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05/11/2006 13:20

Rücktritt des Vizepräsidenten

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Erklärung zum Rücktritt als Vizepräsident der Universität Erfurt und Direktor der Erfurt School of Public Policy

    Dabei ist zu bedenken, dass (...) nichts so schwierig zu betreiben, so unsicher im Hinblick auf den Erfolg und so gefährlich in der Durchführung ist als die Vornahme von Neuerungen. Er hat hierbei alle die zu Feinden, für welche die alte Ordnung vorteilhaft ist, und findet nur laue Verteidiger an denen, welchen die neue Vorteile bringen könnte.
    Niccolo Machiavelli

    Erklärung zum Rücktritt als Vizepräsident der Universität Erfurt und Direktor der Erfurt School of Public Policy

    Am Mittwoch, den 10. Mai 2006, habe ich den Präsidenten der Universität Erfurt, Herrn Prof. Dr. Wolfgang Bergsdorf, davon unterrichtet, dass ich vom Amt des Vizepräsidenten für Forschung, wissenschaftlichen Nachwuchs und internationale Angelegenheiten sowie vom Amt des Direktors der Erfurt School of Public Policy zurücktreten werde. Die Aufgaben im Bereich internationale Angelegenheiten und in der Erfurt School of Public Policy werde ich auf Bitte des Präsidenten solange weiter wahrnehmen, bis Nachfolger gefunden sind, längstens jedoch bis zum Beginn des Wintersemesters 2006.

    In beiden Ämtern habe ich mich in den zurückliegenden fünf Jahren darum bemüht, dem Reformauftrag gerecht zu werden, den der Freistaat Thüringen der Universität Erfurt mit ihrer Gründung erteilt hat, und die Forderung der Grundordnung umzusetzen, die die Universität zu besonderen Anstrengungen verpflichtet, neue Impulse für Forschung und Lehre in die deutsche Wissenschaftsgemeinschaft zu tragen. Dies ist in gemeinsamer Arbeit mit dem Präsidenten, den anderen Mitgliedern der Hochschulleitung und den Gremien der Universität in zentralen Punkten gelungen:
    - Die Umstellung auf das konsekutive BA-MA-System hat das Lehramtsstudium inhaltlich und strukturell verbessert und ein erfolgreiches Modell geschaffen, das vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft mit dem Preis "Neue Wege in der Lehrerbildung" ausgezeichnet wurde.
    - Mit dem "PHOENIX-Prozess" vorgenommene profilbildende Strukturmaßnahmen haben bewirkt, dass die Universität auch in Zeiten unabweisbarer Sparzwänge hinreichend Handlungsspielraum hat, um die notwendigen Schwerpunkte in Forschung und Lehre zu setzen.
    - Durch die konsequente und frühzeitige Einführung der Juniorprofessur hat die Universität die durch die Gesetzesänderung eröffneten Chancen ergriffen, Nachwuchswissenschaftlern mehr Eigenständigkeit in Forschung und Lehre zu gewähren und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Universitäten zu verbessern.
    - Die Einführung von strukturierten Promotionsstudiengängen wurde in die Wege geleitet.
    - Als erste deutsche Hochschule hat die Universität Erfurt einen Studiengang "Master of Public Policy" und eine "Professional School" für Public Policy eingerichtet - eine Pionierleistung, die das nationale und internationale Profil der Universität Erfurt gestärkt und inzwischen mehrere private und öffentliche Hochschulen zu ähnlichen Angeboten animiert hat.
    - Eine Vielzahl von Austauschprogrammen, darunter solche mit prestigeträchtigen Partnern, wurden etabliert. Der Anteil des englischsprachigen Unterrichts konnte erhöht werden.
    - Es wurde ein Konzept zur Profilbildung und zur Erhöhung der Visibilität von Forschungsleistung vorgelegt, das den Anforderungen moderner Forschungspolitik und der Wettbewerbssituation zwischen den Hochschulen Rechnung trägt und vom Kuratorium der Universität Erfurt gewünscht und unterstützt wird.
    - Durch Einwerbungen am Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre wurde die Drittmittelbilanz der Staatswissenschaftlichen Fakultät deutlich erhöht.
    - Jüngst konnte auf meine Initiative hin und dank geduldiger Vorarbeit ein 1,4 Millionen Projekt für die Universität eingeworben werden, das überregional von Politik und Wissenschaft mit großem Interesse verfolgt wird.

    So erfolgreich diese und andere Maßnahmen waren - der Weg dahin war niemals leicht. In jedem einzelnen Fall mussten liebgewordene Vorstellungen und Verhaltensweisen aufgegeben werden, um Verbesserungen zu erreichen. Der Verlust des Altbekannten ist sofort offensichtlich, die mit den Neuerungen verbundenden Gewinne liegen in der Zukunft - das ist das Dilemma aller Reformen, daraus speist sich der Widerstand derer, die mit dem status quo zufrieden sind. Bewahrenswertes verteidigen kann aber nur der, der zu Veränderungen bereit ist.

    Die inhaltliche Auseinandersetzung um den Reformkurs der Universität Erfurt ist in den letzten Monaten bedauerlicherweise zu einem Streit eskaliert, der die Universität in eine ernste Krise gestürzt hat, nicht zuletzt, weil dieser Streit durch gezielte Indiskretionen und Unterstellungen, durch die Übermittlung vertraulicher Unterlagen an die Presse und durch Versuche der Skandalisierung zu einem Streit in der Öffentlichkeit wurde. Mit der Eskalation des Streits einher ging eine Personalisierung, die mir die erfolgreiche Fortführung meiner hochschulpolitischen Arbeit unmöglich macht.

    Ich danke dem Präsidenten für sein Vertrauen und für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren. Ich weiß, dass er an dem von uns gemeinsam beschrittenen Reformkurs festhalten wird und kann ihm und der Universität nur wünschen, dass mein Rücktritt die Fortsetzung dieses Kurses erleichtert.

    Alles andere wäre fatal: Die Universität Erfurt darf sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen; mit dem Ende der Reformen verlöre sie ihre Existenzberechtigung. Stillstand kann sie sich nicht leisten, weil sich die Bürgerinnen und Bürger des Freistaats Thüringen eine Universität im Stillstand nicht leisten können und nicht leisten werden. Aus Weimar kommt die Warnung: "Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen, so sei es gleich um mich getan!"

    Prof. Dr. Dietmar Herz


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Personnel announcements, Science policy
    German


     

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