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05/03/2006 14:44

DJI Online Thema 5/06: Gleichstellung auf dem Prüfstand

Andrea Macion Abteilung Medien und Kommunikation
Deutsches Jugendinstitut e.V.

    Auf dem Papier macht die Gleichberechtigung kontinuierlich Fortschritte. Die Wirklichkeit sieht anders aus: Von einer Gleichstellung im Arbeitsleben kann keine Rede sein. In den Führungsetagen sind Frauen eine Rarität. Für gleiche Arbeit bekommen sie häufig weniger Geld - trotz besserer Bildungsabschlüsse. Und das Risiko, mit dem ersten Kind als bislang erfolgreiche Frau ins berufliche Abseits zu geraten, ist in Deutschland besonders hoch.

    In Schule, Ausbildung und Studium haben Mädchen und junge Frauen mächtig aufgeholt: In den Schulen sind sie den Jungen vor allem im schriftsprachlichen Bereich weit voraus. Waren an den Gymnasien im Jahr 1960 noch 40 Prozent Schülerinnen und 60 Prozent Schüler vertreten, so hat sich dieses Verhältnis mittlerweile umgekehrt. Junge Frauen schließen die Schule häufiger mit qualifizierten Abschlüssen ab als ihre männlichen Mitstreiter. 50 Prozent der Studienabschlüsse gehen auf das Konto von Studentinnen, und sie schneiden auch mit besseren Noten ab als Studenten. Während das Bildungsniveau von Männern allgemein stagniert, steigt es bei den Frauen kontinuierlich an. Das sind enorme Fortschritte in Sachen Bildung.

    Geht es aber um Geld und Macht, zeigt sich ein anderes Bild. Schon in der Ausbildung liegen die Vergütungen für die typischen Frauenberufe weit unter denen der männlichen Azubis. Auch bei Arbeitern und Angestellten erzielen Frauen noch immer geringere Einkommen. Bei der Lohngleichheit ist Deutschland das Schlusslicht unter den EU-Staaten. Der Anteil der C4-Professorinnen an den Universitäten beläuft sich auf gerade einmal 8.6 Prozent. In den Führungsetagen der deutschen Wirtschaft sind Frauen kaum zu finden. Nur ungefähr 5 Prozent der Aufsichtsratsposten sind von Frauen besetzt. Frauen sind nicht nur seltener Managerin, sondern sie sind auch häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen und geraten schneller in Armut.

    Daran haben Gleichstellungsgesetze bislang nichts ändern können. Im Unterschied zu anderen Ländern wie Großbritannien, Belgien oder Holland beginnt die private Wirtschaft in Deutschland erst langsam zu begreifen, dass sie in ihrem eigenen Interesse nicht dauerhaft auf das wertvolle Humankapital ihrer weiblichen Arbeitskräfte verzichten kann. Details zu gesetzlichen Regelungen, Bildung, Erwerbsleben und sozialer Sicherung fasst die Rubrik "Auf einen Blick" zusammen.

    Hinsichtlich der Gleichstellung am Arbeitsplatz ist also noch viel zu tun. Vor dem Hintergrund sinkender Geburtenraten, steigender Lebenserwartung und einem zu erwartenden Fachkräftemangel müsste mittlerweile allen klar sein, dass dies nicht nur im Interesse der Frauen, sondern der gesamten Gesellschaft geschieht.

    Funktionieren kann das aber nur, wenn Männer und Frauen Berufsarbeit und Familienarbeit in Zukunft gerechter aufteilen. Das betont auch PD Dr. Waltraud Cornelißen, die am Deutschen Jugendinstitut die Abteilung Geschlechterforschung und Frauenpolitik leitet im "Interview". Teilzeitarbeit zum Beispiel ist noch immer eine Domäne der Frauen, die dadurch versuchen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Auch im Familienalltag ist Gleichberechtigung zumeist "befristet" - bis zum ersten Kind. Danach beginnen trotz guter Vorsätze selbst in fortschrittlich gesinnten Partnerschaften die traditionellen Rollenmuster ihre für Frauen nachteilige Wirkung zu entfalten.

    Diese überkommenen Rollenmuster gilt es zu überwinden, wenn Gleichberechtigung nicht in der Theorie stecken bleiben soll. Am besten beginnt man damit schon in der Schule. Wie wichtig Selbstreflexion und Genderkompetenz der Lehrer und Lehrerinnen für eine Geschlechtergerechte Bildungssituation sind, erklärt Dr. Hannelore Faulstich-Wieland, Professorin für Erziehungswissenschaften in ihrem "Blick von außen". Und der Soziologe PD Dr. Michael Meuser beantwortet in seinem "Blick von außen" die Frage, ob und wie die Politik des Gender Mainstreaming in die subtilen Mechanismen von Geschlecht und Organisation nachhaltig und positiv eingreifen kann.

    Eine ausführliche Liste einschlägiger Links sowie Tipps für eine weiterführende Lektüre zum Thema Geschlechtergerechtigkeit runden das Thema ab.


    More information:

    http://www.dji.de/thema/0605


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, History / archaeology, Law, Politics, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

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