaues und eines damit verbundenen langsameren Rückgangs der Arbeitslosigkeit sein.
    Stimulierend für die Konjunktur im Euroraum wirken insbesondere auch die verbesserten Exportaussichten, da für die Weltwirtschaft insgesamt wieder mit einem höheren Wachstum gerechnet werden kann. So ist die in erster Linie vom privaten Verbrauch getragene Konjunkturentwicklung in den USA weiterhin außergewöhnlich dynamisch, und in einigen südostasiatischen Ländern, namentlich in Südkorea, setzte die wirtschaftliche Erholung ein. An den internationalen Finanzmärkten verläuft die Entwicklung nach den Turbulenzen im vergangenen Jahr ruhig. Deutliche monetäre Impulse gehen von der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank aus.
    Michael Seifert (mst@iwh.uni-halle.de

    EZB-Strategie: Ist die reine Geldmengensteuerung eine realistische Option?
    Die Europäische Zentralbank (EZB) verfolgt eine geldpolitische Strategie, die in der Literatur als Inflations-Targeting bezeichnet wird. Einige Autoren betrachten dies als eine vorübergehende Notlösung, auf die die EZB angesichts verschiedener Unsicherheiten in der Anfangsphase der Europäischen Währungsunion zurückgreifen muß, und plädieren für einen baldigen geldpolitischen Strategiewechsel hin zur Geldmengensteuerung. Hier wird die Auffassung vertreten, daß die Strategie der EZB, die im Rahmen des Inflations-Targeting der Geldmenge eine bedeutende Rolle zumißt, auch für die Zukunft die geeignete geldpolitische Strategie zur Wahrung der Geldwertstabilität ist.
    Eine reine Geldmengensteuerung ist nicht zweckmäßig. Diese Schlußfolgerung ergibt sich bereits aus den theoretischen Überlegungen und empirischen Erfahrungen der vergangenen 25 Jahre. Ein Grund ist die kurzfristige Volatilität der Geldnachfrage. Die hier vorgestellte empirische Untersuchung deutet, wie auch frühere Studien, darauf hin, daß die Geldnachfrage im Euroraum eine langfristige Stabilität aufweisen wird. Es wird jedoch gezeigt, daß in der kurzen Frist Abweichungen der Geldnachfrage von dem langfristig stabilen Pfad auftreten, so daß sich die Zentralbank schon aus diesem Grund kurzfristig nicht allein an der Geldmenge orientieren kann. Zweitens spricht gegen eine reine Geldmengensteuerung, daß die Geldmenge bestenfalls ein adäquater Frühindikator dafür sein kann, ob von der Geldpolitik eine destabilisierende Wirkung auf den Geldwert ausgeht. Störungen, die ihren Ursprung in der realen Sphäre haben, zeigt die Geldmenge erst an, wenn sie bereits realwirtschaftliche Wirkun-gen entfaltet haben und damit zu spät für einen frühzeitigen stabilisierenden Eingriff der Geldpolitik.
    Christian Schumacher (csr@iwh.uni-halle.de)
    Silke Tober (sit@iwh.uni-halle.de)

    Ungarns Wirtschaftswachstum von Ungleichgewichten geprägt:
    ein erneutes Problem mit dem Zwillingsdefizit?

    Bei hohem Wirtschaftswachstum intensivierten sich die Defizite im ungarischen Staatshaushalt und in der Leistungsbilanz, die Auslandsverschul-dung des Landes stieg erneut deutlich an. Im Jahre 1995, als eine ähnliche Konstellation zu beobachten war, kam es beinahe zu einer Finanzkrise. Diese konnte durch sozialpolitisch schmerzhafte Interventionen im Rahmen eines umfangreichen Spar- und Konsolidierungsprogramms verhindert werden.
    Die Analyse der heute neu eskalierenden Defizite im Haushalt und im Außenhandel deutet darauf hin, daß im Unterschied zu 1995 neue, die Leistungsbilanz passivierende Momente aufgetreten sind. Von besonderer Bedeutung war die um-fangreiche Repatriierung von Gewinnen aus ausländischen Direktinvestitionen. Das Staatsbudgetdefizit weitete sich im wesentlichen durch in ihrem Charakter einmalige Sonderbelastungen aus, deren Nachfragewirksamkeit eher gering sein dürfte. Es handelt sich dabei um Zuschüsse zur Konsolidierung des Bankensektors und zur Finanzierung der Rentenreform.
    Gleichwohl ist vor dem Hintergrund der immer noch fragilen ökonomischen Situation Ungarns und nicht zuletzt des erwarteten EU-Beitritts eine streng zurückhaltende Fiskalpolitik unabdingbar. Die ungarische Wirtschaftspolitik sollte zugunsten eines weiterhin hohen Wirtschaftswachstums ihr Hauptaugenmerk nunmehr auf die nachhaltige Aktivierung der Handelsbilanz lenken. Nur so können die Finanzierung des mit dem Aufholprozeß untrennbar verbundenen Importsogs und die notwendige Reduzierung der Auslandsverschuldung gesichert werden.
    Johannes Stephan (jsn@iwh.uni-halle.de)
    Werner Gnoth (gnt@iwh.uni-halle.de)

