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Wissenschaft
Bochum, 12.10.1995, Nr. 170
Pioniere der Gigabit- und der Extrem-Messelektronik
20 Jahre gemeinsame Forschung und Lehre an der RUB
Emeritierungsfeier fuer die Professoren Bosch und Klein Waehrend
Prof. D. sc. Berthold G. Bosch, Ph. D., (Elektronische Bauelemente, Fakultaet fuer Elektrotechnik der RUB) in Fachkreisen als einer der Vaeter der Gigabit-Elektronik gilt und dafuer sorgte, dass aus Bochum immer wieder "Geschwindigkeits-Weltrekorde" von integrierten Schaltungen in Silizium gemeldet wurden - ist Prof. Dr.-Ing. Juergen Winfried Klein (Elektronische Schaltungen, Fakultaet fuer Elektrotechnik der RUB) als "Papst der Hochtemperatur-Elektronik" in Deutschland bekannt.
Dass jedes Radio bei 80°C sprichwoertlich "den Geist aufgibt", liess ihn nicht ruhen, sich mit der Wirkungsgraderhoehung der Messelektronik insbesondere an heissen Motoren zu befassen. Dass dies letztlich nur mit ganz neuen Technologien zu erreichen ist - mit einer neuen Elektronik, die sowohl Bauelemente wie auch Schaltungen umfasst - ist nur ein Grund fuer die enge Zusammenarbeit beider Professoren ueber mehr als zwei Jahrzehnte hinweg.
Heute, 13. Oktober 1995, wurden beide gemeinsam feierlich emeritiert. So viele Gemeinsamkeiten die beiden Emeriti verbinden, so unterschiedlich sind - aufgrund ihrer fachlichen Schwerpunkte - ihre wissenschaftlichen Aktivitaeten: Die moderne Mikroelektronik mit Pionierleistungen voranzutreiben und gleichzeitig das Bewusstsein wachzuhalten fuer die grossen Leistungen von Forscherpersoenlichkeiten auf dem Gebiet der Elektronik und Rundfunktechnik, auf denen die heutige Forschung aufbaut: Diese beiden Felder kennzeichnen die Arbeiten von Prof. Bosch, den man mit Recht als einen der Vaeter der ,Gigabit-Elektronik" bezeichnen darf, mit der die RUB sich weltweit einen Namen gemacht hat. Fruehzeitig hat er das Potential der modernen Halbleitertechnik fuer die Herstellung schnellster integrierter Schaltungen (Gigabit-Elektronik) erkannt und sie seit Beginn seiner Taetigkeit in Bochum mit seinen Mitarbeitern systematisch erforscht. Dies gilt besonders fuer das Halbleitermaterial Silizium: Aus Bochum werden immer wieder neue ,Geschwindigkeits-Weltrekorde" von integrierten Schaltungen in Silizium gemeldet. Raten von etlichen Milliarden Bit pro Sekunde werden hier inzwischen erreicht. Dabei werden die Schaltungen hier sowohl entworfen als auch hergestellt, was die grosse Breite der Aktivitaeten von Prof. Bosch kennzeichnet. In der modernen Nachrichtentechnik ueber optische Glasfaserleitungen, mit denen heute die schnellen, die Welt umspannenden Datennetze aufgebaut werden, liegt eines der aktuellsten Anwendungsgebiete fuer diese Hochgeschwindigkeits-IC's. Besondere erwaehnenswerte Technologie-Fortschritte erzielte er auch mit einem neuartigen Transistor auf der Basis einer Silizium/Germanium-Schichtung. Eine fruchtbare Zusammenarbeit mit zahlreichen Forschungspartnern im In- und Ausland und schliesslich auch die intensive Foerderung von Hochschulen und Forschungsinstituten in den neuen Bundeslaendern - insbesondere der TH Ilmenau - sind kennzeichnend fuer das Wirken von Prof. Bosch.
