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06/15/1999 00:00

Vorbereitung des Studienbetriebes in vollem Gange

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Der Rektor der Universität Erfurt, Prof. Dr. Peter Glotz, zog ein knappes Jahr vor Aufnahme des Studienbetriebes ein Bilanz des Entwicklungsstandes der neugegründeten Universität. "Die Vorbereitungen des Studienbetriebes seien in vollem Gange", versicherte er. Er kündigte an, im Herbst die Reihe von Christoph Martin Wieland-Vorlesungen aufzunehmen. Von ihnen sollten "Impulse für die nationale und internationale wissenschaftliche Diskussion ausgehen". Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger wird die erste Vorlesung über die "neuen Kommunikationsverhältnisse des digitalen Zeitalters" halten.

    Auf einer Pressekonferenz am 15.06.1999 erklärte der Rektor der Universität Erfurt zum Entwicklungsstand seiner Universität ein knappes halbes Jahr vor Aufnahme des Studienbetriebs das Folgende:

    Die Universität Erfurt will eine Reformuniversität auf hohem Niveau werden. Sie ist sich der Gefahr bewußt, daß der eine oder andere mit einer regionalen Universität mit Erstberufungscharakter zufrieden wäre. Dem hochmotivierten Gründungsteam der Universität würde diese Zielrichtung nicht ausreichen. Unsere bisherige Entwicklung zeigt: Erfurt kann einen eigenen Beitrag zur wieder in Gang gekommener Reformdiskussion für das deutsche Hochschulwesen leisten. Das zeigen insbesondere die folgenden Entwicklungszüge:

    1. Wir konzipieren einen sechssemestrigen Baccalaureustudiengang. Er ist nicht als Abkürzer oder Rausschmeißer gedacht, sondern als eine berufsorientierende Grundbildungsphase, auf die weitere Elemente im Prozeß des lebenslangen Lernens aufgesetzt werden können. Zentrales Element dieses Baccalaureustudienganges ist das Studium fundamentale.

    2. Die Universität Erfurt will den Blick über den Tellerrand zum Label machen. Sie verlangt erstens bestimmte elementare Grundkenntnisse, so englische Sprachkenntnisse (Cambridge - Certificate I) sowie grundlegende Medien- und Computerkompetenz. Darüber hinaus sollen 20 % der Semesterwochenstunden einem Studium Fundamentale gewidmet werden. Wir wollen Absolventen, die bewerten, einordnen und abwägen können, keine engstirnigen Spezialisten. Das Studium Fundamentale zielt darauf, den Studierenden spezifische Kompetenzen zu vermitteln, die im Rahmen des Fachstudiums nur im begrenzten Rahmen erworben werden können. Zu diesen spezifischen Kompetenzen gehören Urteilskompetenz, ästhetisches Wahrnehmungsvermögen, soziale und interkulturelle Kompetenz. Der Erwerb dieser Kompetenzen ist mit verpflichtenden Leistungsnachweisen verbunden.

    3. Gleichberechtigt neben dem Fachstudium steht der Versuch, die Persönlichkeit und die Demokratiefähigkeit der Studierenden zu entwickeln. Wir wollen deshalb die englische
    Tradition der Debating Society aufnehmen und für deutsche Verhältnisse weiterentwickeln. Auf die Beteiligung möglichst vieler studentischer Eigentinitiativen - von einem Allgemeinen Studentenausschuß bis zu konfessionellen Studentengemeinden und politischen Studentengruppen - legen wir großen Wert. Das Studium in Erfurt, das durch Auslandssemester und Praktika unterbrochen sein sollte, möchte exzellente Fachkenntnisse entwickeln, genauso aber Führungsfähigkeit und kommunikative Kompetenzen.

    4. Erfurt sucht eine enge Vernetzung mit der Praxis. Das zeigen unsere stetigen Versuche, die Wirtschaft für eine Förderung der Erfurter Universität zu gewinnen. Unser neuester Erfolg: eine Zeitprofessur für Briefkommunikation, die die Deutsche Post AG uns gestiftet hat. Wir sind weiterhin bestrebt, Erfurt zu einer Universität mit der modernsten medialen Struktur in Deutschland weiterzuentwickeln. Dabei hilft uns (schon seit 1997) die Telekom. Wir stehen in Verhandlungen über eine weitere Intensivierung dieser Arbeitsbeziehung.

