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Wissenschaft
Je mehr studiert wird, desto mehr Kurzsichtigkeit tritt auf. Warum? Und wie kann man das vermeiden? Ab Oktober unterstützt die Europäische Union ein hochkarätig besetztes Forschungsausbildungsnetz mit insgesamt 3,2 Millionen Euro. Unter Führung der Tübinger Universitäts-Augenklinik wird "MyEuropia" die europäische Kompetenz auf dem Gebiet der Kurzsichtigkeitsforschung vereinen. Besonderer Schwerpunkt des Kollaborationsprojektes: die fundierte fächerübergreifende Aus- und Weiterbildung wissenschaftlichen Nachwuchses.
Ungefähr ein Drittel der Bewohner industrialisierter Länder trifft das Problem: was nicht direkt vor der Nase steht, verschwimmt. In die Ferne scharf sehen - ohne optische Hilfsmittel un-möglich. Schuld an der im Fachjargon auch Myopie genannten Kurzsichtigkeit ist in der Re-gel ein Wachstumsfehler. Der Augapfel wächst zu lang und das "scharfe Bild" entsteht nicht mehr auf der Netzhaut, sondern bereits ein Stück davor.
Die Ausprägung der Kurzsichtigkeit scheint stark durch Bildungsmöglichkeiten beeinflusst. Untersuchungen und epidemiologische Studien haben gezeigt, je mehr gelesen und studiert wird, desto häufiger tritt der Sehfehler auf. Gerade in Ländern, in denen der Ausbildungsstand schnell steigt, nimmt die Kurzsichtigkeit stark zu. So hat sie sich beispielsweise in Tai-wan bei Achtjährigen in zehn Jahren verdoppelt. In einigen Ländern im fernen Osten sind in-zwischen bis zu 90 Prozent der Bewohner der Städte kurzsichtig. Das Risiko von Komplikati-onen, wie etwa eine Überdehnung und Ablösung der Netzhaut oder gar eine Erblindung, ist zu einem ernst zu nehmenden Problem geworden.
Wissenschaftler und führende Industriepartner aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Spanien versuchen herauszufinden, welche Mechanismen und Ursachen der Myopie zugrunde liegen, und stehen in den letzten Jahren bei der Identifizierung ihrer grundlegender Mechanismen an vorderster Front. Von Oktober 2006 an fördert die Europäische Union sie für vier Jahre mit 3,2 Millionen Euro. "MyEuropia" heißt es kurz, das Europäische Marie Curie Forschungsausbildungsnetz, das unter der Führung der Universitäts-Augenklinik Tübingen die derzeitige europäische Fachkompetenz vereinen soll. Das Kooperationsprojekt will sich wissenschaftlich drei verschiedenen Aspekten widmen. Zum einen den Möglichkeiten neuer optischer Korrekturverfahren, die das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit hemmen, zum anderen aber auch den Möglichkeiten, durch Augentropfen das Längenwachstum des Auges zu hemmen. Drittens soll der Sache ganz ursächlich auf den Grund gegangen und die Gene ge-funden werden, die bei der Entstehung von Kurzsichtigkeit eine Rolle spielen.
Ein besonderer Schwerpunkt wird aber auch in der fundierten und fächerübergreifenden Aus- und Weiterbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses liegen. "Wir sind hocherfreut über diese großartige Möglichkeit, hoch motivierte junge Menschen an diesen zukunftsträchtigen Forschungsbereich heranzuführen", freuen sich die beiden federführenden Koordinatoren am Universitätsklinikum Tübingen, Prof. Frank Schaeffel und Dr. Thomas Wheeler-Schilling. "Die Möglichkeit von vielfältigen Kooperationen auf dem Gebiet der Forschung im Bereich Kurzsichtigkeit zu bündeln, stellt einen weiteren Meilenstein zum Verständnis eines unserer kostbarsten Sinne, des Sehens, dar."
Ansprechpartner für nähere Informationen:
Universitätsklinikum Tübingen
Augenklinik
Prof. Dr. Frank Schaeffel, Leiter der Sektion Neurobiologie des Auges
Calwerstr. 7/1, 72076 Tübingen
Tel. 07071/29-8 07 39, Fax 07071/29 51 96
E-Mail: frank.schaeffel@uni-tuebingen.de
Dr. Thomas H. Wheeler-Schilling,
Leiter der Stabsstelle Wissenschaftsmanagement,
Röntgenweg 11, 72076 Tübingen
Tel. 07071/29-8 76 44, Fax 07071/29 37 74
E-Mail: thomas.wheeler-schilling@uni-tuebingen.de
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research projects
German
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