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Medienorientierung zum "Jahr 2000"-Problem
Der Berner Wirtschaftsinformatik-Professor Gerhard Knolmayer, zugleich Sprecher des 1995 gegruendeten Arbeitskreises "Zeitorientierte betriebliche Informationssysteme" und der seit 1996 bestehenden "Swiss Interest Group in Solving the Year 2000 Problem" (CHIG2000), orientierte im Haus der Universitaet Bern rund 21 Monate vor dem Datumswechsel 1999/2000 über weltweit bestehende Bedenken zur Bewaeltigbarkeit des "Jahr 2000"-Problems. Grosse Bedenken bestehen nicht nur gegenueber Informatik-Systemen, sondern darüber hinaus allen chip-basierten Systemen ("embedded systems"). Derartigen Systemen kommt z.B. in der Telekommunikation, der Elektrizitaetsversorgung, der Medizintechnik, in der Fertigungsautomatisierung und in Verkehrssystemen erhebliche Bedeutung zu.
Dem "Jahr 2000"-Problem wird mittlerweile sowohl supranational (z.B. von der UNO, der OECD, der EU oder der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich) als auch von vielen Regierungen, die z.B. Task Forces eingerichtet und an die mittelstaendische Wirtschaft gerichtete Aufklaerungskampagnen initiiert haben, hohe Aufmerksamkeit beigemessen. Insbesondere werden erhebliche Beeintraechtigungen der Wirtschaftsablaeufe und darueber hinaus rezessive Folgen für das Wirtschaftsgeschehen befuerchtet.
Immer haeufiger werden von Aufsichtsbehoerden und Geschaeftspartnern Aussagen zur "Jahr 2000"-Faehigkeit von Unternehmen angefordert. Vor allem in den USA berichten die Geschaeftsleitungen in ihren Lageberichten zum Abschluss des Geschaeftsjahres über ihre "Jahr 2000"-Projekte; Wirtschaftspruefer ueberpruefen den Stand der "Jahr 2000"-Projekte ihrer Klienten unter "going concern"-Gesichtspunkten, Revisoren vergleichen an Hand von Checklisten die Fortschritte verschiedener Teilgesellschaften international taetiger Konzerne. Einige Gesellschaften haben Rueckstellungen für die Loesung des "Jahr 2000"-Problems gebildet. In mehreren Staaten wurden Pflichtpruefungen im Hinblick auf die Jahr 2000-Faehigkeit der Unternehmen erwogen.
Knolmayer fasste die Ergebnisse einer grossen Untersuchung, die das Institut für Wirtschaftsinformatik der Universitaet Bern im Dezember 1997 in der Schweiz durchgefuehrt hat, in 16 Kernaussagen zusammen. Er berichtete, dass die befragten Experten in der Schweiz vor allem das geringe Engagement der oeffentlichen Hand kritisieren. Viele Befragte irritiert auch das geringe Ausmass der Aktivitaeten in vielen Klein- und Mittelbetrieben.
Eine Durchschnittsbetrachtung zeigt, dass Ende 1997 in der Schweiz weniger als ein Viertel der insgesamt geplanten Aktivitaeten abgeschlossen war. Nach internationalen Erfahrungen muessen nach ersten detaillierten Schritten der Problembefassung die mit der Loesung des Jahr 2000-Problems verbundenen Aufwandsschaetzungen (oft um ein Vielfaches) hinaufgesetzt werden. Somit duerfte in der Schweiz auch heute noch weniger als 20 % der tatsaechlich erforderlichen Leistungen erbracht sein. Die überwiegende Zahl der Unternehmen hat weder mir ihren Revisoren noch mit ihren Rechtsberatern, Wirtschaftspruefern und Versicherern wegen des Jahr 2000-Problems Kontakt aufgenommen; rund 2/3 der Unternehmen haben sich weder mit der Haustechnik noch mit den Telefonzentralen detailliert beschaeftigt. Im angelsaechsischen Raum werden wegen der vielfaeltigen Interdependenzen der Beziehungen in einer globalisierten Wirtschaft die in Kontinentaleuropa und Asien bestehenden Rueckstaende in der Problemloesung mit grosser Besorgnis registriert.
Weltweit und insbesondere auch in der Schweiz sind in den wenigen verbleibenden Monaten in vielen Unternehmen und Behoerden hektische und unter Personalmangel leidende Aktivitaeten zu erwarten. Projekte im allgemeinen und insbesondere Informatik-Projekte enden selten zum geplanten Zeitpunkt. Aus diesem Grund sollte angestrebt werden, zumindest alle geschaeftskritischen Systeme bis Ende 1998 ueberarbeitet zu haben, um das Jahr 1999 fuer "Live-Tests" dieser Systeme verwenden zu koennen. Schon jetzt ist aber ersichtlich, dass z.B. im Bankensystem bestimmte, Unternehmensgrenzen ueberschreitende Tests erst Mitte 1999 stattfinden koennen.
Knolmayer forderte, dass sich sowohl die politischen Instanzen als auch die Wirtschaftsverbaende, die einzelnen Unternehmen und Behoerden, aber auch die Privathaushalte mit moeglichen Szenarien der Auswirkungen des Jahreswechsels 1999/2000 auseinandersetzen sollten. Ihn stimmt bedenklich, dass nur rund 20 % der Befragten Unternehmen Krisenplaene für erforderlich halten, in denen Vorgehensweisen bei wesentlichen Stoerungen technischer Systeme anlaesslich des Datumswechsels 1999/2000 festlegt werden. Das Jahr 2000-Problem muesse in den naechsten Monaten zum zentralen Thema fuer das gesellschaftliche und betriebliche Risk Management werden.
Die Details zu der Untersuchung und ihren Ergebnissen koennen unter http://www.ie.iwi.unibe.ch/zobis/jahr2000.html abgerufen werden.
Bildmaterial von Gerhard Knolmayer mit Bezug zum Jahr 2000-Thema kann von der Keystone AG, Grubenstrasse 45, 8045 Zürich, angefordert werden.
Bern, 29. April 1998
Criteria of this press release:
Economics / business administration, Information technology
transregional, national
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German
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