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Wissenschaft
Berlin, 13. Dezember 2005; Emmanuel Lévinas gilt als führender Interpret der ?Ethik als erste Philosophie" und er zählt zu den bedeutendsten Denkern des 20. Jahrhunderts überhaupt. Als Sohn jüdischer Eltern am 12. Januar 2006 in Kaunas/ Litauen geboren (nach dem julianischen Kalender der 30. Dezember 1905; gestorben am 25. Dezember 1995 in Paris), studierte er in den 20er Jahren Philosophie - zunächst in Straßburg, später bei Edmund Husserl und Martin Heidegger in Freiburg. Früh entwickelte Lévinas die Phänomenologie Husserls und die Ontologie Heiddeggers radikal weiter. Er entsagte dem Primat des Selben und der abendländischen Seinslehre. Sein Postulat: Das Ich kann sich nur in Beziehung zur Welt beweisen. Wie wohl kein Zweiter dachte Lévinas über das Verhältnis des Ich zum Anderen nach.
Seine Philosophie setzt die Andersheit des Anderen dabei ins Absolute und Unendliche. Im Spiegel der nationalistischen Verbrechen im 20. Jahrhundert leuchtet Lévinas extremer Humanismus ein: Nicht das Sein, das Seiende als das Getrennte besitzt Vorrang. Auch die Liebe erhebt sich nur in der Akzeptanz von Getrenntheit, nicht in der Symbiose.
Weil Lévinas das traditionelle Verhältnis zwischen Ethik und Metaphysik umkehrt und die Ethik als erste Philosophie in neuer Weise zur Geltung gebracht hat, ehrte ihn die Internationale Balzan Stiftung 1989 mit dem Balzan Preis, dem ?Nobelpreis der Geisteswissenschaften".
Lévinas, der 1930 Franzose wurde, "übersetzte" die jüdische Ethik in die Sprache der Phänomenologie. Die Quelle seines Denkens sei aber immer die Phänomenologie gewesen, sagte Lévinas einmal, nicht die jüdische Tradition. Es ist dann auch der Holocaust, der zu einem tragischen Angelpunkt seiner Philosophie wird. Als er erfährt, dass die Nazis seine Familie umgebracht haben, beschließt Lévinas, nie wieder deutschen Boden zu betreten. Heidegger blieb für ihn trotzdem der größte Philosoph des Jahrhunderts. Seine - wenn auch kurze - Hinwendung zum Nationalsozialismus konnte Lévinas ihm aber nie verzeihen.
Die Internationale Balzan Stiftung mit Sitz in Mailand und Zürich vergibt jährlich vier Wissenschaftspreise. Jeder ist mit einer Million Schweizer Franken dotiert (ca. € 640.000). Seit 1961 wurden 106 Persönlichkeiten und Hilfsorganisationen mit dem Balzan Preis geehrt. Im Nationalratssaal der Schweiz in Bern fand am 11. November die Preisverleihung 2005 statt. Als zwölfter Deutscher gehörte der Heidelberger Kunsthistoriker und Sinologe Prof. Dr. Lothar Ledderose zu den Preisträgern..
Kontakt:
Robert Mosberg
Pressestelle Deutschland der Internationalen Balzan Stiftung
PUBLICIS Berlin GmbH
Chausseestraße 8
10115 Berlin, Fon + 49 . 30 . 820 82-429, Fax + 49 . 30 . 820 82-410, Mobil 0171 - 40 76 774
Criteria of this press release:
History / archaeology, Philosophy / ethics, Religion
transregional, national
Personnel announcements, Studies and teaching
German
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