    5. Von Erfurt sollen Impulse für die nationale und internationale wissenschaftliche Diskussion ausgehen. Dazu dienen die Christoph Martin Wieland-Vorlesungen, die einmal im Jahr stattfinden werden. Für 5 Jahre hat die dafür notwendigen Kosten die Volkswagen-Stiftung übernommen. Christoph Martin Wieland war der letzte bedeutende Erfurter Hochschullehrer vor der Schließung 1816. Er war ein großer Europäer, ein kosmopolitisch orientierter, international vernetzter Aufklärer mit großem Schülerkreis. Jedes Jahr wird künftig eine Christoph Martin Wieland-Vorlesung von einem bedeutenden Intellektuellen gehalten. Der Vorlesung schließt sich eine Disputation mit 6 Wissenschaftlern, darunter mindestens 2 Professoren der Universität Erfurt, an. Die Christoph Martin Wieland-Vorlesung 1999 hält (am 08.12.1999) der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger über die neuen Kommunikationsverhältnisse des digitalen Zeitalters. Er knüpft damit an vielfältige Interventionen, vor allem an seinen berühmten "Baukasten zu einer Theorie der Medien" von 1970 an.

    6. Die neugegründete Erfurter Universität ist enge Verbindungen zu zwei längst bestehenden Hochschulen eingegangen, zur Pädagogischen Hochschule Erfurt und zum Philosophisch-Theologischen Studium. Die Kooperation mit beiden Institutionen ist uns längst in Fleisch und Blut übergegangen; die Rektoren beider Einrichtungen sind in unsere Arbeit voll integriert, zum Beispiel als regelmäßige Teilnehmer an den Sitzungen des Gründungssenats. Kooperationsvereinbarungen sind bis in alle Einzelheiten entworfen. Die Kooperation funktioniert. Die Pädagogische Hochschule wird zum 01.01.2001 vollständig in die Universität integriert sein. Wir bedauern, daß der Vatikan bisher einer vollständigen Integration des Philosophisch-Theologischen Studiums widerspricht. Immerhin hat diese traditionsreiche Einrichtung inzwischen den Status einer Theologischen Fakultät in kirchlicher Trägerschaft mit eigenem Promotionsrecht erhalten. Wir haben dem Freistaat Thüringen und der Katholischen Kirche eine detaillierte Kooperationsvereinbarung vorgeschlagen und sind entschlossen, die vorzügliche und traditionsreiche Katholische Theologie Erfurts soweit als möglich in die Arbeit der Universität einzubeziehen. Es gibt Formen der Kooperation, die der Integration nahekommen.

    7. Die bauliche Entwicklung der Universität ist in vollem Gange. Wir bedauern die Verzögerung beim Bibliotheksbau. Hätten wir sie vorhergesehen, hätten wir den Beginn des Studiums um ein Semester verzögert. Wir werden aber auch unter den jetzigen Umständen die Literaturversorgung von Lehrenden und Studierenden in akzeptabler Weise sichern. Die Verwaltung wird Ende Juli auf den Campus umziehen. Die Fertigstellung unseres Gästehauses erwarten wir zur Jahreswende 1999/2000. Das Fakultätsgebäude für die Philosophische Fakultät wird rechtzeitig fertiggestellt sein.

    8. Am 1. Juli beginnt die Einschreibungsfrist für das Wintersemester. Wir sagen: Innovationen müssen nicht nur von privaten Universitäten kommen. Auch staatliche Universitäten sind innovationsfähig. Wir sind nicht nur lernfähig, sondern auch lernbegierig. Jeder, der durch konstruktive Kritik dazu beiträgt, daß wir unsere Arbeit verbessern, ist willkommen.


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Studies and teaching
    German


     

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