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Jena. (24.11.99) Sieben Kliniken und medizinische Institute der Friedrich-Schiller-Universität arbeiten jetzt in einem neu gegründeten Mammazentrum zusammen, um im Kampf gegen die häufigste Tumorart bei Frauen, den Brustkrebs, die diagnostischen und therapeutischen Waffen interdisziplinär koordiniert einzusetzen. Dabei schöpfen die Mediziner in Jena als einem der wenigen deutschen Zentren das Spektrum an diagnostischen Möglichkeiten voll aus; die Magnetresonanz-Mammographie ist dort inzwischen Standardmethode. Außerdem suchen Prof. Dr. Achim Schneider, Chefarzt der Jenaer Frauenklinik, und seine Mitstreiter für jede Patientin nach der maßgeschneiderten Therapie mit möglichst hoher Wirksamkeit bei möglichst geringer Belastung und setzen - wie nur wenige Kollegen bundesweit - immer öfter minimalinvasive Operationsverfahren ein.
Jede zehnte Frau erkrankt in Deutschland an Brustkrebs; rund 18.000 Todesfälle jährlich registriert die Statistik. "Thüringen bildet leider kein Land der Glückseligen", erläutert Schneider, "aber mit unserer Initiative wollen und werden wir die Mortalitätsrate spürbar senken."
Die Staffette beginnt oftmals schon im Institut für Humangenetik, wo Frauen ohne Krankheitsverdacht auf ihre genetische Veranlagung hin untersucht werden können, wenn in ihrer Familie signifikant häufig Brusttumore auftraten. "Der genetische Defekt einer Mutation im Tumorsupressor-Gen, das die Krebsentstehung normalerweise zu verhindern vermag, ist als erbliches Risiko in Einzelfällen durchaus sicher zu ermitteln", erläutert Dr. Rüdiger Hauschild als zuständiger Oberarzt, "bei diesen Frauen knüpfen wir das Netz der Vorsorgeuntersuchungen wesentlich enger."
Tatsächlich spielt eine solide Früherkennung des zumeist langsam wachsenden Tumors für die Überlebenschancen der Patientin die entscheidende Rolle. Gelingt es, einen Herd zu bekämpfen, bevor er Tochtergeschwülste ausgesiedelt hat, sind die Aussichten auf vollständige Heilung für die Patientin exzellent. "Der erste entscheidende Schritt im Kampf gegen den Krebs ist in unseren Augen eine maximale Diagnostik", erläutert Prof. Achim Schneider. "Nur auf dieser Basis können wir die passgenaue Therapie finden." Deshalb nimmt er gern die Hilfe seines Kollegen Prof. Dr. Werner Alois Kaiser vom Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie (IDIR) in Anspruch, der neben der üblichen Röntgen- und Ultraschallmammographie auch die von ihm mitentwickelte Magnetresonanz-Mammographie (MRM) einsetzt.
Unter Kontrastmittelgabe machen Kaiser und sein Team mit ihren beiden topmodernen Tomographen bis zu 300 Schichtaufnahmen von der Brust und finden mit fast 100prozentiger Sicherheit alle verdächtigen Herde, die größer als 3 mm sind. Verdächtige Zonen punktieren die Ärzte zumeist sofort mit einer feinen Nadel und geben das entnommende Gewebe zum histologischen Befund weiter an das Institut für Pathologie. "Das MRM-Verfahren ist nicht billig", gesteht Achim Schneider, "fast ein Drittel der Fallpauschale, die wir von den Krankenkassen erhalten, geben wir für die MRM aus. Aber das ist es uns wert." Denn so erhalten die Ärzte ein präzises Bild von Art und Lage des Tumors und können in der wöchentlichen Sprechstunde des Mammazentrums die optimale Therapie beraten.
Nicht immer ist die Diagnose Brustkrebs gleichbedeutend mit einer Totaloperation. "Auf einen bloßen Verdacht hin kommt bei uns keine Frau unters Messer", versichert Schneider, "und wir versuchen so viel gesundes Gewebe zu schonen wie irgend möglich." Dabei denkt der Frauenarzt nicht nur an die Brust, sondern auch an die Lymphknoten der Achselhöhle. Gemeinsam mit seinen Kollegen im Institut für Nuklearmedizin hat er ein Verfahren entwickelt, um Tumorzellen speziell zu markieren, und prüft dann, ob der Sentinel-Lymphknoten in der Achselhöhle betroffen ist. "Wenn wir in diesem ,Torwächter'-Knoten keinen Marker finden, sind die dahinter liegenden fast immer frei." Über 100 Frauen wurden in Jena bereits nach dieser Methode diagnostiziert, inzwischen läuft eine bundesweite Multicenter-Studie. Für die Lymphknoten-Operation benutzt Schneider immer öfter minimalinvasive, endoskopische Verfahren, um die Spätfolgen der Behandlung auf ein Mindestmaß zu senken.
Ebenso wie die Diagnostik wird die postoperative Nachbehandlung gemeinsam geplant. "Wir müssen alle Krebszellen abtöten, um ein Wiederaufflackern der Krankheit zu verhüten", erklärt der Internist Prof. Dr. Klaus Höff-ken. Der renommierte Onkologe verfügt über ein ganzes Arsenal an medikamentösen Behandlungsmitteln, die er mit strahlentherapeutischen Einsätzen in der Radiologie kombinieren kann. "Den Durchbruch in der Krebstherapie haben wir noch nicht geschafft", konzediert er, "aber es gibt eine ganze Reihe neuer, sehr vielversprechender Ansätze."
Einen hohen Stellenwert räumen die Jenaer Medizinern deshalb auch der Dokumentation der Behandlungsfälle in Studien ein, um die Forschung voranzutreiben; auch dabei hilft das Mammazentrum. Dass dennoch jede einzelne Patientin im Mittelpunkt steht, ist für die Ärzte selbstverständlich: Zum Nachsorgekonzept gehört ebenso die psychologische Betreuung, die Prof. Dr. Bernhard Strauß in enger Zusammenarbeit mit Patientenselbsthilfegruppen ge-währleistet.
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Achim Schneider
Tel.: 03641/933063, Fax: 933064
E-Mail: aschneider@bach.med.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
E-Mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
http://www.med.uni-jena.de/mammazentrum
Das wohl sicherste Verfahren in der Brustkrebsdiagnostik ist die Magnetresonanz-Mammographie. Das Bi ...
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Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Organisational matters
German
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