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Wissenschaft
Die Behandlung bessert die Lebensqualität
Kiel, 31. August 2006. Neue Studie zur Behandlung der Parkinson-Krankheit: Die Tiefe Hirnstimulation zur Behandlung der Parkinson-Krankheit verbessert die Lebensqualität(LQ) im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung auch dann, wenn medikamentöse Maßnahmen keine Verbesserung der LQ mehr erzielen können. Dies ist das Hauptergebnis einer deutschen multizentrischen Studie des Kompetenznetzes Parkinson unter Leitung des Koordinationszentrums Kiel.
Erste Ergebnisse dieser weltweit einmaligen Studie wurden bereits im Juni 2005 beim Parkinson-Weltkongress in Berlin vorgestellt. Nun wird die Studie in einer der renommiertesten medizinischen Zeitschriften, dem "New England Journal of Medicine" veröffentlicht (Ausgabe v. 31.8.2006) und damit die Bedeutung der Ergebnisse für die Fachwelt und für zukünftige Behandlungsmöglichkeiten von Parkinson-Patienten bestätigt.
Erstmalig wurde die Tiefe Hirnstimulation in einem kontrollierten prospektiven Untersuchungsaufbau mit einer Kontrollgruppe verglichen, die mit optimaler medikamentöser Therapie behandelt wurde. Außerdem wurde erstmals überhaupt bei Parkinson-Studien die Lebensqualität als wichtigster Haupt-Zielparameter herangezogen. In der Studie wurden 158 Patienten mit ausgeprägter Parkinson-Symptomatik entweder sofort operiert oder sechs Monate mit Medikamenten behandelt. Im Schnitt besserte sich die Lebensqualität der operierten Patienten trotz häufigerer Komplikationen um über 20 Prozent gegenüber der normalen medikamentösen Therapie und die motorischen Fähigkeiten um mehr als
40 Prozent. Bislang gab es nur Fallserien von Patienten. Jetzt steht erstmals eine mit Medikamenten behandelte Kontrollgruppe zur Verfügung, die den Direktvergleich der bisherigen und der neuen Behandlungsmethode erlaubt.
"Das Ergebnis unserer Studie wird Auswirkungen auf die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung haben", so der Studienleiter Prof. Deuschl, Neurologische Klinik der Universität Kiel. "Wir haben damit einen Weg gefunden, diesen schwerst betroffenen Patienten zu helfen. Mit den neuen Ergebnissen können wir ein Patientenprofil beschreiben, dem die Operation mit großer Wahrscheinlichkeit hilft."
Allerdings ist auch ein Ergebnis der Studie, dass schwere Nebenwirkungen bei einzelnen Patienten den Erfolg gefährden können.
In weiteren Untersuchungen werden nun die Langzeiteffekte der Tiefen Hirnstimulation überprüft sowie die Bedeutung dieser neuen Technik für jüngere Parkinson-Patienten evaluiert.
Die Studie wurde durch das Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt. Das BMBF hat medizinische Kompetenznetze mit dem Ziel gefördert, die klinische Forschung in Deutschland zu stärken und die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Die vom Kompetenznetz Parkinson durchgeführte Studie ist ein Beispiel für die Fähigkeit und Bereitschaft deutscher Wissenschaftler zur fachübergreifenden Kooperation. Die Studie konnte nur durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Neurologen und Neurochirurgen aus neun deutschen und einem österreichischen Zentrum so erfolgreich abgeschlossen werden. Die biometrische Betreuung der Studie erfolgte durch das Koordinationszentrum für Klinische Studien in Marburg. Die deutsche Parkinson-Forschung mit dem Schwerpunkt "Tiefe Hirnstimulation" hat sich mit dieser Studie in der Spitzengruppe der internationalen klinischen Parkinson-Forschung etabliert.
Die Originalarbeit können Sie über Frau Dr. S. Franke erhalten.
Studienleiter
Prof. Dr. G. Deuschl
Stellvertretender Sprecher des
Kompetenznetzes Parkinson
Direktor der Klinik für Neurologie
Christian-Albrechts-Universität Kiel
Schittenhelmstr. 10
24105 Kiel
Tel. : 0431/597-8500
Fax : 0431/597-8502
Pressekontakt
Dr. Sonja Franke
Pressereferentin des Kompetenznetz Parkinson
Klinik für Neurologie
Philipps-Universität Marburg
Rudolf-Bultmann-Str. 8
35039 Marburg
Tel.: 06421/2865 446
Fax: 06421/2865 308
Mail: sonja.franke@med.uni-marburg.de
Allgemeines zur Tiefen Hirnstimulation
Was ist die tiefe Hirnstimulation?
