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Wissenschaft
Die traditionellen Institutionen der Wissensvermittlung sind innerhalb der Bildungsdebatte durch die Ergebnisse der PISA-Studie in die Diskussion geraten. Bildungsplaner nehmen mittlerweile auch zunehmend außerschulische, informelle Lernorte in den Blick. Denn auch vor, neben und nach der Schule erwerben junge Menschen die unterschiedlichsten Fähig- und Fertigkeiten, die sie für ein selbst bestimmtes und sozial verantwortliches Leben brauchen. Ein solcher informeller Bildungs- oder Lernort ist das Freiwillige Engagement, früher "ehrenamtliche Tätigkeit" genannt. Wer sich freiwillig engagiert, zum Beispiel beim Technischen Hilfswerk, bei Greenpeace oder im politischen Jugendverband, lernt Verantwortung für andere Menschen oder für das Gelingen von Projekten zu übernehmen und erwirbt dadurch eine Vielzahl von Kompetenzen. Die aktuelle Kooperationsstudie "Informelle Lernprozesse im Jugendalter in Settings des freiwilligen Engagements" der Universität Dortmund und des Deutschen Jugendinstituts (DJI) zeigt: im Gegensatz zum schulischen Lernen werden diese Lernprozesse von den engagierten Jugendlichen häufig gar nicht bewusst als Lernen wahrgenommen.
Ein Drittel aller BürgerInnen ab 14 Jahren engagiert sich in Deutschland ehrenamtlich bzw. freiwillig in Verbänden, Initiativen oder Projekten. Dort werden sie auf unterschiedlichste Weise aktiv - ohne Bezahlung oder gegen geringe Aufwandsentschädigung. Viele Dienste könnten in Deutschland ohne Ehrenamtliche kaum mehr existieren. Dazu zählen neben der Betreuung von Kindern und alten Menschen so unterschiedliche Organisationen wie der Tierschutz, die Bewährungshilfe, Telefonseelsorge, Caritas und Diakonie, Freiwillige Feuerwehr und Katastrophenschutz, viele Krankenhäuser, Behinderteneinrichtungen, Sport- und andere Vereine. Eine genaue Aufschlüsselung nach Bereichen und Altersgruppen bietet das aktuelle Online-Thema im einleitenden Kapitel "Auf einen Blick".
Die große Zahl der freiwillig Engagierten, die der erste Freiwilligensurvey im Auftrag der Bundesregierung 1999 ermittelte, hat dazu geführt, dass Bürgerschaftliches Engagement in Deutschland mittlerweile einen hohen Stellenwert hat und als dritter Sektor nach Staat und Wirtschaft als unverzichtbarer Teil der Organisation gesellschaftlichen Lebens anerkannt ist. Kritiker weisen in letzter Zeit allerdings verstärkt darauf hin, dass diese hohe Anerkennung nicht dazu führen darf, Leistungen der öffentlichen Hand in Zeiten knapper Kassen über diesen Weg an die BürgerInnen zurück zu delegieren.
Prof. Dr. Heiner Keupp vom Lehrstuhl für Sozial- und Gemeindepsychologie der LMU München betont im "Blick von außen" die zivilgesellschaftlichen Potenziale, die durch bürgerschaftliches Engagement entstehen. Wichtige Potenziale deshalb, so Keupp, "weil die Idee einer demokratischen Alltagskultur von der identifizierten Beteiligung der Menschen an ihrem Gemeinwesen lebt und in ihr die Subjekte zugleich die notwendigen Bedingungen für gelingende Lebensbewältigung und Identitätsarbeit in einer offenen pluralistischen Gesellschaft schaffen und nutzen." Gerade für die jungen Menschen bietet das ehrenamtliche Umfeld ideale Voraussetzungen zur Selbstsozialisation und zum Erwerb "wichtiger Basiskompetenzen für die Lebensbewältigung in einer widersprüchlichen Welt des digitalen Kapitalismus".
Welche Kompetenzen das sind oder sein können, hat ein Gemeinschaftsprojekt vom Fachbereich Erziehungswissenschaft und Soziologie der Universität Dortmund und dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) untersucht . Es wertet derzeit die Antworten von über 1.500 Befragten aus. Wiebken Düx von der Universität Dortmund berichtet im "Interview" von ersten Ergebnissen, beschreibt aber auch die Probleme, die sich beispielsweise bei der Ermittlung der Schlüsselqualifikationen und der Bewertung von Lerneffekten ergeben.
Hinweise auf Veranstaltungen zum freiwilligen Engagement, Links und eine umfangreiche Literaturliste sowie Hinweise auf viele DJI Forschungsprojekte zum informellen Lernen runden das Schwerpunktthema ab.
Criteria of this press release:
Law, Politics, Social studies, Teaching / education
transregional, national
Research projects, Research results
German
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