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09/08/2005 09:12

Neues Wohnen im Alter

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Fachtagung von Bertelsmann-Stiftung und Institut Arbeit und Technik diskutiert Herausforderungen des demografischen Wandels: Selbstbestimmte Lebensformen auch bei Hilfe- und Pflegebedarf ermöglichen

    In den nächsten Jahren wird der Bedarf an seniorengerechten Wohnungen enorm zunehmen: Im Jahr 2050 werden fast 30 Prozent der Deutschen über 65 Jahre alt sein - gegenüber erst 17 Prozent im Jahr 2000. Die Gruppe der Hochbetagten wird überproportional wachsen und damit der Bedarf an Unterstützung und Hilfe bei körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen oder im Pflegefall. Bereits bis 2020 wird die Zahl der älteren Pflegebedürftigen mit Leistungsanspruch um die Hälfte steigen. Für sie würden zwischen 225.000 und 250.000 zusätzliche Heimplätze benötigt - falls keine alternativen Wohnformen bereitgestellt und präventive Maßnahmen ergriffen werden können. Sonst wird der Bedarf bis zum Jahr 2050 eine Größenordnung von 700.000 zusätzlichen Heimplätzen erreichen.

    Der demografische Wandel unserer Gesellschaft und die daraus erwachsende Nachfrage nach selbstbestimmten Wohn- und Lebensformen auch bei Hilfe- und Pflegebedarf sind Thema einer Fachtagung von Bertelsmann-Stiftung, Landesinitiative Seniorenwirtschaft und Institut Arbeit und Technik (IAT) heute und Freitag (8. und 9. September) in Gelsenkirchen. "Wir brauchen Alternativen und Ergänzungen zur - von vielen Senioren abgelehnten - Unterbringung im Heim. Diese können durchaus kostengünstiger sein, schaffen aber auf jeden Fall durch die Nachfrage nach bedarfsgerechter Technik und Dienstleistungen gleichzeitig Arbeit in neuen Beschäftigungsfeldern", so PD Dr. Josef Hilbert, Forschungsdirektor des Schwerpunkts Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität am IAT. Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik suchen auf der Tagung Konzepte, die den Wohnbedürfnissen älterer Menschen entsprechen und gleichzeitig den zukünftigen gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Veränderungen Rechnung tragen. Auf der Grundlage von Beispielen aus den Bereichen bedarfsgerecht angepasster Wohnraum, aktivierende und unterstützende Dienstleistungen, der Anwendung intelligenter haustechnischer Möglichkeiten und der Wohnumfeld- und Quartiersgestaltung wurden zukunftsorientierte Gestaltungsoptionen für das Wohnen im Alter vorgestellt und
    diskutiert.

    Heute leben etwa 70 % der knapp 1,6 Mio. Pflegebedürftigen zu Hause und erhalten Unterstützung durch Familie, Nachbarn und Freunde. Die rd. 2,3 Mio. "Hilfebedürftigen", die regelmäßig z.B. hauswirtschaftliche Unterstützung benötigen, werden zu fast 90 % informell versorgt. In den nächsten Jahren werden jedoch die Unterstützungsnetze durch die Familien zurückgehen, da die Kinder berufsbedingt oft nicht mehr in der Nachbarschaft oder in erreichbarer Entfernung wohnen. Auch die Quote der älteren Menschen ohne Kinder nimmt ständig zu. Gegenwärtig ist etwa nur jede 30. ältere Frau kinderlos. In den nächsten zehn Jahren steigt diese Zahl an. Dann wird schon etwa jede 8. und im Jahre 2030 etwa jede 4. über 60-Jährige kinderlos und damit schon deshalb auf alternative Unterstützungsleistungen angewiesen sein.

    Die Mehrheit des Wohnraumbestandes ist nicht auf die gesteigerten Bedürfnisse älterer Menschen nach Sicherheit, Komfort und weitgehender Barrierefreiheit ausgerichtet. Renovierung und Umbauten steigern aber nicht nur die Lebensqualität von Senioren, sondern schaffen gleichzeitig attraktiven Wohnraum für alle Generationen. Ziel muss dabei sein, mit möglichst wenig Aufwand eine möglichst große Steigerung der Wohnqualität zu erreichen. Neben einer barrierearmen und mit Angeboten von gesundheitsbezogenen, sozialen, haushaltsnahen, Sicherheits- und Kommunikationsdiensten ausgestatteten Wohnlandschaft kann der Einsatz intelligenter Haus- und Kommunikationstechnik zu einem Mehr an Sicherheit und Komfort im Alter beitragen.

    Die bestehenden Altenhilfestrukturen müssen engagiert weiterentwickelt und ausgebaut werden, um dem wachsenden Hilfe- und Betreuungsbedarf in Zukunft gerecht zu werden und ihn finanzieren zu können. Michael Cirkel von der Geschäftsstelle Seniorenwirtschaft am IAT: "Eine wesentliche Anforderung besteht darin, die Potenziale für Eigeninitiative, Eigenverantwortung und gegenseitige Hilfe zu stärken".

    Die Bertelsmann Stiftung hat die Aktion Demographischer Wandel zu einem Leitprojekt gemacht, das Kommunen und Regionen Handlungsmöglichkeiten für die Zukunft aufzeigen soll. U.a. werden auf der Grundlage einer Bestandsaufnahme und Bewertung bedarfsgerechte Wohnformen für die Zukunft weiterentwickelt. Das Institut Arbeit und Technik hat mit seinen Forschungen zur Gesundheits- und Seniorenwirtschaft bereits vor Jahren die Problematik des demografischen Wandels aufgegriffen und gezeigt, dass das Altern der Gesellschaft nicht nur Probleme bringt, sondern vielmehr eine Chance für mehr Arbeit und Beschäftigung ist. Mehr Lebensqualität im Alter schafft Arbeitsplätze. In diesem Sinne engagiert sich die Landesinitiative Seniorenwirtschaft, die vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales sowie dem Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration getragen wird. Die Entwicklung der Seniorenwirtschaft in NRW, begleitet und moderiert von Wissenschaft und Politik, gilt inzwischen als wegweisend auch für andere Bundesländer.

    Für weitere Fragen stehen
    Ihnen zur Verfügung:

    PD Dr. Josef Hilbert
    Durchwahl: 0209/1707-120
    Michael Cirkel
    Durchwahl: 0209/1707-344

    Pressereferentin
    Claudia Braczko

    Munscheidstraße 14
    45886 Gelsenkirchen

    Tel.: +49-209/1707-176
    Fax: +49-209/1707-110
    E-Mail: braczko@iatge.de
    info@iatge.de
    WWW: http://www.iatge.de


    More information:

    http://www.iatge.de
    http://www.seniorenwirt.de/
    http://www.aktion2050.de


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

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