idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/22/2006 11:33

Tiefsee-Hitzerekord: Wissenschaftler messen höchste jemals am Meeresboden registrierte Temperatur

Dr. Kristin Beck Corporate Communications
International University Bremen (ab Frühjahr 2007: Jacobs University Bremen)

    Während der 68. Reise des Forschungsschiffes Meteor registrierte ein international besetztes Forscherteam unter der Leitung von Andrea Koschinsky, Professor of Geosciences an der International University Bremen (IUB), die bislang höchste Temperatur von 407°C an einer heißen Quelle am Meeresboden.

    Die Wissenschaftler registrierten die Rekordtemperatur in 3000 m Wassertiefe mit einem speziellen, durch einen Tiefseeroboter gesteuerten Temperatursensor an einem so genannten "Schwarzen Raucher", einer hydrothermalen Tiefseequelle mit charakteristischer Partikelwolke im austretenden Wasser. Zudem konnte das Sieden der austretenden Fluide gefilmt werden. Gefunden wurde die superheiße Quelle im Untersuchungsgebiet der Meteor-Expedition am Mittelatlantischen Rücken bei 5 °S an der submarinen Grenze zwischen der afrikanischen und südamerikanischen tektonischen Kontinentalplatte. Die Platten bewegen sich dort pro Jahr ca. 4 cm auseinander, was hier zu häufigen Vulkaneruptionen führt. Diese Vulkane werden durch zirkulierendes Meerwasser gekühlt, das normalerweise mit Temperaturen bis ca. 350 °C am Meeresboden austritt.

    Maximale Wassertemperaturen bis zu 402 °C in hydrothermalen Tiefseequellen waren bislang nur aus dem Pazifik bekannt. "Die Erhöhung des Temperaturweltrekords um nur 5°C mag auf den ersten Blick unerheblich scheinen; sie hat jedoch erhebliche Konsequenzen", sagt die Fahrtleiterin Andrea Koschinsky. "407 °C ist nämlich eine "magische" Temperatur für Meerwasser. In 3000 m Wassertiefe stellt sie einen sogenannten Kritischen Punkt dar, wo Wasser nicht mehr als Flüssigkeit, sondern als eine Art überkritischer Dampf vorliegt. Dieser Dampf im Zwischenzustand zwischen flüssig und gasförmig löst Bestandteile aus den umliegenden Gesteinen, u.a. Metalle, auf eine ganz andere Weise als flüssiges Wasser heraus. Das Ergebnis sind superheiße Lösungen mit außergewöhnlichen Zusammensetzungen", so Koschinsky.

    Nach Meinung des Kieler Geologen Prof. Colin Devey weist die ungewöhnlich hohe Temperatur darauf hin, dass die vulkanische Aktivität in dem untersuchten Gebiet noch relativ jung ist, was auch durch Beobachtungen von frischen Lavaflüssen am Meeresboden bestätigt wurde. Trotz dieser Temperaturen ist die Umgebung der Austrittsstelle eine Oase des Lebens, denn die austretenden Lösungen liefern für die hydrothermale Lebensgemeinschaft die notwendigen Nährstoffe wie die Gase Methan, Wasserstoff und Schwefelwasserstoff, die ein exotisches Leben fernab der Sonne in den Tiefen des dunklen Ozeans ermöglichen.

    Das Expeditionsteam, dessen Ziel es ist, die Zusammenhänge zwischen Vulkanismus, Wasserzirkulation im und oberhalb des Meeresbodens und Leben an den heißen Quellen zu erforschen, entdeckte neben dem bisher einzigartigen superheißen Schwarzen Raucher noch weitere bislang unbekannte heiße Quellen. Ermöglicht wurde dies durch die auf einem deutschen Forschungsschiff erstmalig eingesetzte Kombination des autonomen Unterwasserfahrzeugs "ABE" (entwickelt vom Woods Hole Oceanographic Institute, USA) für die systematische Suche nach heißen Quellen mit dem ferngesteuerten Unterwasserfahrzeug "QUEST 5" der Universität Bremen zur Vermessung und Beprobung neu entdeckter Felder. Diese Gerätekombination kam zustande durch die internationale Kooperation im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten 6-jährigen Schwerpunktprogramms 1144 "Vom Mantel zum Ozean: Stoff-, Energie- und Lebenszyklen an Spreizungsachsen" sowie die Finanzierung durch die amerikanische Atmosphären- und Ozeanbehörde NOAA.

    An der Meteor-Reise M68/1 vom 27. April bis 02. Juni 2006 beteiligen sich, neben einem Team von der IUB, auch Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel, von der Universität Bremen, der Universität Kiel, der Universität Hamburg, der Universität Münster, dem Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie in Bremen, der University of Otago in Neuseeland sowie Wissenschaftler und Techniker vom MARUM in Bremen, der National Oceanographic Institution in Großbritannien und der Woods Hole Oceanographic Institution in den USA.

    Angehängtes Bild (in Druckauflösung, Copyright MARUM, Universität Bremen): Fluidbeprobung und Temperaturmessung in 3000 m Wassertiefe bei 407 °C mit Hilfe des Tiefseeroboters QUEST 5 am heißesten bisher bekannten "Schwarzen Raucher"


    More information:

    http://Weitere Informationen finden Sie im WWW:
    http://www.iu-bremen.de/directory/akoschinsky/index.php | Prof. Dr. Andrea Koschinsky
    http://www.ifm-geomar.de/index.php?id=cdevey | Prof. Dr. Colin Devey
    http://www.deridge.de | DFG-Schwerpunktprogramm 1144
    http://www.whoi.edu/institutes/instruments/abe.htm | Autonomes Unterwasserfahrzeug "ABE"
    http://www.rcom.marum.de/QUEST_4000_m.html | Unterwasserfahrzeug ROV "QUEST 5"


    Images

    Fluidbeprobung und Temperaturmessung in 3000 m Wassertiefe bei 407 °C mit Hilfe des Tiefseeroboters QUEST 5 am heißesten bisher bekannten "Schwarzen Raucher"
    Fluidbeprobung und Temperaturmessung in 3000 m Wassertiefe bei 407 °C mit Hilfe des Tiefseeroboters ...
    Copyright MARUM, Universität Bremen
    None


    Criteria of this press release:
    Biology, Environment / ecology, Geosciences, Information technology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).