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01/06/2000 13:54

Hohe Studierbereitschaft in Sachsen - aber Probleme mit der Finanzierung des Studiums

Ministerialrat Hartmut Häckel Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst

    Für Sachsens Gymnasiasten bleibt ein Hochschulstudium erste Wahl: Über 60% sind sich sicher, dass sie nach dem Abitur studieren wollen, weitere 22% ziehen dies in Betracht, nur 6,7% sagen: "Auf keinen Fall".
    "Mit diesen Ergebnissen einer repräsentativen Befragung sächsischer Gymnasiasten in den Abschlussklassen wird die hohe Wertschätzung eines Hochschulstudiums erneut unter Beweis gestellt. Ein "Nachlassen der Neigung zum Studium", wie erst kürzlich in der Öffentlichkeit behauptet, kann ich in Sachsen nicht bestätigen", erklärte Staatsminister Prof. Dr. Hans Joachim Meyer vor der Presse in Dresden bei der Vorstellung erster Ergebnisse einer Meinungsumfrage bei Schülern, deren Eltern und bei einem repräsentativen Bevölkerungsquerschnitt in Sachsen.
    82% der studierwilligen Gymnasiasten würden zum Studium gern an einer sächsischen Hochschule bleiben, womit erneut die Attraktivität der sächsischen Hochschullandschaft unter Beweis gestellt wird. Über 75% wollen "sobald wie möglich" mit dem Studium beginnen, nur ein Zehntel würde erst nach einer vorangegangenen Berufsausbildung studieren.
    Ähnlich positiv schätzen die Eltern der Gymnasiasten das Hochschulstudium ein. Bei 25%, die sich über den Wunsch ihrer Kinder nicht im Klaren sind, rechnen fast 60% mit einer Studienentscheidung, noch mehr - nämlich nahezu zwei Drittel - würden ihren Kindern zum Studium raten, nur 1,9% lehnen einen solchen Rat ganz ab. Auch für die Eltern ist das Hochschulstudium die bevorzugte Ausbildungsentscheidung: Auf der Notenskala von 1 bis 5 erhält das Hochschulstudium im Durchschnitt die Note 1,83, die Aussage "mit einer beruflichen Ausbildung kann man genauso viel erreichen wie mit einem Studium" dagegen nur die Note 3,31. Die Aussage: "Eine Berufsausbildung ist bei der heutigen Arbeitsmarktlage sicherer und überschaubarer als ein Studium" wird mit 3,52 von den Eltern noch schlechter bewertet.

    Fragen der Studienfinanzierung haben für fast die Hälfte der Schüler eine große Bedeutung bei ihren Überlegungen zur Ausbildung nach dem Erwerb der Hochschulreife und für über 40% von ihnen darüber hinaus einen großen Einfluss auf die Entscheidung pro oder contra Studium. Dennoch haben sich nur 20% mit diesen Problemen bereits ernsthaft befasst.
    Für diejenigen Gymnasiasten, die kein Studium beabsichtigen, sind fehlende finanzielle Voraussetzungen für ein Studium mit 46% der zweithäufigste Grund neben dem Wunsch, "bald eigenes Geld zu verdienen" (64,5%). Es sind also vor allem die mit einem Studium verbundenen direkten oder durch Lohnverzicht verursachten indirekten Kosten, die zum Studienverzicht führen. Keine vergleichbare Rolle spielen mit jeweils rund 11% die angeblich schlechten Berufsaussichten für Hochschulabsolventen oder eine fehlende Eignung für ein Studium.
    Gefragt nach den voraussichtlichen Quellen ihrer Studienfinanzierung geben 76% derjenigen, die ein Studium nicht gänzlich ausschließen eigenen Verdienst, 69% ihre Eltern und 57% Ausbildungsförderung nach dem BAföG an, über die sich allerdings erst knapp 40% tatsächlich informiert haben. Die Erwartungen stehen damit im deutlichen Gegensatz zu den tatsächlichen Leistungen des BAföG, das in Sachsen nur noch knapp 30% der Studierenden erreicht.
    Auch die Eltern bauen auf finanzielle Hilfen für das Studium ihrer Kinder: Während nur 18,6% keine Schwierigkeiten bei der Kostenbeteiligung sehen, ist für 58% der Eltern das Studium ohne staatliche oder sonstige Förderung ihrer Kinder nicht zu machen. Auch hier ist BAföG die größte Hoffnung: Zwei Drittel der Eltern rechnet damit, dass ihre Kinder BAföG erhalten.

