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03/29/2006 08:44

"Augenzeugen - Kriegsberichterstattung vom 18. bis 21. Jahrhundert": Neuerscheinung untersucht die Wechselbeziehung von Krieg und Medien

Dr. Elisabeth Hoffmann Presse und Kommunikation
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig

    Korrespondentenberichte von der Front prägen die öffentliche Wahrnehmung von Kriegen. Seit Beginn des Irakkrieges hat nicht zuletzt die Stategie des "Embedded Journalism" die Diskussion über die gegenseitige Abhängigkeit von Kriegsgeschehen und Journalismus erneut entfacht. In welchem Verhältnis stehen Krieg und Medien? Der erste Überblick über die internationale Frontberichterstattung der letzten 250 Jahre liefert Antworten und relativiert Thesen der aktuellen Diskussion. "Augen­zeugen - Kriegsberichterstattung vom 18. zum 21. Jahrhundert", herausgegeben von Prof. Ute Daniel, ist jetzt bei Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen erschienen.

    "Seit es Journalisten auf den Kriegsschauplätzen gibt - also seit der Mitte des 19. Jahrhunderts - sind Militär und Medien ebenso aufeinander angewiesen wie ihre Interessen sich in zentralen Punkten widersprechen. Das Publizitätsbedürfnis der Militärs war zu allen Zeiten hoch, es sicherte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, konnte den eigenen Ruhm erhöhen. Die Medien wiederum machen sich seit jeher die Faszination zu Eigen, die von den Bildern der Gewalt in Kriegen ausgehen", erläutert Ute Daniel, die Professorin für Neuere Geschichte am Historischen Seminar der Technischen Universität Braunschweig ist. Gleichwohl liefere die Notwendigkeit der Geheimhaltung und der Aktualitätsbedarf der Medien ein ständiges Konfliktpotenzial. Wie gehen die Journalisten mit Zensur und Kontrolle um? Welchen Einfluss haben Bilder auf die Kriegswahrnehmung und wie wirkt sich die strukturelle Veränderung der Medienlandschaft auf die Berichterstattung aus? Welche Motive bewegen die Journalisten, von der Front zu berichten? "Spätestens mit dem Ersten Weltkrieg verliert der Krieg seinen Ruf als Motor des Fortschritts", erklärt Daniel. Die Ausmaße der Vernichtung führen, so die Historikerin, hier zum Umdenken; die Reporter müssen sich positionieren. Im 20. Jahrhundert rücken zunehmend die Opfer des Krieges in der Zivilbevölkerung in den Fokus. Doch auch Berichte mit eindeutig pazifistischem Duktus würden zum Bestandteil der Kriegsmaschinerie: Bilder von Opfern lieferten der jeweiligen Gegenseite stets kriegstreiberische Argumente - ein aktuelles Beispiel sei die Rezeptionsgeschichte der Fotos aus Abu Ghraib. "Es gibt keine unschuldige Position zum Krieg."

    "In Vietnam wurde der Mythos begründet, Journalisten hätten den Krieg beendet. Unsere Untersuchungen haben aber ergeben: Die aufklärerische Wirkung der Frontberichterstattung ist meist gleich Null", erläutert Daniel. "Ich selbst war entsetzt zu sehen, wie in einigen Publikationen die Fotos von zerstückelten Körpern zu Zwecken der Propaganda eingesetzt wurden, nach dem Motto: 'Der Krieg ist hart, aber er dient einer großen Sache. Nur Feiglinge und Bürokraten schreckt das ab.' Von den brutalsten Bildern und Schilderungen ging schon immer die größte Faszination aus."

    Prof. Ute Daniel und die Ko-Autoren stehen für Fragen und Diskussionen zur Verfügung.

    Zur Person: Prof. Dr. Ute Daniel

    Geboren 1953; Studium der Geschichte, Germanistik und Linguistik in Marburg und Bielefeld; 1986 Promotion an der Universität Bielefeld; 1994 Habilitation an der Universität-GH Siegen; 1984-96 wissenschaftliche Mitarbeiterin bzw. Hochschuldozentin an der Universität-GH Siegen; seit dem Wintersemester 1996/97 Universitätsprofessorin für Neuere Geschichte an der TU Braunschweig.
    Forschung: Sozial-, Kultur-, und Geschlechtergeschichte des 18.-20. Jahrhunderts; Veröffentlichungen u. a. zum Ersten und Zweiten Weltkrieg, zur Geschichte der Höfe und des Hoftheaters, zur Geschichte der Propaganda, zur Konsumgeschichte, zur Frauengeschichte und zu Fragen der geschichtswissenschaftlichen Methodologie und Theorie.
    Lehre: Geschichte der Neuzeit (16.-20. Jh.).

    Kontakt
    Technische Unviersität Braunschweig
    Historisches Seminar
    Tel. 0531 / 391 - 3094
    E-Mail: u.daniel@tu-braunschweig.de
    Internet: www.historisches-seminar-braunschweig.de

    "Augenzeugen - Kriegsberichterstattung vom 18. zum 21. Jahrhundert"
    ist soeben bei Vandenhoeck & Ruprecht erschienen: 264 Seiten mit 30 Abbildungen und vier Schaubildern, kartoniert, 24,90 Euro, ISBN 3-525-36737-6.
    Für Presseexemplare wenden Sie sich bitte an den Verlag:
    E-Mail: pr@v-r.de
    Internet: www.v-r.de


    More information:

    http://www.historisches-seminar-braunschweig.de - Historisches Seminar der TU Braunschweig
    http://www.v-r.de - Verlag Vandenhoeck & Ruprecht


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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Media and communication sciences, Social studies
    transregional, national
    Research results
    German


     

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