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06/29/1999 00:00

Neue Förderinitiativen der Volkswagen-Stiftung

Dr. Werner Boder Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    Hannover (vws) Das Kuratorium der Volkswagen-Stiftung, Deutschlands größte Stiftung zur Förderung der Wissenschaft, hat auf seiner Sommersitzung 1999 neue Förderinitiativen beschlossen. Der Schwerpunkt "Dynamik und Adaptivität neuronaler Systeme - Integrative Ansätze zur Analyse kognitiver Prozesse" soll Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen anregen, gemeinsam neue Wege in der Hirnforschung zu gehen. Mit dem Schwerpunkt "Konstruktionen des 'Fremden' und des 'Eigenen': Prozesse interkultureller Abgrenzung, Vermittlung und Identitätsbildung" geht es insbesondere um den Einfluß der "Globalisierung" auf Identitätsbildungen im interkulturellen Kontext. Ferner beschloß das Kuratorium die Einrichtung eines Programms "Dokumentation bedrohter Sprachen" sowie ein "Gastforschungsprogramm für empirische Wirtschaftsforschung in den USA".

    Kognitive Prozesse wie Wahrnehmung, Lernen oder Gedächtnisbildung sind keineswegs so selbstverständliche Vorgänge, wie es den Anschein hat, solange sie störungsfrei und zufriedenstellend funktionieren. Tatsächlich stecken dahinter hochkomplexe Vorgänge des Gehirns, die keineswegs in allen Einzelheiten erforscht sind. Von besonderem wissenschaftlichen Interesse ist derzeit die dynamische Anpassungsfähigkeit des Gehirns, auch Adaptivität oder Plastizität genannt, mit der es auf Einflüsse der Umwelt reagieren kann. So hat es die Fähigkeit, sich selber zu reorganisieren oder in einem begrenzten Ausmaß Hirnschäden zu kompensieren, etwa nach einem Schlaganfall Sprachstörungen auszugleichen. Möglicherweise lassen sich sogar die Parkinsonsche Krankheit oder die Alzheimersche Demenz zumindest mildern oder verlangsamen, wenn erst die Voraussetzungen für die Anpassungsfähigkeit des Gehirns genauer bekannt sind. Die Volkswagen-Stiftung will mit der Einrichtung ihres Schwerpunktes "Dynamik und Adaptivität neuronaler Systeme - Integrative Ansätze zur Analyse kognitiver Prozesse" dazu beitragen, daß hier wirkungsvolle Fortschritte erzielt werden. Dies wird nur möglich sein, wenn Wissenschaftler aus verschiedenen Bereichen - unter anderem der Molekular- und Zellbiologie, der theoretischen Neurobiologie, der Psychologie - zusammenarbeiten. Daher soll im Mittelpunkt des Schwerpunktes die Förderung größerer Verbundprojekte stehen, die Kooperationen zwischen Arbeitsgruppen aus dem experimentellen und theoretischen Bereich umfassen.

    Mit dem ebenfalls neu eingerichteten Schwerpunkt "Konstruktionen des 'Fremden' und des 'Eigenen': Prozesse interkultureller Abgrenzung, Vermittlung und Identitätsbildung" widmet sich die Stiftung weiterhin einem Problembereich, zu dem sie in den letzten Jahren in dem Vorgängerschwerpunkt "Das Fremde und das Eigene - Probleme und Möglichkeiten interkulturellen Verstehens" bereits zahlreiche wichtige Untersuchungen gefördert hat. Der Themenkomplex "Interkulturalität" ist nach wie vor von hoher Aktualität, ja von zunehmender wissenschaftlicher wie auch politisch-gesellschaftlicher Bedeutung. Insbesondere gilt es zu untersuchen, welchen Einfluß der unter dem Schlagwort "Globalisierung" diskutierte Strukturwandel auf Identitätsbildungen im interkulturellen Kontext hat. Im Mittelpunkt des Interesses wird die Untersuchung der Dynamik und des Konstruktionscharakters solcher Prozesse stehen. Gefördert werden ausschließlich Vorhaben, die interdisziplinär oder international/interkulturell angelegt sind.

    Daß eine Sprache - etwa wie eine Tierart - stirbt, hat es in der Geschichte immer gegeben, man denke an die Folgen der europäischen Eroberungen für die Kulturen Südamerikas. Aber noch nie hatte dieser Prozeß eine solche Dynamik wie heute. Fachleute schätzen, daß von den weltweit 6500 gesprochenen Sprachen rund zwei Drittel im nächsten Jahrhundert verschwinden werden. Da jede Sprache aber auf das engste mit der Kultur derer verknüpft ist, die sie sprechen, und jede Kultur durch ihre Sprache eine einmalige Weltsicht ausdrückt, gehen mit dem Tod jeder einzelnen Sprache unschätzbare geistige Werte für immer verloren. Weder die internationalen und nationalen Kulturbehörden noch die entsprechenden wissenschaftlichen Disziplinen sind heute darauf vorbereitet, Maßnahmen zur umfassenden Dokumentation auch nur weniger bedrohter Sprachen zu ergreifen. Einen Beitrag auf diesem Wege will die Volkswagen-Stiftung mit ihrem neuen Programm "Dokumentation bedrohter Sprachen" leisten. Es soll zum einen eine Reihe von Dokumentationen bedrohter Sprachen initiieren, zum anderen aber auch dazu beitragen, daß innovative und exemplarische Konzepte entwickelt werden, die für die Dokumentation von Sprachen mit den neuesten technischen Verfahren auch außerhalb des Förderprogramms der Stiftung genutzt werden können.

    Wirtschaftswissenschaftliche Institute, universitäre wie außeruniversitäre, verfolgen nicht nur innerwissenschaftliche Ziele, sie haben auch wichtige Funktionen in der Politikberatung. Speziell die empirische Wirtschaftsforschung verfolgt das Ziel, einen Beitrag zur Erkenntnis und Lösung konkreter wirtschaftspolitischer Probleme zu leisten. Allerdings ist die Position der kontinentaleuropäischen wirtschaftswissenschaftlichen Forschung im Vergleich zu der in den USA gerade im empirischen Bereich eher schwach. Auch hier möchte die Volkswagen-Stiftung dazu beitragen, Defizite zumindest zu vermindern. Mit dem neu eingerichteten "Gastforschungsprogramm für empirische Wirtschaftsforschung in den USA" will die Stiftung jüngeren Wirtschaftswissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen, die an einer ausgewiesenen deutschen Forschungseinrichtung für empirische Wirtschaftsforschung arbeiten, die Möglichkeit geben, sich bis zu einem Jahr von ihrer Heimatinstitution beurlauben zu lassen und mit einem amerikanischen Partner Erfahrungen zu sammeln und Kontakte zu knüpfen, die sie dann in ihren hiesigen Arbeitsbereich einbringen können. Eine öffentliche Ausschreibung, nach der dann auch Bewerbungen möglich sind, wird im Herbst erfolgen.


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Research projects, Studies and teaching
    German


     

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