idw - Informationsdienst
Wissenschaft
Studie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg weist Vorteile von Patienteninformation und Ärzteschulung nach / Neues Angebot von Kommunikationstrainings für Ärzte
Patienten können von einer "Teamarbeit" mit ihrem Arzt profitieren. Schon eine umfangreiche Information zu den Behandlungsmöglichkeiten trägt dazu bei, dass sie zufriedener sind und aktiv mit ihrer Erkrankung umgehen. Noch positiver fallen diese Ergebnisse aus, wenn ihr Arzt zuvor in einem Kommunikationstraining geschult worden ist, das ihn für die Bedürfnisse seiner Patienten empfänglicher macht.
Dies hat eine Studie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg bei Patienten mit der rheumatischen Erkrankung Fibromyalgie gezeigt, die bei dem Kongress "Patient und Arzt als Team" am 30. März / 1. April in Heidelberg vorgestellt worden ist. Die Studie wurde vom Bundesministerium für Gesundheit im Rahmen des Programms "Der Patient als Partner im medizinischen Entscheidungsprozess" gefördert.
Der Bedarf nach stärkerer Einbeziehung des Patienten in den Entscheidungsprozeß und mehr Autonomie ist in Deutschland groß: In einer Umfrage wünschten sich rund 60 Prozent der Befragten eine gemeinsame Entscheidung mit dem Arzt, knapp 30 Prozent möchten nach Information alleine entscheiden. Tatsächlich werden jedoch nur etwa 40 Prozent der Patienten vom Arzt in die Therapieentscheidung einbezogen.
Zusätzliche Patienteninformation über das Internet
Die Heidelberger Wissenschaftler verglichen in ihrer Studie drei Gruppen von insgesamt 133 Patienten, die entweder nur behandelt wurden, eine zusätzliche Patienteninformation zu Therapieangeboten im Internet (www.fibro-heidelberg.de) zur Verfügung hatten oder zusätzlich von Ärzten behandelt wurden, die als ihre "Teampartner" in einem Kommunikationstraining geschult wurden. (Diese Kommunikationstrainings werden künftig niedergelassenen Ärzten und Klinikärzten von der Heidelberger Klinik kostenlos angeboten; das Fortbildungsangebot wird als Projekt vom Bundesgesundheitsministerium gefördert.)
Fibromyalgie ("Faser-Muskel-Schmerz") ist eine chronische, nicht-entzündliche Erkrankung unbekannter Ursache, an der etwa zwei Prozent der Bevölkerung - insbesondere Frauen - leiden. In Deutschland sind mindestens 1,6 Millionen Menschen betroffen. Die Krankheit zeichnet sich durch Schmerzen in der Muskulatur und an den Sehnenansätzen aus - typisch sind "Tender-Points" (Schmerzdruckpunkte). Die Patienten klagen außerdem oft über Schlafstörungen, Müdigkeit, Morgensteifigkeit, Verdauungsstörungen, Ängste oder andere Beschwerden. Fibromyalgie ist nicht heilbar; als lindernde Therapien stehen Physiotherapie, Medikamente, Entspannungsverfahren und Psychotherapie zur Verfügung.
"Die Erkrankung ist nicht psychisch bedingt, aber viele Patienten entwickeln psychische Begleitprobleme, weil chronischer Schmerz oft zu großem Stress und Belastungen im Alltag führt, erklärt Professor Dr. Wolfgang Eich, Leiter der Sektion "Psychosomatik des Bewegungssystems" in der Heidelberger Universitätsklinik für Psychosomatische und Allgemeine Klinische Medizin. Probleme für die Patienten entstehen gelegentlich auch deshalb, weil die Erkrankung bislang weder durch Labortests noch durch technische Untersuchungen nachweisbar ist, und die Beschwerden von Ärzten nicht immer ernst genommen werden. Viele Fibromyalgie-Patienten sind unzufrieden mit ihrer Behandlung; Ärzte empfinden diese Patienten als schwierig im Umgang.
Patienten nehmen aktiv an ihrer Behandlung teil
Die Studie der Heidelberger Wissenschaftler zeigte, dass Patienten mehr Information und den Umgang mit kommunikationsgeschulten Ärzten, die ihre Patienten aktiv in Therapieentscheidungen einbeziehen, als Bereicherung empfinden. Die Patienten sind dann eher bereit, aktiv an ihrer Behandlung teilzunehmen und das Psychotherapieangebot zu nutzen. Die Zusammenarbeit mit dem Arzt wurde insgesamt positiver bewertet als in der Vergleichsgruppe; Entscheidungskonflikte und Behandlungsstress traten seltener auf. Die Patienten konnten besser mit ihren Schmerzen umgehen. Auch die Ärzte gaben an, dass der Umgang mit den Patienten weniger kompliziert und von Kooperation geprägt war.
"Alle elf Forschungsprojekte, die im Rahmen des Programms Der Patient als Partner im medizinischen Entscheidungsprozess vom Bundesgesundheitsministerium gefördert wurden, haben ähnlich positive Ergebnisse wie die Heidelberger Studie erbracht", berichtete Dr. Christiane Bieber, Oberärztin in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, bei der Pressekonferenz. Nun fördert das Ministerium fünf Anschlussprojekte: In Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik Freiburg bietet die Heidelberger Klinik kostenlose Kommunikationstrainings für Ärzte an: Mit Hilfe "standardisierter Patienten", die von Schauspielern dargestellt werden, mit Rollenspielen und Videoanalysen lernen die Ärzte, wie sie aufgeschlossen werden gegenüber den Bedürfnissen von Patienten und diese in den Entscheidungsprozeß einbeziehen, sofern sie dies wünschen.
Literatur:
Bieber Ch, Eich W et.al.: Partizipative Entscheidungsfindung als Maßnahme zur Verbesserung der Arzt-Patient-Interaktion mit Fibromyalgie-Patientinnen. Z Med Psychol 15 (2006), 1-8.
(Die angegebene Literatur kann bei der Pressestelle des Universitätsklinikums Heidelberg in Papierkopie unter contact@med.uni-heidelberg.de angefordert werden)
Im Internet:
Patient als Partner:
www.patient-als-partner.de
Integrierte ambulante Gruppentherapie für Fibromyalgie-Patienten (IGTF):
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Integrierte-ambulante-Gruppentherapie-fuer-Fibromyalgiepatienten.2710.0.html
Sektion "Psychosomatik des Bewegungssystems"
www.klinikum.uni-heidelberg.de/bewegungssystem.7856.0.html
Forschungsprojekt "Patientenbeteiligung bei medizinischen Entscheidungen":
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Patientenbeteiligung.7864.0.html
Patienteninformation über Fibromyalgie des Universitätsklinikums Heidelberg:
www.fibro-heidelberg.de/Web-Info-E.html
Online-Pressemappe zur Pressekonferenz:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Presseunterlagen.22.0.html
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 45 36
Fax: 06221 / 56 45 44
E-Mail: Annette_Tuffs@med.uni-heidelberg.de
Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology
transregional, national
Research projects, Research results
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).