    Nachfrageeinbrüche in Krisenregionen dämpfen
    ost-deutsche Exportentwicklung

    Die durch die Währungs- und Finanzkrisen in Südostasien ausgelöste Eintrübung des weltwirtschaftlichen Umfelds hat sich in ihren Wirkungen auf die Konjunktur in Deutschland stärker und langwieriger als erwartet erwiesen. Hinzu kamen dämpfende Einflüsse infolge der drastischen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Rußland und Lateinamerika. Insgesamt verringerte sich das Expansionstempo des Welthandels und der weltwirtschaftlichen Produktion deutlich. Im Zuge dieser ungünstiger gewordenen außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen ging die deutsche Warenausfuhr in der zweiten Jahreshälfte 1998 merklich zurück.
    Auch die ostdeutsche Wirtschaft wurde von den Folgen der Krisen betroffen. Zwar ist ihre Außenhandelsabhängigkeit - gemessen an der Exportquote - weitaus geringer als jene der westdeutschen Wirtschaft, dennoch zeigen sich in der Ausfuhrentwicklung ebenfalls Schleifspuren, die der konjunkturellen Aufwärtsentwicklung abträglich sind. Ins Gewicht fällt dabei der Einbruch der Rußlandexporte. Obwohl die ostdeutschen Unternehmen in den vergangenen Jahren große Fortschritte bei der Erschließung westlicher Märkte erreicht haben, ist Rußland als fünftwichtigster Handelspartner noch von einiger Bedeutung. Da sich in dieser Region sobald keine durchgreifende Besserung abzeichnet, liegt hier ein Risikopotential für die Exportentwicklung der neuen Bundesländer. Die Unternehmen sollten deshalb in ihrem Bemühen nicht nachlassen, neue Absatzmärkte zu erschließen.
    Ingrid Haschke ihk@iwh.uni-halle.de

    Geschäftsklima im ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbe wieder gebessert

    In der ostdeutschen Industrie hat sich der Stimmungseinbruch im März nicht fortgesetzt. Laut Industrieumfrage des IWH meldeten die rund 300 befragten Unternehmen im Mai wieder eine deutliche Aufhellung ihrer Geschäftslage. Der Saldo aus positiven und negativen Urteilen stieg auf einen Skalenwert von 41 Punkten. Gegenüber der vorangegangenen Umfrage vom März entspricht das einem Anstieg um 15 Punkte. Damit lag der Saldo zwar um 13 Punkte unter dem Stand vor Jahresfrist, aber das Tief wurde wohl überwunden.
    Erholungstendenzen sind gegenüber März in allen fachlichen Hauptgruppen des Verarbeitenden Gewerbes erkennbar, besonders bei den Herstellern von Vorleistungsgütern. Gerade sie nahmen im letzten Halbjahr eine starke Eintrübung der Geschäftslage hin. Nun strahlt der saisonbedingte Aufwärtstrend, z. B. im Baugewerbe, auf sie aus. Gleichwohl bleibt ihr Rückstand zum Vorjahreswert mit 32 Punkten sehr hoch.
    Die größten Optimisten sind mit einem Saldo von 46 Punkten die Hersteller von Investitionsgütern, deren Geschäftslage allerdings beim Stimmungseinbruch im März vergleichsweise wenig beeinträchtigt wurde. Die Einschätzung der Lage zwischen den Branchen ist gespalten. So sind die Hersteller von elektrischen und elektronischen Geräten mit ihrer derzeitigen Situation zufriedener, Hersteller von Metallerzeugnissen und Maschinenbauer hingegen weniger.
    Ihre Geschäftsaussichten schätzen die ostdeutschen Industrieunternehmen wieder optimistischer ein. Das Vorjahresniveau wird jedoch auch hier verfehlt. Die Aufwärtsentwicklung gegenüber der Märzumfrage wird durch steigende Auftragseingänge im Frühjahr gestützt, insbesondere aus dem Ausland.
    Es ist zu erwarten, daß sich die Entwicklung der Industrie im weiteren Verlauf des Jahres erholt. Die Dynamik wird aber wohl nicht mehr so stark wie im Vorjahr sein. So ist die Zuversicht der Investitionsgüterhersteller gedämpft. Ihre Produktions- und Ertragserwartungen bleiben gegenüber den anderen Hauptgruppen der Industrie zurück. Da die Produktion von Investitionsgütern mit rund 28 vH einen beachtlichen Teil des Umsatzes im ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbe (einschließlich Bergbau) bildet, gehen von hier bremsende Wirkungen aus.
    Doris Gladisch (dgl@iwh.uni-halle.de)


    More information:

    http://www.iwh.uni-halle.de


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    Criteria of this press release:
    Biology, Economics / business administration, Environment / ecology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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