idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/20/1999 14:15

RUB-Biopsychologen entwickeln "Virtuelle Taube"

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Den Bewegungsmustern und ihrer Verarbeitung im Gehirn ist der Biopsychologe Dr. Nikolaus Troje auf der Spur. Ihm hat die VW-Stiftung rund 2,2 Mio. DM bewilligt, um eine Nachwuchsgruppe an der Ruhr-Universität Bochum aufzubauen.

    Bochum, 20.09.1999
    Nr. 203

    RUB-Biopsychologen entwickeln "Virtuelle Taube"
    VW-Nachwuchsgruppe erforscht "Bewegungsmuster"
    Neue Computertechniken in der Verhaltensforschung

    Die Art, wie ein Mensch sich bewegt, kann eine ganze Menge über ihn aussagen: Ein Beobachter kann auf sein Alter und sein Geschlecht schließen oder ihn als einen Bekannten identifizieren. Diesen Bewegungsmustern und ihrer Verarbeitung im Gehirn ist Dr. Nikolaus Troje auf der Spur. Für sein Projekt bewilligte die VW-Stiftung ihre hochangesehene Nachwuchsgruppenförderung: Für Sach- und Personalkosten einer unabhängigen Arbeitsgruppe stellt sie 2,2 Millionen DM über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung. Nikolaus Troje wird seine Forschungen am Lehrstuhl für Biopsychologie der RUB (Prof. Onur Güntürkün) durchführen.

    Wie Bewegung die Identität verrät

    Bewegung ist das wichtigste Kennzeichen des Lebens. Nehmen wir in unserer Umwelt Bewegung wahr, können wir davon ausgehen, dass wir nicht allein sind. Wenn wir genauer hinsehen, erfahren wir daraus sogar noch viel mehr: Wir sehen, ob das andere Lebewesen sich fortbewegt oder an seinem Platz bleibt, ob es arbeitet, was es genau tut, und wir können auf seine Absichten schließen. Außerdem erfahren wir eine Menge über es selbst, der Gang einer Person z. B. verrät uns ihr Geschlecht, ihr Alter und sogar ihren Gemütszustand.

    Wie das Gehirn Bewegung wahrnimmt

    Welche Informationen in Bewegungsmustern enthalten sind, wie sie kodiert sind, und welchen Teil davon wir schliesslich wahrnehmen und dekodieren, möchte Nikolaus Troje in seinem Projekt herausfinden. Außerdem geht er der Frage nach, welche neuronalen Mechanismen die dafür erforderliche Informationsverarbeitung in unserem Gehirn möglich machen. Für seine Forschungen bedient er sich eines Tiermodells; als Versuchstiere haben sich Tauben als besonders aufschluss-reich erwiesen. Sie sind soziale Wesen, die einander anhand von visuellen Eindrücken individuell wiedererkennen. Ihr visuelles System ist physiologisch bereits so gut erforscht, dass man Hypothesen aufstellen kann, wo genau im Gehirn die Informationsverarbeitung stattfindet. Für seine Experimente hat sich Nikolaus Troje das Balzverhalten der Tauben ausgesucht, da es aus komplexen ritualisierten Bewegungsmustern besteht. Es lässt sich sehr einfach auslösen: Schon wenn man der Taube ein Video anstelle eines lebenden Artgenossen vorführt, beginnt sie das Ritual.

    Virtuelle Taube verlockt zur Balz

    Nikolaus Troje geht noch einen Schritt weiter. Er wird zum ersten Mal eine reine Computeranimation im neuroethologischen Experiment bei Wirbeltieren einsetzen. Seine "virtuelle Taube" ist einerseits realistisch genug, um das Versuchstier zum Balzen zu veranlassen, andererseits ermöglicht die Computeranimation aber die komplette Kontrolle über den Stimulus. Mit der neuen Methode will der Forscher neben den Tauben auch Menschen testen, indem er ihnen z. B. Laufmuster vorführt.

    Nutzen für die Medien und Filmindustrie

    Die Ergebnisse dieser Experimente sind vielseitig einsetzbar. Sie liefern nicht nur neue Techniken für die Verhaltensforschung, sondern sollen auch, im Austausch mit der Medien- und Filmindustrie, einen Beitrag zur Modellierung von biologischen Bewegungsmustern leisten, die für die Computeranimation und die Robotik von Nutzen sind.

    Weitere Informationen

    Prof. Onur Güntürkün, Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Psychologie, Lehrstuhl für Biopsychologie, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-6213 Fax: 0234/7094-377, E-Mail: onur.guentuerkuen@ruhr-uni-bochum.de, troje@bio.psy.ruhr-uni-bochum.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology, Media and communication sciences, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).