idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/20/1999 14:22

Echsen im Elchtest

Sabine Heine Museum Koenig Bonn, Presse und Kommunikation
Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig

    Mitarbeiter des Museums Koenig entdeckten eine bisher unbekannte Fortbewegungsart bei Wirbeltieren. Auffällig gefärbte Hautlappen dienen der 12 bis 15 cm großen (Kopf-Rumpf-Länge ohne Schwanz), malayischen Echsenart Leiolepis belliana belliana dem Imponierverhalten in gegnerischen Auseinandersetzungen. Diese Hautlappen werden unter anderem sichtbar gemacht, wenn die Tiere auf den zwei Beinen einer Körperseite laufen, wobei der Schwanz von den Reptilien als Stütze eingesetzt wird. Der "Elchtest zur Prüfung der Sicherheit von Autos, insbesondere der neuen A-Klasse" ist somit anscheinend bereits in der Natur realisiert und dient dem "survival of the fittest".

    Im Rahmen einer von Prof. Dr. Wolfgang Böhme betreuten Diplomarbeit (Herpetologe und stellvertretender Direktor am Zoologischen Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig, Bonn) führte eine Forschungsreise Stefan Weitkus auf die Insel Langkawi, Provinz Kedah, Malaysia. Dort entdeckte der 27 Jahre alte Mitarbeiter des Museums Koenig bei Echsen der Art Leiolepis belliana belliana (Prachtschmetterlingsagame) eine bislang bei Wirbeltieren nicht bekannte Fortbewegungsart.

    Bei dieser Fortbewegungsweise setzen die Tiere beim Laufen die beiden Beine einer Körperseite auf den Boden, während der Rumpf seitlich so abgekippt wird, dass er gegenüber der Ruheposition um fast 90 gedreht ist. Die beiden anderen Beine stehen dann waagerecht nach oben. Diese Stellung wird durch Abstützen des langen Schwanzes auf dem Boden stabilisiert. Beim sogenannten Elchtest wird durch extremes Slalomfahren untersucht, ob ein Auto diese Position einnehmen kann, ohne dabei umzukippen.

    Die Fortbewegungsart tritt zu Beginn von sog. Kommentkämpfen auf, d.h. ritualisierten Kämpfen, bei denen zwei rivalisierende Artgenossen nach einem bestimmten Zeremoniell turnierartig miteinander kämpfen, ohne sich zu verletzten. Währenddessen werden sich im Flankenbereich der Tiere befindende prächtig rot-schwarz gefärbte Hautlappen mit Hilfe von verlängerten Rippen aufgespannt und dem Gegner präsentiert. Auf diese Weise umlaufen sich zwei Artgenossen zu Beginn eines Kampfes kreisförmig, gelegentlich wird das Verhalten auch vor der Öffnung des Wohnbaus des Gegners gezeigt. Die Funktion dieser Körperhaltung ist, dem Gegner zu drohen und dabei den eigenen Körper größer erscheinen zu lassen.

    Nach dem Laufen auf den beiden Beinen einer Körperseite führen die Gegner einen ritualisierten Ringkampf aus. Zu Beginn jeder Kampfrunde stellen sie sich in der üblichen vierbeinigen Körperstellungen voreinander auf und drohen mit geöffnetem Maul, wobei sie ihre stark verlängerten Eckzähne zeigen. Daraufhin folgen gegenseitige Bisse ins Maul oder Versuche, den Gegner seitlich im Bereich zwischen Ohröffnung und Achsel zu packen. Das gepackte Tier führt daraufhin eine Drehung um die Körperlängsachse aus, so dass es dann mit dem Bauch nach oben auf oder neben dem zupackenden Individuum liegt. Der zupackende Artgenosse versucht, seinen Biss nicht zu lockern, was dazu führen kann, dass beide Tiere nach dem Ende einer Kampfrunde auf dem Rücken liegen. Es werden meist mehrere Ringkampf-Runden durchgeführt, bevor ein Sieger gefunden ist, der den Unterlegenen dann meist ohne größere Verletzungen verjagt.

    Bereits seit längerem ist bei einigen Echsenarten das zweibeinige Laufen auf den beiden Hinterbeinen bekannt, das ebenfalls der Vergrößerung des Körpervolumens aber auch der Flucht dienen kann. Dieses Verhalten, das z.B. bei Basilisken vorkommt, konnte bei Leiolepis belliana belliana und anderen Schmetterlingsagamen-Arten ebenfalls nachgewiesen werden.

    Nach bisherigem Kenntnisstand dienen die Hautlappen der Schmetterlingsagamen übrigens nicht dazu, Gleitflüge auszuführen, wie es von Flugdrachen (Gattung Draco) bekannt ist.

    Ansprechpartner:

    Stefan Weitkus
    tel. Museum Koenig 0228 9122 49 oder
    privat 0228 9768483

    Prof. Dr. Wolfgng Böhme
    tel: Museum Koenig: 0228 9122 250
    oder über das Sekretariat 0228 9122 249


    Images

    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate, Social studies
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).