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Wissenschaft
Der mit 250 000 Euro dotierte Lautenschläger-Forschungspreis wurde an den Heidelberger Archäologen Professor Tonio Hölscher verliehen - In seinem Festvortrag referierte der polnische Wissenschaftsminister über das Verhältnis von Gesellschaft und Wissenschaft
"Auszeichnungen wie der Lautenschläger-Forschungspreis verschaffen der deutschen Spitzenforschung großes Ansehen in der Öffentlichkeit", befand Professor Peter Hommelhoff, Rektor der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität, anlässlich der Verleihung dieses Preises an Professor Tonio Hölscher. Mit dem klassischen Archäologen Hölscher wurde bei der dritten Verleihung des mit 250 000 Euro dotierten Preises das erste Mal ein Geisteswissenschaftler geehrt. Dazu kommt noch, dass der Ausgezeichnete aus einem eher kleineren Fachbereich stammt. "Doch die Ruperto Carola hat die kleineren Fächer nie in Frage gestellt, begründen sie doch den Weltruhm der Heidelberger Universität", betonte Peter Hommelhoff.
Wie wichtig solche hochdotierten Preise für die Forschung sind, zeigte der Preisträger des Jahres 2003, Professor Peter Krammer. War ihm doch ein Forschungsantrag abgelehnt worden, welcher der Frage nachgehen sollte, wie es den in unserem Körper absterbenden Zellen gelingt, das körpereigene Immunsystem ruhig zu stellen. Mit Hilfe des Preisgeldes konnte er diese Forschung aber doch zu Ende bringen. Dabei fand er heraus, dass die toten Zellen ein bestimmtes Molekül besitzen, das dafür sorgt, dass vor den eigenen abgestorbenen Zellen eine Selbsttoleranz besteht. Derartige Grundlagenforschung sei unbedingt notwendig, betonte Peter Krammer, und so würden die Kenntnisse über das körpereigene Immunsystem beispielsweise bei der Krebstherapie ihre Anwendung finden.
"Es ist bekannt, dass der Staat zu wenig Gelder für die Forschung bereit stellt", hob denn auch Manfred Lautenschläger, der Stifter des gleichnamigen Preises, hervor. Doch selbst wenn der Staat mehr Geld für die Wissenschaft ausgäbe, würden Preisgelder doch immer wieder helfen, Forschungsprojekte voranzubringen.
"Seitdem ich die Arbeiten von Professor Tonio Hölscher gelesen habe, ist mir klar geworden, wie tief die Stadtkulturen der Renaissance in der Antike wurzeln", erläuterte Professor Wolfgang Frühwald, Präsident der Humboldt-Stiftung, in seiner Laudatio. So zeige Tonio Hölscher, dass die Stadtstrukturen der Antike ein Abbild des Lebensraumes ihrer Bewohner seien. Ausdruck seiner großen Anerkennung unter den Archäologen seien auch die internationalen Einladungen zu verschiedenen Vorlesungsreihen, die sich im Jahr 2007 mit den Sather Lectures in Berkeley (USA) fortsetzten.
Beispiele für seine Forschungen stellte denn auch Tonio Hölscher vor, wie beispielsweise die Säule des römischen Kaisers Trajan, deren Reliefs von verschiedenen Kriegsereignissen berichten. Welche politische und gesellschaftliche Bedeutung derartige Skulpturen in der Antike besaßen, will Tonio Hölscher auch in Zukunft mit Hilfe des Lautenschläger-Forschungspreises zusammen mit Nachwuchswissenschaftlern erforschen.
Mit einem ganz anderen Thema befasste sich der polnische Wissenschaftsminister Michal Kleiber in seinem Festvortrag. "Die Gesellschaft wird nur so lange die Wissenschaft fördern, solange sie ihr auch trauen kann", ging Michal Kleiber auf das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft ein. "Deshalb müssen die Forscher belegen, wie die von der Gesellschaft zur Verfügung gestellten Gelder verwendet werden", forderte Michal Kleiber die Wissenschaftler auf. Dabei müssten aber auch Wege gefunden werden, kontroverse Themen, wie etwa die Gentechnik, öffentlich zu diskutieren. Auch mit dem Thema einer europaweiten Wissenschafts-Rechtsordnung befasste sich das Mitglied des EU-Forschungsrates in seinen Ausführungen. Zwar sei eine derartige Rechtsordnung politisch nicht erwünscht, doch sei alles in Bewegung. "Und hoffentlich in die richtige Richtung", gab Michal Kleiber seinen Zuhörern mit auf den Weg.
Stefan Zeeh
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