    "Diese Ergebnisse zeigen, dass die tatsächliche Situation in der Studienfinanzierung den Erwartungen von Studieninteressierten und deren Eltern in keiner Weise gerecht wird. Ich sehe die Gefahr, dass nicht wenige ihren Studienwunsch trotz ausgeprägten Interesses und vorhandener Eignung deshalb nicht verwirklichen können", kommentierte Staatsminister Meyer diese Befunde.

    Uneinheitlich ist das Bild zur Frage der Studiengebühren. Knapp zwei Drittel der Eltern gibt an, dass bei einer Einführung von Studiengebühren "uns die Finanzierung eines Studiums nicht mehr möglich" sei. Nur 6,4% sind da ganz anderer Meinung. Über 40% der Eltern rechnen mit der Einführung von Studiengebühren in absehbarer Zeit. Die Gymnasiasten stehen Studiengebühren deutlich weniger ablehnend gegenüber als deren Eltern: nur 16,4% der Gymnasiasten und 31,3% der Eltern lehnen eine Beteiligung der Studierenden an den Kosten des Studiums grundsätzlich ab.

    In der Bevölkerung Sachsens insgesamt gibt es zu Studiengebühren widersprüchliche Meinungen: 55% stimmen bei der Befragung eines repräsentativen Bevölkerungsquerschnitts der Aussage nicht zu: "Wer studiert, soll auch etwas dafür bezahlen"; bei den Arbeitern liegt übrigens dieser Wert bei 40%, bei den zur Zeit Arbeitslosen bei 50%; auch akademikerferne Schichten der Bevölkerung rufen also nicht vorschnell nach Studiengebühren; hinsichtlich der Differenzierung nach Einkommen liegt die Ablehnung dieser These bei Bürgern im mittleren Einkommensbereich mit 65% besonders hoch.
    95% der sächsischen Bevölkerung halten es persönlich für richtig, dass der Staat jungen Leuten bei der Finanzierung des Studiums hilft, wenn sie von zu Hause nicht genügend Unterstützung bekommen. Vor die Frage gestellt, ob "Wegen BAföG das Studium heute keine Frage des Geldbeutels mehr ist" bekennen sich 2/3 der Bevölkerung zu der Aussage: "Trotz BAföG ist das Studium eine Frage des Geldbeutels". Die staatliche Ausbildungsförderung erfüllt also in den Augen der Bevölkerung nicht das in sie durch den Gesetzgeber gesetzte Vertrauen.
    In der Beurteilung der Chancen für eine BAföG-Reform urteilt die Bevölkerung wohl sehr realistisch: 30% sagen ja, sie wird gelingen, 33% sagen nein, 37% sehen sich zu keinem Urteil in der Lage. Übrigens: 84%, 81% bei Arbeitern, ist die staatliche Ausbildungsförderung nach dem BaföG bekannt.

    Die vollständige Ergebnisdokumentation und eine detaillierte Auswertung der Umfragen wird vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst im Laufe des Frühjahrs vorgelegt werden. Die Umfrage bei Schülern und deren Eltern an sächsischen Hochschulen wurde im Auftrag des SMWK von der HIS GmbH Hannover, die Befragung eines repräsentativen Bevölkerungsquerschnitts der sächsischen Bevölkerung vom Institut für Marktforschung GmbH Leipzig durchgeführt. Beide Institute haben erhebliche Erfahrungen auf dem Gebiet der empirischen Sozialforschung und sichern die Repräsentativität ihrer Erhebungen zu.


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Studies and teaching
    German


     

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