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Wissenschaft
Die vergleichende Analyse der institutionellen Formen klösterlichen Lebens, wie sie sich in den Jahrhunderten zwischen Antike und früher Neuzeit herausgebildet und weiterentwickelt haben, ist das Anliegen der neuen "Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte" (FOVOG). Direktor der Forschungsstelle ist Prof. Dr. Gert Melville, ständiger Gastprofessor an der KU; als wissenschaftliche Geschäftsführerin fungiert Dr. Anne Müller
Melville ist Inhaber des Lehrstuhls für mittelalterliche Geschichte an der TU Dresden und beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit mittelalterlicher Historiographie, spätmittelalterlicher Hofkultur und vergleichender Ordensgeschichte des Mittelalter. Er ist Gründer und Sprecher des seit 1997 in Dresden angesiedelten DFG-Sonderforschungsbereichs "Institutionalität und Geschichtlichkeit" und leitet darin das Projekt "Institutionelle Strukturen religiöser Orden". Er folgte dem 2004 verstorbenen Prof. Dr. Rainer A. Müller als Direktor der "Akademie der Augustiner Chorherren von Windesheim".
Die Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte will nicht nur die verschiedenen in der mittelalterlich-abendländischen Kirche hervorgebrachten Ordenszweige in vergleichenden Bezug zueinander setzen. "Anliegen ist es vielmehr, eine Ordensforschung zu betreiben, die sich - letzthin unter Einbeziehung der gesamten christlichen Ökumene - der umfassenden gesellschaftlichen und kulturellen Bedeutung des Kloster- und Ordenslebens widmet und das komplexe Beziehungsgefüge zwischen Kloster und Gesellschaft zum Schwerpunkt ihrer Untersuchungen macht", erklärt Melville. Dabei werde im besonderen den Fragen nachgegangen, wie klösterliches Leben seit der Spätantike auf vielfältige Weise nach festen Normen und Regeln gemeinschaftlich verwirklicht wurde, wie es das Verständnis von Gemeinschaft und Zivilisation prägte und von daher einen entscheidenden Beitrag für die Ausbildung unserer kulturellen Identität leistete.
"Solche Fragen sind kultursoziologisch zu stellen. Sie verlangen eine Perspektive, die sich namentlich auf die erheblichen Rationalisierungsleistungen der Orden und Klöster richtet - etwa bei den internen Organisationsstrukturen, bei der regularen Lebensführung, dem Gottesdienst, der Liturgie, Musik, Geschichtsschreibung, beim religiösen und philosophischen Denken und nicht zuletzt bei der Klosterwirtschaft." Zu erforschen sind aber ebenso übergreifende systematische Aspekte - etwa das Verhältnis von Leitideen und Normen, von Individuum und Gemeinschaft, von Autorität und Gehorsam, von Charisma und Institutionalisierung - wie auch Symbolisationsformen, Rituale und andere Weisen der Selbstrepräsentation.
Als eigene Disziplin gestaltet sich eine solchermaßen vergleichend übergreifende Ordensgeschichte sowohl zwischen den Eigengeschichten der einzelnen Orden als auch zwischen der allgemeinen Kirchengeschichte, der Theologie, der Sozial-, Wirtschafts-, Rechts- und Kunstgeschichte. Ihre besondere Chance für eine innovative Arbeit sieht die "Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte" im regen Austausch mit diesen Nachbardisziplinen sowie ganz besonders in einer intensiven internationalen Zusammenarbeit. Sie möchte an der Katholischen Universität in Eichstätt ein Netzwerk kooperierender Projekte aufbauen und sich selbst als eine Koordinationsstelle internationaler Ordensforschung etablieren.
Professor Melville wird am Montag, 5. Dezember, seine Antrittsvorlesung zum Thema "Vielfalt in der Einheit. Die religiösen Orden und das mittelalterliche Europa" halten. Die Veranstaltung beginnt um 18.15 Uhr im Festsaal der Sommerresidenz.
Kontaktadresse:
Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG) an der Katholische Universität Eichstätt
Universitätsallee 1
85071 Eichstätt
Tel.: 08421/93-1510
FOVOG@ku-eichstaett.de
http://www.vita-religiosa.de
Criteria of this press release:
History / archaeology, Language / literature, Philosophy / ethics, Religion, Social studies
transregional, national
Personnel announcements, Research projects
German
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