Bei der tiefen Hirnstimulation werden mittels eines neurochirurgischen Eingriffes Stimulationselektroden in bestimmte Hirngebiete platziert. Durch ein Hochfrequenzsignal wird die krankhaft übererregte Aktivität in diesen Arealen gehemmt und es kommt zu einer Verbesserung der Krankheitssymptome.
Seit wann wird die tiefe Hirnstimulation durchgeführt?
Erste Erfahrungen mit der tiefen Hirnstimulation bestehen seit Mitte der 80er Jahre. In Kiel wird dieses Verfahren seit 1999 in Kooperation mit der Klinik für Neurochirurgie durchgeführt.
Welche Risiken bestehen durch die Tiefe Hirnstimulation?
Die Tiefe Hirnstimulation ist ein neurochirurgischer Eingriff. Die Risiken des Eingriffes sind insgesamt als sehr gering einzustufen. Dennoch besteht die Möglichkeit einer Hirnblutung, die sehr selten auch zum Tode führen kann. Daher muss die Indikation sehr sorgfältig nach Abwägung aller Vorteile und Risiken für den Patienten gestellt werden. Alle Komplikationen werden mit dem Patienten und auch den Angehörigen vor der Operation sorgfältig besprochen.
Welche Bewegungsstörungen können behandelt werden?
In den vergangenen Jahren hat sich die Tiefe Hirnstimulation zu einer wirkungsvollen Erweiterung der Therapie von Bewegungsstörungen entwickelt. Inzwischen ist durch große klinische Studien die Wirksamkeit dieses Verfahrens bei vielen Krankheitsbildern wissenschaftlich belegt worden.
Folgende Bewegunsstörungen können mit Hilfe der tiefen Hirnstimulation behandelt werden:
· Morbus Parkinson
· Tremor (Essentieller Tremor, Tremor bei Multipler Sklerose, andere seltener Tremorformen)
· Dystonie
Wie sind die Ergebnisse der Tiefen Hirnstimulation bei Bewegungsstörungen?
Die Ergebnisse der durchgeführten klinischen Studien zeigen, dass die tiefe Hirnstimulation häufig besser wirkt als die medikamentöse Therapie. Das Ausmaß des Stimulationseffektes kann jedoch von Patient zu Patient unterschiedlich sein.
Welche Patienten kommen für die Tiefe Hirnstimulation in Frage?
Die Indikation zur tiefen Hirnstimulation wird gemeinsam von Neurologen und Neurochirurgen gestellt. U. a. wird geprüft, ob die Möglichkeiten der bisher durchgeführten medikamentösen Therapie ausreichend ausgeschöpft worden sind oder noch andere Therapieoptionen bestehen, bevor eine chirurgische Therapie eingeleitet wird.
Autoren der Studie
The German Parkinson Study Group, Neurostimulation Section
Günther Deuschl, Paul Krack, Jens Volkmann, Jan Herzog, Christine Daniels, Stephan Klebe, Delia Lorenz, Marcus O. Pinsker, Wolfgang Hamel, H. Maximilian Mehdorn
Christian-Albrechts-University Kiel
Carmen Schade-Brittinger, Helmut Schäfer, Alexander Reuss, Wolfgang Oertel,
Philipps-University Marburg
Kai Bötzel, Angela Deutschländer, Ulrich Steude, Stefan Lorenzl,
Ludwig-Maximilians-University München
Ulrich Dillmann, MD Jean Richard Moringlane,
Homburg University
Martin Krause, Volker Tronnier, Manja Kloß,
Heidelberg University
Andreas Kupsch, Doreen Gruber, Trottenberg, Gerd-Helge Schneider
Humboldt-University Berlin, Charite
Rüdiger Hilker, Volker Sturm, Jürgen Voges,
Köln University
Alfons Schnitzler, Lars Timmermann, Thomas Lars Wojtecki,
Heinrich-Heine University Düsseldorf
Jan Koy, Heinz Reichmann,
Dresden University
Wilhelm Eisner, Elisabeth Wolf, Werner Poewe,
Innsbruck Medical University
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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