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07/28/1999 17:02

Die Sonne im Blick

Dr. Frank Stäudner Kommunikation
Leibniz-Gemeinschaft

    Bonn, 28 Juli 1999. "Der ungeschützte Blick in die teilweise verdunkelte Sonne ist gefährlicher als das Blinzeln in die volle Mittagssonne," warnt Hubertus Wöhl, leitender Wissenschaftler am Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik (KIS) in Freiburg im Breisgau. Das Institut ist in Deutschland die führende Einrichtung zur Erforschung der Sonne. Auf Einladung der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz stellten Hubertus Wöhl und Oskar von der Lühe, Direktor des KIS, am heutigen Tag in Bonn die neuesten Ergebnisse der Sonnenforschung und aktuelle Informationen zur totalen Sonnenfinsternis am 11. August 1999 vor.
    Wöhl rechnet damit, dass einige unvorsichtige Betrachter den Anblick des Naturschauspiels im August mit bleibenden Netzhautschäden bezahlen werden. Sobald der Mond sich vor die Sonne schiebt, nimmt zwar der Strahlungsfluss ab und die Blendwirkung des grellen Lichts reduziert sich, so dass der direkte Blick in die Sonne sich länger aushalten lässt. Doch die Linse des Auges bündelt das Licht des unbedeckten Teils der Sonne mit fast unverändert hoher Intensität auf die ungeschützte Netzhaut. "Schon nach wenigen Sekunden verschmoren Teile des Augenhintergrundes," weiß Wöhl. Besonders gefährlich sei die Benutzung von optischen Geräten wie Ferngläsern, Kameraobjektiven oder Teleskopen, die den Lichteinfall ins Auge vervielfachen. Weil die Netzhaut selbst schmerzunempfindlich sei, bemerke der Betrachter den Schaden zunächst oft nicht. Gewöhnliche Sonnenbrillen, rußgeschwärzte Glasscheiben, Kamerafilter und andere Hausmittel sind nach den Worten Wöhls nicht geeignet, die Sonnenfinsternis gefahrlos zu beobachten. Zuverlässigen Schutz böten allein die Spezialbrillen, die für wenige DM im Handel angeboten werden.
    Wenn der Mond die Sonnenscheibe für wenige Minuten vollständig bedeckt, wird die Korona sichtbar. Sie bildet gewissermaßen die "Sonnenatmosphäre" und kann gefahrlos ohne Schutzbrille betrachtet werden. Die Korona erscheint als zartes strahlenförmiges Filament, das die Sonne ringsum umgibt. Sie besteht aus ionisierten, d. h. geladenen Teilchen, die im starken Magnetfeld der Sonne gefangen sind. Die Wechselwirkung zwischen Magnetfeld und Materie ("Magnetokonvektion") bestimmt eine ganze Reihe von physikalischen Vorgängen auf der Sonne. So beeinflusst beispielsweise das solare Magnetfeld die körnige, "granulare" Struktur in der Konvektionszone der Sonne, wo heiße Gasmassen aus tieferen Bereichen aufsteigen, sich abkühlen und am Rand der Konvektionszellen wieder absinken. Die Magnetokonvektion bildet einen der Forschungsschwerpunkte des KIS. "Kennzeichnend für die wissenschaftliche Arbeit des KIS ist dabei das beständige Wechselspiel zwischen Beobachtungen und Simulationen, mit dem wir unsere Modelle an der Realität testen," sagt von der Lühe.
    Die Wissenschaft sei auf Sonnenfinsternisse heute nicht mehr angewiesen, um neue Erkenntnisse über die Sonne zu gewinnen, so der Direktor des KIS. Leistungsfähige Observatorien und Satelliten hätten die Sonnenforschung von den Zwängen der Natur längst befreit. Dennoch sei eine totale Sonnenfinsternis für den Laien wie für den erfahrenen Wissenschaftler immer noch ein ergreifendes Erlebnis. Kein anderes Ereignis mache astronomische Vorgänge so hautnah und eindrucksvoll erlebbar.
    In astronomisch gesehen kurzer Zeit sei allerdings Schluss mit den totalen Verdunkelungen, merkt Wöhl an. Weil Gezeitenreibung die Rotation der Erde bremst, entfernt sich der Mond pro Jahr um 3,82 cm von der Erde. In etwa 250 Mio. Jahre sei er so weit weg, dass sein Kernschatten die Erdoberfläche nicht mehr erreiche. Ob die Menschheit das Ende der Verfinsterungen erleben wird, daran sind Zweifel erlaubt.
    Das Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik ist Mitglied der Wissenschafts-gemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL). In der WGL haben sich 79 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen zusammengeschlossen, die gemeinsam von Bund und Ländern gefördert werden. Die Institute der WGL beschäftigen 11.000 Mitarbeiter und haben einen Gesamt-etat von 1,5 Mrd. DM.

    Weitere Informationen:
    Dr. Hubertus Wöhl
    Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik
    Tel: (0761) 3198-0, -258
    Fax: (0761) 3198-111
    email: hw@kis.uni-freiburg.de
    Internet: www.kis.uni-freiburg.de


    More information:

    http://www.kis.uni-freiburg.de


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    Criteria of this press release:
    Mathematics, Physics / astronomy
    transregional, national
    Research results
    German


     

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