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11/15/1999 14:49

"Über die Kosten die Inhalte nicht vergessen"

Dr. Martin Reuter Kommunikation und Marketing
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    Prof. Grönemeyer kritisiert Gesundheitsreform und warnt vor Zwei-Klassen-Medizin

    In seinem neuen Buch "MED. in Deutschland - Standort mit Zukunft" kritisiert Prof. Dr. med. Dietrich H.W. Grönemeyer, Lehrstuhlinhaber der Universität Witten/Herdecke für Radiologie und Mikrotherapie und Inhaber des Instituts für MikroTherapie, die gerade verabschiedete Gesundheitsreform: "Vor lauter Kostensenkung redet niemand mehr von der Gesundheit, um die es doch eigentlich gehen sollte", schreibt er Politikern und Ärzten gleichermaßen ins Rezeptbuch. Nicht zuletzt geht es ihm um die Bewusstmachung der enormen Potentiale und Kompetenzen, die im Bereich Medizin und Medizinthechnik vorhanden sind und darum, diese als Standortfaktoren zu nutzen. Zu Grönemeyers Forderungen gehören beispielsweise:
    - Hausärzte, die den Patienten und dessen familiäres Umfeld kennen, weil sie Zeit zum Zuhören haben und nicht in Fünf-Minuten-Abständen "Fälle" abhaken. So können psychische, soziale und medizinische Faktoren von Beschwerden erkannt und behandelt werden.
    - Unnötige Untersuchungen unterlassen: Viele Röntgen- und Ultraschallunter-suchungen z.B. sind medizinisch sinnlos, ja belasten oftmals den Patienten.
    Moderne Untersuchungsmethoden wie die Kernspintomographie werden andererseits zu wenig eingesetzt. Auch 100-maliges Röntgen zeigt keinen Bandscheibenvorfall, eine sinnvolle Therapie kommt dann oft zu spät. Einmal erfolgte Untersuchungen, Befunde und Patientendaten können via Datenleitung allen behandelnden Ärzten zugänglich gemacht werden. Das schont Budget und Patienten.
    - Mehr Anreiz zu dauernder Weiterbildung der Ärzte schaffen: Alle fünf Jahre verdoppelt sich das Wissen zur Zeit in der Medizin, da muss der Slogan vom "lebenslangen Lernen" endlich Ernst genommen werden, um immer die neusten Behandlungsmethoden zu kennen.
    - Medizinische Weiterbildung von Entscheidungsverantwortlichen im Gesundheitswesen (auch Politikern).

    Und Grönemeyer weiß, wovon er spricht: Als Chef von 40 Mitarbeitern in einem Institut, das sich auf endoskopische Mikroeingriffe an Bandscheiben, Tumoren und die katheterlose Herzkranzgefäßuntersuchung spezialisiert hat, kennt er die Folgen der Gesundheitsreform(en). Er plädiert für eine sinnvolle Kombination solcher hochmodernen Verfahren etwa mit naturheilkundlichen Ansätzen oder einer Umweltmedizin. "Man darf das Gesundheitssystem in Deutschland jetzt nicht mit übereilten Reformen noch weiter zerstören", warnt Grönemeyer, "schließlich haben wir schon genug Know-How-Vorsprung verloren." Grönemeyer läßt Zahlen sprechen: In der Gesundheitsbranche arbeiten 4 Mio. Menschen oder 12% aller Beschäftigten in Deutschland, die Automobilindustrie zum Vergleich bietet derzeit ca. 700.000 Arbeitsplätze. Das, so Grönemeyer, sind Argumente für einen sensiblen Umgang mit dem "Patienten Medizin". Aufgrund allzu starrer Strukturen wanderten viele Mediziner wie z.B. der Kardiologe und Erfinder der Ballon-Gefäßerweiterung Prof. Gruentzig mit ihren Forschungen und Erfindungen ins Ausland ab. Deutschland verliere seine besten Forscher und Ärzte, beklagt Grönemeyer die augenblickliche Kurzsichtigkeit von Kassen und Politikern. "In Zukunft werden wir immer mehr eine Zweiklassenmedizin in Deutschland bekommen, wenn das so weitergeht", wagt der Mediziner einen Ausblick, "die Zuzahlungen für medizinische Leistungen werden steigen, und innovative und effektive Behandlungsmethoden wird sich nur noch der leisten können, der privat versichert ist oder sonstwie direkt bezahlt."

    Weitere Informationen bei Prof. Grönemeyer, 0234/9780-113

    Das Buch von Prof. Grönemeyer, aus dem diese Thesen stammen, heißt "MED. in Deutschland - Standort mit Zukunft" und wird am 16. November im wissenschaftlichen Springer-Verlag zum Preise von DM 39,90 erscheinen.

    Prof. Grönemeyer wird dieses Buch am Donnerstag, den 18. November um 11.30 Uhr auf der Medica (Messe Düsseldorf) am Stand des Springer-Verlages (Halle 3, Stand G 45) vorstellen sowie um 16.00 Uhr einen Vortrag zum Thema in Halle 6.C, 2. Stock, Raum H halten.


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    Criteria of this press release:
    Biology, Economics / business administration, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
    transregional, national
    Science policy, Scientific Publications
    German


     

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