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Die Koronare Herzerkrankung ist eine der Haupttodesursachen, jährlich sterben allein in Deutschland circa 95.000 Menschen an ihren Folgen. Fetthaltige, verkalkte Ablagerungen verschließen die Herzkranzarterien und führen so zu einem Herzinfarkt. Dabei scheint auch eine entzündliche Komponente beteiligt zu sein, deren Mechanismus jedoch bislang nicht geklärt werden konnte. Eine neue Studie des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) deckt jetzt auf, dass häufig zahlreiche Bakterien in den gefährlichen Ablagerungen leben und somit für die Krankheit mitverantwortlich sein könnten. Durch hochsensitive molekulare Techniken fanden die Wissenschaftler eine Vielzahl von Keimen in jedem der untersuchten Patienten. Insgesamt konnten sie so über 50 verschiedene Erreger identifizieren. "Unsere Ergebnisse legen nahe, dass nicht eine Infektion mit einem Bakterium allein die Ursache für die Entzündung der Arterienwand sein kann. Die Kombination der vielen unterschiedlichen Erreger weist eher auf ein Problem an unseren Barriereorganen wie Lunge oder Darm hin. Dabei ist es letztendlich unklar, ob die Bakterien schon früh beteiligt sind oder erst später Teil der Veränderungen werden, die unser Herz in Gefahr bringen", erläutert Professor Stefan Schreiber, der die Forschungsgruppe leitet.
Die NGFN-Forscher vom Institut für klinische Molekularbiologie der Universität Kiel ordneten die gefundenen Erreger bestimmten Gruppen zu. "Wir haben Bakterien identifiziert, die eigentlich im Mundraum vorkommen oder zum Beispiel als Erreger von Entzündungen der Haut oder der Atmungsorgane beschrieben werden. Aber unter den Erregern befinden sich auch völlig neue Bakterienstämme", so Dr. Stephan J. Ott, der die Studie durchgeführt hat. Dass Bakterien, die ein fester Bestandteil der Mundflora sind, an anderen Stellen des Körpers auftauchen können, ist bekannt. Ott: "Bei gesunden Patienten bildet die Schleimhaut eine natürliche Barriere, die die Ausbreitung der Bakterien verhindert. Ist diese Barriere allerdings zum Beispiel nach einem chirurgischen Eingriff, durch eine lokale Entzündung oder durch eine Fehlfunktion gestört, so können die Bakterien verschleppt werden und an anderen Stellen des Körpers Entzündungen verursachen."
Eine Frage bleibt weiterhin unbeantwortet: Ist der Bakterienbefall tatsächlich die Ursache für die koronare Herzerkrankung, oder reichern sich die Erreger erst im späteren Krankheitsverlauf an? "Die Ergebnisse unserer Studie können das nicht eindeutig klären" erläutert Rüdiger Simon, Direktor der Klinik für Kardiologie in Kiel. Er führte die meisten Herzkatheter-Untersuchungen für die Studie durch und leitet die Abteilung für Kardiologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel. "Um diese Fragen zu beantworten, sind weitere Experimente nötig. Wir hoffen, dass sich aus diesen Erkenntnissen neue diagnostische und dann auch therapeutische Ansätze ergeben."
Die Ergebnisse der Kieler Forscher werden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Circulation veröffentlicht.
Kontakt:
Projektmanagement NGFN
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Heinrich-Konen-Straße 1
53227 Bonn
Tel.: 0228 3821-331
Fax : 0228 3821-332
E-Mail: pm-ngfn@dlr.de
http://www.ngfn.de Homepage des Nationalen Genomforschungsnetzes
http://www.ikmb.uni-kiel.de Homepage des Kieler Institutes für klinische Molekularbiologie (Leitung: Prof. Dr. Stefan Schreiber)
http://www.uni-kiel.de/Kardiologie/ Homepage der Kieler Klinik für Kardiologie (Direktor: Prof. Dr. med. Rüdiger Simon)
Criteria of this press release:
Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
transregional, national
Research results, Transfer of Science or Research
German
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