Prof. Klein hingegen befasst sich mit leistungsfaehiger und zuverlaessiger Messtechnik. ,Elektronische Schaltungs- und Messtechnik fuer Einsatz unter extremen Umgebungsbedingungen" sind das Etikett seiner Forschungsaktivi- taeten. Bereits waehrend seiner Industrietaetigkeit hat er sich einen Namen gemacht auf dem Gebiet der Kernstrahlungsmesstechnik. Er hat die erste Generation modularer Strahlungsmessgeraete in Deutschland hergestellt und damit die Vormachtstellung der USA durchbrochen. Seine Schaltungsent- wicklungen fuer die Kernstrahlungsmesstechnik in der Raumfahrt waren die Basis vieler Raumfahrtexperimente und haben die mexikanische Regierung bewogen, ihn als Berater fuer den Aufbau eines nationalen Kernforschungszentrums zu berufen und ihm die Planung der gesamten nuklearen Instrumentierung zu uebertragen. Nach seiner Berufung auf den Lehrstuhl fuer Elektronische Schaltungen hat er diese Aktivitaeten fortgesetzt, weiterentwickelt und in mehreren Richtungen erweitert. Die industrielle radiometrische Messtechnik stellt nicht erst seit Tschernobyl hoechste Anforderung an Genauigkeit und Zuverlaessigkeit von Messsystemen zur Strahlungsueberwachung von hoechsten bis niedrigsten Strahlungsleistungen. Die hier entwickelten Geraete sind Meilensteine. Ausgehend von radiometrischen Messgeraeten fuer Weltraumanwendungen wurde eine Vielzahl von unterschiedlichen Messsystemen fuer die Massenspektrometrie auf Satelliten entwickelt. In mehreren europaeischen, japanischen, amerikanischen und russischen Forschungssatelliten kamen die Spektrometer zum Einsatz. Besonders hervorzuheben ist dabei die Giotto- Mission zum Halley'schen Kometen, die spektakulaere Ergebnisse lieferte. Die zunehmende Problematik der Umweltverschmutzung stellt u.a. extreme Anforderungen an die Mess- und Regeltechnik von Motoren, OEfen und chemischen Anlagen. Dabei ist eines der groessten Probleme, dass intelligente Sensoren und Messsysteme im Einsatzbereich hohen Umgebungstemperaturen ausgesetzt sind. Deshalb hat Professor Klein seit vielen Jahren intensive Forschungstaetigkeiten auf dem Gebiet der Weittemperatur-Elektronik (Elektronik, die in weiten Temperaturbereichen fehlerlos funktioniert) besonders aber der Hochtemperaturelektronik entwickelt.
Berthold G. Bosch wurde am 30. Mai 1930 in Bonn geboren. 1956 erhielt er sein Diplom in Elektrotechnik an der RWTH Aachen und wurde 1960 an der University of Southampton zum Ph.D. promoviert. Ebenfalls die University of Southampton verlieh ihm 1976 zusaetzlich den Grad eines Doctor of Science. Von 1960 bis 1972 arbeitete er bei AEG-Telefunken, wo er zuletzt im For- schungslabor die Abteilung fuer Mikrowellen-Elektronik leitete. 1969 habilitierte er sich an der Universitaet Karlsruhe. Seine wissenschaftlichen Leistungen wurden durch zahlreiche in- und auslaendische Auszeichnungen und zwei Rufe an Hochschulen im In- und Ausland gewuerdigt.
J. Winfried Klein wurde am 31.7.1930 in Deuz (Siegen) geboren und erhielt ebenfalls 1956 sein Diplom in Elektrotechnik an der RWTH Aachen. Ab 1957 arbeitete er als Entwicklungsingenieur bei fuer Nukleare Elektronik bei der Firma Frieseke und Hoepfner in Erlangen, wo er 1971 Prokurist fuer Forschung und Vorentwicklung wurde. Ebenfalls 1971 promovierte er an der RWTH Aachen zum Dr.-Ing.; fuer seine mit dem Praedikat ,Mit Auszeichnung" bewertete Dissertation erhielt er die Borchers-Plakette der RWTH Aachen. Als er 1983 einen Ruf an die RWTH Aachen erhielt, blieb er - ebenso wie Prof. Bosch - der RUB treu. Aufgrund seiner fachlichen Kompetenz war er zwoelf Jahre lang Vorsitzender einer Kommission des international bedeutenden Fachverbandes URSI (Radio Science Union).
Criteria of this press release:
Information technology
transregional, national
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German
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