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Nicht nur die neue Autobahn A 71 lässt Franken derzeit mit Sachsen und Thüringen wieder zusammenwachsen. Dafür sorgt auch eine elektronische Edition der "Chronik der Sachsen und Thüringer" von Georg Spalatin aus dem 16. Jahrhundert. Sie macht deutlich, dass die Bezüge zwischen Franken und dem mitteldeutschen Raum schon im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit mannigfaltig und intensiv waren.
Um 1510 beauftragte der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise (1463-1525) seinen Berater, Sekretär und Historiker Georg Burkhardt mit der Abfassung einer groß angelegten sächsischen Fürsten- und Stammeschronik. Burkhardt, der sich in humanistischer Manier nach seinem Geburtsort Spalt bei Nürnberg "Spalatin" nannte, schuf daraufhin eine Prachthandschrift im geradezu monumentalen Format 46 mal 31 Zentimeter - der Ruhm des sächsischen Fürstenhauses der Wettiner sollte förmlich zwischen Buchdeckeln Gestalt annehmen. Künstler aus der Werkstatt des sächsischen Hofmalers Lukas Cranach des Älteren - auch er ein Franke, aus Kronach stammend - statteten das Werk mit über 1.000 Illustrationen aus.
Doch Spalatin konnte die auf sechs Bände angelegte Chronik nicht vollenden: Die Darstellung bricht in der Zeit des Kurfürsten Friedrich I. von Sachsen (1370-1428) aus bislang unbekannten Gründen ab. Heute befinden sich drei Chronik-Bände in der Landesbibliothek Coburg, ein vierter im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar. Eine Textedition der Spalatin-Chronik fehlte bisher.
Ein gemeinsames Digitalisierungsprojekt der Universitätsbibliothek Würzburg, des Lehrstuhls für Informatik II der Uni Würzburg und der Landesbibliothek Coburg macht nun die Spalatin-Chronik frei zugänglich. Von den drei Coburger Bänden wurde mit Spezialscannern ein elektronisches Faksimile hergestellt und mit einer Transkription des Textes verknüpft. So kann man jetzt unter http://www.franconica-online.de, dem Informationsportal der Universitätsbibliothek Würzburg zur fränkischen Geschichte, virtuell durch die Seiten blättern, Bildausschnitte vergrößern, Stichworte suchen. Damit ist der Weg zur weiteren Erforschung der Chronik bereitet, und auch die virtuelle Zusammenführung der Coburger Bände mit dem Weimarer Fragment rückt in greifbare Nähe.
Außerdem tritt nun auch einem größeren Interessentenkreis der Charakter der in lebhafter frühneuhochdeutscher Sprache verfassten Spalatin-Chronik als ein typisches Beispiel humanistischer Geschichtsschreibung klarer vor Augen: In zum Teil fiktiven Konstruktionen werden die Wettiner, die Markgrafen von Meißen und die Landgrafen von Thüringen in die Tradition früherer sächsischer Herrschergeschlechter gestellt. Zeittypisch kombiniert Spalatin Historie mit Histörchen, ernsthafte quellenkritische Biographie mit legendär ausgeschmückten Wundergeschichten. Der Übergang zwischen methodischer Geschichtsschreibung und historisierender Plauderei ist fließend.
So bietet die Chronik ein opulentes Fest für das Auge des Bibliophilen, einen Bilderbogen mittelalterlicher Geschichte in der Wahrnehmung des 16. Jahrhunderts, fürstliche Selbstdarstellung, aber auch volkstümliche Sensationsgeschichten mit Unterhaltungswert.
An einer weiteren Nutzungsmöglichkeit wird in Würzburg bereits gearbeitet, nämlich an der Verknüpfung der digitalen Spalatin-Chronik mit der Würzburger Fries-Chronik. Dann werden per Mausklick die sächsisch-thüringische und die fränkische Sicht auf Ereignisse und Personen der mittelalterlichen Geschichte parallel auf den Bildschirm zu bringen sein.
http://www.franconica-online.de/
Blick in die prächtige "Chronik der Sachsen und Thüringer" des Georg Spalatin, die bei der Unibiblio ...
Bild: Unibibliothek Würzburg
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Die Spalatin-Chronik enthält auch "Wundergeschichten", etwa die von einer Hand, die in eines Bürgers ...
Bild: Unibibliothek Würzburg
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Criteria of this press release:
History / archaeology
transregional, national
Scientific Publications
German
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